Im Test Pflanzen-Apps: Wie zuverlässig klappt das Bestimmen per Handy?
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21. Juni 2020, 12:14 Uhr
Im Garten, in Parks, Wäldern und am Wegesrand begegnen uns immer wieder unbekannte Pflanzen. Diese Arten lassen sich mit Hilfe von Apps auf dem Handy bestimmen. Doch nicht alle Programme funktionieren gleich gut. Wie zuverlässig Bestimmungs-Apps verschiedener Anbieter sind, haben zwei Gärtner für uns getestet. Mit dabei: Flora Incognita, Plant Net, Picture This, Leaf Snap und Plant Snap.
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Pflanzen-Apps sind äußerst praktische Helfer: Wenn man eine unbekannte Pflanze findet, spuckt die App in Sekundenschnelle einen oder mehrere Vorschläge aus, um welche Art es sich handeln könnte. Dafür reicht es aus, mit dem Smartphone Fotos von Blüte, Blättern, Früchten oder Rinde zu machen. So ist unterwegs oder auch auf dem eigenen Grundstück dank der Apps kein Bestimmungsbuch mehr nötig.
Die Tester
Unsere beiden jungen Tester waren Melanie Trinks, die als Gärtnerin im Egapark in Erfurt arbeitet, und ihr Kollege Marvin Schaller. Er studiert - nach einer Ausbildung zum Gärtner im Egapark - derzeit Landschaftsarchitektur an der Fachhochschule Erfurt. Die beiden verfügen als Gärtner über eine umfangreiche Artenkenntnis und können überprüfen, ob die Bestimmung per App tatsächlich geklappt hat. Aussagen zur Handhabung und zu den Gebrauchseigenschaften der Apps müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Sie geben ausschließlich die Meinung von Melanie Trinks und Marvin Schaller wieder.
Fünf kostenfreie Apps ausprobiert
Apps zur Pfanzenbestimmung erkennen Arten auf Fotos mit Hilfe einer visuellen Erkennungssoftware. Unsere beiden Tester haben einige der aktuell gängigsten Apps unter die Lupe genommen. Dazu zählen Plant Net, Flora incognita, Plant Snap, Leaf Snap sowie Picuture This.Einige dieser Apps bieten eine kostenpflichtige Premiumversion an. Begutachtet wurden aber nur die kostenfreien Grundversionen, die auf den verschiedenen App-Stores im Angebot sind.
Keine App erkannte das Ziergras
Melanie und Marvin probierten die Benutzungseigenschaften aus und testeten die Apps auch unter schwierigen Bedingungen. Grundsätzlich funktionierten alle fünf vorgestellten Apps sehr gut bei gerade blühenden Pflanzen. Aber bei Arten, die noch nicht blühen, bei Stauden ohne Blüten und bei Gräsern haben es die Apps schwerer. So konnte im Test keine der Apps ein Ziergras korrekt bestimmen, dass die Gärtner im Egapark fotografiert hatten. "Gräser auseinanderzuhalten ist ein bisschen schwierig, weil die Blütenstände sehr ähnlich sind", so Melanie Trinks.
Pflanzen-Apps: Die Testergebnisse im Einzelnen
Plant Net war im Test der Liebling unserer beiden Gärtner und ist ihr absoluter Favorit. Die App ist nach ihrer Einschätzung sehr zuverlässig. Sie fragt mehrere Aufnahmen von verschiedenen Pflanzenteilen ab, um so für sehr präzise Ergebnisse zu sorgen. Die Bestimmungen sind kostenfrei und die App nervt nicht durch überbordende Werbung. Außerdem wir der Nutzer zu Netzergebnissen mit zusätzliche Informationen zur betreffenden Pflanze weitergeleitet.
Flora Incognita ist ein interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena und der TU Ilmenau. Die Entwicklung der App wurde mit dem Thüringer Forschungspreis in der Kategorie Angewandte Forschung geehrt. Melanie und Marvin fanden sie besonders für heimische Pflanzenarten hervorragend geeignet, beispielsweise für Menschen, die gerne in ihrer Region wandern. Wie Plant Net verlangt auch Flora Incognita vom Nutzer mehrere Aufnahmen von einzelnen Pflanzenteilen. Dafür erhält der Nutzer auch sehr präzise Ergebnisse. Allerdings schwächelt die App bei der Bestimmung von Zierpflanzen und nicht heimischen Pflanzen.
Picture This überzeugt mit vielen Zusatzinhalten. So erhält der Nutzer zusätzliche Artikel wie die Pflanze der Woche oder saisonale Tipps wie beispielsweise zum korrekten Gehölzschnitt. Leider wird der Nutzer bei der Verwendung vom Picture This mit Werbung überschüttet und häufig aufgefordert, die kostenpflichtige Premiumversion zu kaufen. Letztlich ist nur eine zu geringe Anzahl an kostenfreien Pflanzenbestimmungen möglich.
Auch Leaf Snap erkennt fast alle fotografierten Pflanzen zuverlässig. Aber die App nervte Melanie und Marvin ebenfalls mit viel zu viel Werbung. Außerdem ist Leaf Snap nur als Version in englischer Sprache erhältlich.
Am wenigsten mochten Marvin und Melanie die App Plant Snap. Sie bietet derzeit nur 25 kostenfreie Pflanzenbestimmungen pro Tag, wartet mit relativ viel Werbung auf und kam bei Melanie und Marvin im Test gelegentlich zu unkorrekten Ergebnissen. Positiv lässt sich zu Plant Snap sagen, dass sich die App grundsätzlich für sämtliche Pflanzenarten eignet und ebenfalls zusätzliche Informationen zur bestimmten Pflanze bietet.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. Juni 2020 | 08:30 Uhr