Sonderausstellung im Händel-Haus "Feuerwerk und Halle-luja – 100 Jahre Händel-Feste in Halle"
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18. März 2022, 12:10 Uhr
1922 feierte Halle sein erstes Händel-Fest, das damals vier Tage dauerte. In diesem Jahr blickt die Stadt auf 100 Festspiel-Jahre zurück: eine wechselhafte Geschichte, die den jeweiligen Blick auf den Komponisten Georg Friedrich Händel stark beeinflusst hat. Eine Sonderausstellung im Händelhaus zeigt die Entwicklung der Festspiele im Spiegel der Zeit.
Seit 100 Jahren gehört das "Halleluja" aus dem Messias genauso zu den Händel-Festspielen wie die Feuerwerksmusik. Deshalb heißt die Sonderausstellung zum Festspiel-Jubiläum passend "Feuerwerk und Halle-luja". Sie wirft Schlaglichter auf die spannende Geschichte rund um das Musikfest:
100 Jahre Händel-Fest sind natürlich auch 100 Jahre gesellschafts- bzw. politische Systeme, denen sie unterworfen waren.
Vielschichtige Ausstellung
Viele Programmpunkte von damals finden sich bis heute wieder. Oratorien und Opernaufführungen gehören genauso ins Programm wie Sinfonie- und Kammerkonzerte oder Festgottesdienste.
Die Ausstellung bildet sehr lebendig die vergangenen 100 Jahre ab. Plakate und Programme, Dokumente und Handschriften, Tonaufnahmen und Filme erzählen von der komplexen Geschichte, die das Händel-Fest durchlaufen hat. Zu sehen sind auch liebevoll gestaltete Nachbildungen alter Bühnenbilder sowie Originalkostüme.
Die Festspiele zu DDR-Zeiten
Die Kuratorin Konstanze Musketa arbeitet seit vielen Jahrzehnten im Händelhaus und erinnert sich noch sehr intensiv an die Zeit, als es noch eine innerdeutsche Grenze gab: "Das hat eigentlich immer den besonderen Reiz der Festspiele ausgemacht, dass man in diesen Tagen plötzlich so viel von der großen weiten Welt, von der westlichen Welt mitbekam. Allerdings war ich zu DDR-Zeiten nicht berechtigt, mit Leuten aus dem westlichen Ausland Kontakt zu haben. Ich durfte nicht mit ihnen korrespondieren. Das blieb der Direktion vorbehalten."
Händel im Spiegel der Zeit
Wie kaum ein anderer Komponist wird Georg Friedrich Händel immer im Spiegel der Zeit betrachtet. Etwa 1935, als Propagandaminister Joseph Goebbels Halle zur Reichs-Händelfeststadt ernennt und Händel als Wikinger der Musik herhalten muss. Oder wenn Händel in der DDR als großer Aufklärer verstanden werden will. Und selbst heute versucht man Händel im Kontext der Gegenwart zu betrachten. Eine nationale Einordnung verbiete sich jedoch, meint Clemens Birnbaum. Denn Händel sei zwar in einem deutschen Teil geboren, aber Deutschland gab es zu jener Zeit noch nicht: "Er ist in einem Teil von Preußen geboren, der aber lange Zeit sächsisch gewesen war. Er war dann in der freien Hansestadt Hamburg tätig, ist nach Italien gegangen, später nach England – also daran merkt man schon, dass der Begriff heute als Europäer funktionieren könnte, aber von dem Blickwinkel eben nicht, weil der Begriff damals gar nicht präsent war", erzählt Clemens Birnbaum.
Geschichte des Händel-Klangs
100 Jahre Händel-Festspiele sind auch eine Geschichte des Klangs beziehungsweise der historischen Aufführungspraxis. Schon immer wird über eine möglichst originale Händel-Rezeption diskutiert und gestritten. Der Klang hat sich über die vielen Jahre stetig verändert. Die Tondokumente, die in der Ausstellung zu hören sind, bezeugen diesen Wandel.
Die Jubiläums-Ausstellung "Feuerwerk und Halleluja - 100 Jahre Händel-Feste in Halle" ist bis zum 8. Januar 2023 im Händelhaus Halle zu sehen.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 24. Februar 2022 | 07:13 Uhr