Auf einer rot erleuchteten Bühne tanzt ein Paar vor einer Menschengruppe, die Frau in langem Faltenkleid streckt ihr Bein gerade nach oben.
In Halle ereignet sich die Tragödie von "Romeo und Julia" in der Modewelt. Bildrechte: Yan Revazov

Empfehlungen Highlights im Theater in Halle und Leipzig im April 2025: Die besten Aufführungen

21. März 2025, 10:27 Uhr

Die Theaterhäuser in Sachsen und Sachsen-Anhalt bringen im April 2025 großartige Stücke auf die Bühne: In Halle wird die Geschichte von Romeo und Julia in die Modewelt verlegt und in einer neuen Fassung von "Der Sturm" lässt Prosperos Tochter ihren Vater zurück. In Leipzig wird eine bunte Wand aus Wolle auf bemerkenswerte Weise lebendig. Und in der Leipziger Oper ist "Salome" in der Kulisse der gefeierten Künstlerin Rosalie zu sehen. Unsere Tipps mit Adressen und Terminen – frisch für Sie zusammengestellt und jeden Monat aktualisiert!

Schauspiel in Halle: "Der Sturm. How to kill daddy" am Neuen Theater

Eigentlich ist Prospero wirklich ein liebender Vater, aber bei genauerer Betrachtung ist er auch ein manipulativer Dreckskerl. Als er eines Tages mit Magie ein Schiff an seine Inselküste spülen lässt, will er nicht nur Rache an seinem Bruder und dem König von Neapel, sondern will seine Tochter auch mit dem Königssohn Ferdinand verkuppeln. Denn er weiß, wie es läuft und wie es zu laufen hat. Doch am Neuen Theater Halle will Miranda das nicht mehr hinnehmen: Warum bestimmt ihr Vater, wie sie die Welt sehen soll und was ihre Zukunft bringen soll? In diesem Sinne ist die neue Fassung des Klassikers von Katharina Brankatschk und Finnja Denkewitz in Halle auch eine Abrechnung mit dem Patriarchat und toxischen Männern. Das besticht glücklicherweise nicht durch Theorieblöcke, sondern laut dem Kritiker Andreas Montag in der "Mitteldeutschen Zeitung" mit schauspielerischen Glanzleistungen: "Man kann lachen und mitfühlen und auch mal gerührt sein." Am Ende gibt es auch ein Happy End – allerdings ohne alte, weiße Männer.

Ein Mann in bunter Kleidung und eine Frau in hellem Outfit sitzen nebeneinander und schauen in ein Buch.
Mit seiner Tochter konnte sich der Zauberer Prospero auf eine einsame Insel retten. Bildrechte: Anna Kolata

Weitere Informationen "Der Sturm. How to kill daddy"
nach William Shakespeare in einer Fassung von Katharina Brankatschk und Finnja Denkewitz

Adresse:
Neues Theater
Große Ulrichstraße 51
06108 Halle (Saale)

Termine:
2. April, 18 Uhr
9. April, 20 Uhr

Musiktheater in Leipzig: "Salome" im Opernhaus

Rosalie war eine Ausnahme-Künstlerin, die Menschen in Leipzig vielleicht noch von der Sonderausstellung des Museums der bildenden Künste über Max Klinger und Richard Wagner kennen. Dort schuf sie drei beeindruckende Installationen, die zum Beispiel einen ganzen Raum atmen ließen. Noch bekannter war sie für ihre grandiosen Bühnenbilder. Ihre letzte Arbeit schuf die Künstlerin, die 2019 starb, für die Oper Leipzig. Der Palast des Herodes in der Oper "Salome" wird von einer riesigen Treppe aus leuchtenden Quadern dominiert. Die Kostüme changieren zwischen den Zeiten: Während die jüdische Bevölkerung dieser Geschichte in Mummenschanz aus Uraufführungszeiten gekleidet ist, wirken die Wachen wie heutige Soldaten. Die Regie ist zurückgenommen und deutet nur dezent aus. Doch was diese Produktion besonders stark macht, ist die Musik: Dieses Frühwerk von Richard Strauss ist dicht und hoch-expressiv – und das Gewandhausorchester gehört zu den Top-Orchestern, wenn es um romantische Stücke und die Werke von Strauss geht. Ab Februar ist das Stück seit einigen Jahren erstmals wieder im Programm.

Blick auf eine Bühnen mit mehreren leuchtenden, treppenförmigen Milchglas-Elementen. Auf der Bühne verteilt stehen mehrere Personen.
Das Bühnenbild zu "Salome" in Leipzig war eine der letzten Werke von rosalie. Bildrechte: Kirsten Nijhof

Weitere Informationen "Salome" von Richard Strauss

Adresse:
Opernhaus
Augustusplatz 12
04109 Leipzig

Dauer: 105 Minuten, keine Pause

Termine:
13. April, 17 Uhr

Tanztheater in Halle: "Romeo und Julia" als Ballett

Die Modewelt ist ja tatsächlich hart umkämpft, und so wirkt es durchaus stimmig, die berühmte Geschichte von Romeo und Julia – dem Paar, das sich verliebte, obwohl ihre Familien verfeindet waren – zu erzählen. Diesen Ansatz hat der hallesche Ballettchef Michal Sedláček für seine Interpretation gewählt. Während Romeo betrübt auf einer Treppe sitzt, werden immer mehr Schneiderpuppen mit Kostümkreationen hereingeschoben. Schnell kommt es zum ersten Streit zwischen Montagues und Capulets. Die getanzten Kampfszenen überzeugen den Kritiker Torben Ibs auf "tanznetz" mit ihren virtuosen und fließenden Bewegungen. Überhaupt hält er die Produktion für "sehenswert". Abgesehen vom speziellen Setting bleibt die Choreografie zur wunderbar gespielten Komposition von Sergej Prokofjew in Halle der bekannten Tragödie treu, betont dabei aber auch immer wieder die komischen Momente, die es auch schon in der Vorlage von Shakespeare gibt. Im Vordergrund steht dabei vor allem Romeo, der seine Julia über alles liebt: "Fast die gesamte Balkonszene, bei der er sie aus einer Aufbaute auf der Vorderbühne heraushebt, trägt er die Verliebte auf den Händen, wirbelt mit ihr herum. Ihrer beider Liebe ist die pure Euphorie, sie tanzen im siebten Himmel, und nichts kann ihre Stimmung trüben", so Ibs. Für eine andere Perspektive gibt es auf dem Spielplan in Halle übrigens auch das Tanzstück "Radio and Juliet" von Edward Clug, das mit modernen Mitteln und zur Musik von Radiohead das Liebesleben von Julia erkundet. Clugs Arbeit ist im April zum letzten Mal in Halle zu sehen.

Eine Person in weißem Unterhemd springt elegant mit ausgestreckten Gliedmaßen nach oben, mehrere Personen in Schwarz bewegen sich am Boden.
Der Kampf von Tybalt beeindruckt auf der Opernbühne in Halle. Bildrechte: Yan Revazov

Weitere Informationen "Romeo und Julia"
Ballett von Michal Sedláček mit Musik von Sergej Prokofjew,
Adrian Piotrowski, Sergej Radlow und Leonid Lawrowski

Adresse:
Opernhaus
Universitätsring 24
06108 Halle (Saale)

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
20. April, 18 Uhr

"Ich... | Radio & Juliet"
Choreografien von Johan Plaitano & Edward Clug mit Musik von Ryan Teague und Radiohead

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
13. April, 16 Uhr

Figurentheater in Leipzig: "Organismo" im Westflügel

In diesem Stück ist das Bühnenbild der Star: Die Regisseurin von "Organismo", Paula Riquelme Orbenes, hat dieses besondere Werk selbst gestrickt aus mehreren Kilometern Faden und zusammen mit ihrem Ensemble Maraña erweckt sie das Bild zu Leben. Die Szenerie scheint aus einer fremden Welt zu stammen, unter dem Meer oder jenseits unseres Sonnensystems. Objekte, die vielleicht an Unterwasserschwämme erinnern, blähen sich auf. Mal wühlen sich dicke und bunte Tentakel aus der Wand, mal nackte Beine. Gestalten mit langen Haarmähnen, die selbst an Wollknäuel erinnern, bewegen sich kreisend und drehend an der Wand entlang. Das wirkt mal komisch, mal abstrus, aber immer auch faszinierend. Die Performance zwischen Tanz und Figurentheater zeigt, wie jedes Leben in einem größeren Kontext, in Abhängigkeiten und Zusammenspiel existiert.

Blick auf eine bunte, aus Wollfäden geknüpfte Bühnenwand, durch die mehrere Hände greifen und eine weitere Person kopfüber taumeln lassen.
Das Gastspiel in Leipzig zeigt ein besonderes Lebensumfeld. Bildrechte: Magma Studio

Weitere Informationen "Organismo" von Maraña

Adresse:
Westflügel Leipzig
Hähnelstraße 27
04177 Leipzig

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
11. April, 20 Uhr
12. April, 20 Uhr
13. April, 16 Uhr

Tanz und Akrobatik: "Symbiosis" am Lofft

Die Wurzeln im Zirkus sind dieser besonderen Performance gleich anzumerken: Für "Sybiosis" wurde extra ein eigenes Zelt gebaut, das auch an eine futuristische Mars-Kuppel erinnert. Darin finden gleich zwei Performances statt, die sich gegenseitig ergänzen: Der Akrobat Luuk Brantjes durchmisst die gesamte Manege, widersetzt sich der Schwerkraft und lässt sich dabei unter anderem von Kohlenstaub leiten. Ganz anders ist da Kolja Huneck, der den Gegenständen seinen Willen aufzwingt, um Schallplatten zu Autoparcours zu machen oder die Objekte selbst fliegen zu lassen. Immer wieder spielt die Show auf fossile Brennstoffe und den Raubbau an der Natur an. "Symbiosis" erzählt auch vom Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie von der Balance zwischen den Dingen.

Ein Mann hangelt scih an einer Kuppel entlang und wird dabei gelb angestrahlt.
Luuk Brantjes löst sich in seiner Performance vom Boden. Bildrechte: Lili Schlinker

Weitere Informationen "Symbiosis"
ein zeitgenössisches Zirkus-Diptychon

Adresse:
Lofft
Spinnereistraße 7, Halle 7
04179 Leipzig

Termine:
24. April, 20 Uhr
25. April, 20 Uhr
26. April, 20 Uhr
27. April, 16 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Schauspiel in Halle: "Warten auf Tränengas" auf der Kulturinsel

So nah kommt man einer Revolution wohl nur selten. Das Publikum steht im Innenhof der Kulturinsel in Halle und demonstriert gegen den Präsidenten. Und nach einigem Hin und Her gelingt der Wechsel und die neue Präsidentin tritt aus der Mitte des Volkes mit vielen großen Versprechungen. Das Stück "Warten auf Tränengas" des Dramatikerduos Bernhard Studlar und Andreas Sauter erzählt von Revolution, von utopischen Hoffnungen und der Verführung der Macht. Denn die neue Regierung wird schnell zu einer Diktatur der Mehrheit, der auch der abgehalfterte Präsident per Guillotine geopfert werden soll. Am neuen Theater Halle inszeniert die Intendantin Mareike Mikat das Stück als ein Wandeltheater, in dem das Publikum den neuen Mächtigen über die Straße bis zur Kantine folgt. Das funktioniert, konstatiert in "Theater heute": "Die absolute Nähe und das unmittelbare Spiel des nur sechsköpfigen Ensembles bei diesem revolutionären Kammerspiel erzeugen den Sog der Geschichte. Nah dran sind die Zuschauenden nicht nur an den Spielenden, sondern auch am Kopf der neuen Bewegung, wo Sympathien in Zweifel umschlagen und die Idee der Demokratie noch einmal neu verhandelt wird."

Drei Personen in weißer Kleidung stehen vor einer Wendeltreppe.
Die Revolution beginnt im Innenhof des neuen Theaters in Halle. Bildrechte: Falk Wenzel

Weitere Informationen "Warten auf Tränengas" von Andreas Sauter und Bernhard Studlar

Adresse:
nt-Hof
Große Ulrichstraße 51
06108 Halle (Saale)

Dauer: 120 Minuten, keine Pause

Termine:
21. März, 18 Uhr
29. März, 18 Uhr

Musical in Leipzig: "Ein wenig Farbe" in der Musikalischen Komödie

Es war ein langer Weg, bis Helena endlich Helena sein durfte. Das Musical-Solo "Ein wenig Farbe" zeigt eine Person am Abend vor der geschlechtsangleichenden Operation vom Mann zur Frau. Für Helena ist das der Moment, um innezuhalten und auf das bisherige Leben als Mann zurückzuschauen. Sie erinnert sich, wie sie sich schon als Kind schminkte, wie sie mit einer Frau eine traditionelle Familie gegründet und als Anwalt gearbeitet hat. Wie der Wunsch wuchs, eine Frau zu sein, und wie die Gespräche mit den eigenen Eltern, den eigenen Kindern und beispielsweise der Psychiaterin liefen. In Leipzig wird das Musical von Rory Six zum ersten Mal von einer trans Person gespielt: Amy. Das ist ein besonderes Erlebnis, meint die Kritikerin Ulrike Kolter in "Der deutschen Bühne": "Die Musical-Stimme klingt weiblich-sanft, hat dennoch tenorale Power und Farbe behalten – das Publikum hängt ihr an den Lippen." Das gelingt auch, weil die Inszenierung wunderbar zwischen intimen Momenten und bunter Musical-Show wechselt. Ein Theaterstück, das neue Perspektiven ermöglicht. 

Eine Person mit rötlichen Haaren und Jacke hält eine riesige, rote Brettspielfigur in den Händen.
Mit AMY singt zum ersten Mal eine trans Person das Musical "Ein wenig Farbe". Bildrechte: Kirsten Nijhof

Weitere Informationen "Ein wenig Farbe"
Musical von Rory Six

Adresse:
Musikalische Komödie
Dreilindenstraße 30
04177 Leipzig

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
31. März, 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 20. Februar 2025 | 21:15 Uhr

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