Kloster Andechs im Frühsommer
Auch Klöster hatten Einfluss auf die Entstehung der Bauerngärten. Bildrechte: Colourbox.de

Wie alles begann Die Geschichte des Bauerngartens

03. Mai 2019, 12:34 Uhr

Der Bauerngarten: Symmetrisch, formvollendet und praktisch zugleich. Doch woher kommt die charakteristische Gartengestaltung?

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts verstand man unter einem Bauerngarten ganz allgemein einen Garten, der von Bauern angelegt und bewirtschaftet wurde. Meist lag dieser Garten nicht direkt am Haus, sondern es handelte sich eine umzäunte oder ummauerte landwirtschaftliche Ackerfläche. Zierpflanzen oder eine Gestaltung nach ästhetischen Prinzipien spielten kaum eine Rolle. Auch Obstbäume wurden noch nicht angepflanzt. Sie wuchsen außerhalb des Gartens auf einer Wiese.

Karl der Große als "Vater" der Bauerngärten

Die Wirtschaft im frühen Mittelalter war rein landwirtschaftlich aufgebaut, selbst der Kaiser musste mit seinem Gefolge vom Ertrag seiner Landgüter leben. Kaiser Karl der Große (742-814) erließ im Jahre 812 eine Landgüterverordnung, das "Capitulare de villis et curtis imperialibus". Darin bestimmte er 73 Nutzpflanzen und verschiedene Obstbäume, die in den Landgütern angebaut werden sollten.

Auszug aus dieser Pflanzenliste:

Gemüse:

  • Kohl,
  • Lauch,
  • Möhren,
  • Saubohnen,
  • Große (Dicke) Bohnen,
  • Salat

Obst:

  • Äpfel,
  • Pflaumen,
  • Kirschen,
  • Pfirsiche,
  • Holunder,
  • Stachelbeeren


Kräuter und Gewürze:

  • Bärlauch,
  • Knoblauch,
  • Diptam,
  • Amarant,
  • Salbei


Für die Zierde:

  • Rosen,
  • Lilien,
  • Malven


Den Abschluss dieser Liste bildet der Hinweis, dass jeder Gärtner auf seinem Dach Hauswurz anpflanzen solle, um böse Geister und Blitzschlag abzuwehren.

Einfluss der Klöster auf die Bauerngärten

Auch die Klöster hatten Einfluss auf die Entstehung der Bauerngärten. Und zwar auf verschiedene Weise. Die Bauern mussten im Kloster Frondienste leisten. Dort haben sie sich nicht nur Gärtner-Wissen abgeschaut, es fand auch der eine oder andere Samen seinen Weg in die Gärten der Bauern. Außerdem bemühten sich im 17. und 18. Jahrhundert viele evangelische Pastoren um eine Verbesserung der Landwirtschaft in ihren Gemeinden.

Dass auch die Struktur und Anlage der Bauerngärten auf klösterliche Vorbilder zurück gehen, ist nicht bewiesen. Viele Experten halten das für unwahrscheinlich. Denn für die sinnvolle Aufteilung eines Gartens kommen ohnehin nur ganz wenige geometrische Muster in Frage. Und die findet man auch in Gegenden der Welt, in denen es nie christliche Klöster gab.

Der Bauerngarten "Hamburger Art"

Die Geschichte des heutigen Bauerngartens beginnt erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Im botanischen Garten Hamburg legte man 1913 eine Art Ideal-Bauerngarten an. Auf relativ kleiner Fläche wurden Pflanzen sowohl nach verschiedenen Kategorien wie Obst, Gemüse, Kräuter, Zierpflanzen, als auch nach Prinzipien der Ästhetik geordnet. Solche Bauerngärten gab es vor 1900 nachweislich nicht, sie sind also keine traditionelle Gartenform.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. April 2019 | 08:30 Uhr