Mi 10.07. 2024 15:00Uhr 30:00 min

MDR KULTUR - Die Klassikerlesung | 90. Todestag von Erich Mühsam (gest. am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg) Tagebücher und andere Prosa (Folge 8 von 18)

"Tagebücher 1910-1924" 3/4

Von Erich Mühsam

Komplette Sendung

Ein Foto von Erich Mühsam, Dichter, Anarchist und Bohemien. 1934 von den Nazis ermordet. 25 min
Erich Mühsam war Dichter, Anarchist, Bohémien. Schon während der Weimarer Republik warnte er vor dem heraufziehenden Faschismus. Vor 90 Jahren wurde er im KZ Oranienburg ermordet. Bildrechte: picture alliance / -/dpa | -
MDR KULTUR - Das Radio Mi, 10.07.2024 15:00 15:30
Erich Mühsam, geboren 1878 in Berlin, aufgewachsen in Lübeck, geht nach einer Apothekerlehre 1901 als freier Schriftsteller, Dichter und Publizist nach Berlin, wo u. a. Peter Hille, Paul Scheerbart und der Anarchist Gustav Landauer seine intellektuell-künstlerische Entwicklung prägen. Mühsam reist nach Italien, Wien, Paris und München und mehrfach nach Ascona zur Aussteiger-Kommune auf dem schweizerischen "Monte Verità". 1909 lässt er sich in München-Schwabing nieder, wo er eine zentrale Figur der Münchner Bohéme wird, befreundet u. a. mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger und Franziska zu Reventlow, worüber er Ende der 1920er Jahre in seinen "Unpolitischen Erinnerungen" schreiben wird. Als er sich 1910 in einem Schweizer Kurheim eine Auszeit nehmen muss, fasst er am 22. August spontan den Beschluss, Tagebuch zu schreiben. Auf tausenden von Seiten hält er bis 1924 sein Leben als anarchistischer Aktivist fest, als unbeugsamer Kämpfer für eine herrschaftsfreie Gesellschaft. Er nimmt 1916 an den Hungerdemonstrationen auf dem Münchner Marienplatz teil und versucht einen Aktionsbund antimilitaristischer Gruppen zur revolutionären Beendigung des Ersten Weltkrieges zu initiieren. 1919 gehört er mit Ernst Toller und Gustav Landauer zu den führenden Köpfen der Münchner Räterepublik, wird nach ihrem Sturz zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt, 1924 begnadigt und aus Bayern ausgewiesen. Im Berlin der Weimarer Republik kämpft er für die Freilassung politischer Gefangener und warnt vor dem heraufziehenden Faschismus. Nach dem Reichstagsbrand wird er von den Nationalsozialisten inhaftiert und am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet.
Mitwirkende
Produktion: WDR 1995
Darsteller
Mitwirkende:
Matthias Haase