Prunkvoller Saal mit hellgelber Fassade und weißen Stuckverzierungen mit Treppenaufgang und Glaskuppel
Bildrechte: Peter Enders

8. September 2024 Tag des offenen Denkmals in Thüringen: Tipps für Ausflüge rund um Jena, Weimar und Gera

06. September 2024, 15:26 Uhr

Der 31. Tag des offenen Denkmals am 8. September 2024 steht unter dem Motto "Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte". Am Sonntag öffnen zahlreiche Burgen, Schlösser, Kirchen, Mühlen oder Industriedenkmale in ganz Thüringen. Das sind unsere zehn Empfehlungen für einen Ausflug – zu besonderen Orten, die sonst oft nicht zugänglich sind. Ob in Gera, Weimar, Jena, Tambach-Dietharz, Schaala oder Kapellendorf – in Thüringen gibt es viel zu entdecken!

Weimar: gesammelte Geschichte im Marstall

Weimar ist nicht nur Goethe und Bauhaus! In der Stadt an der Ilm konzentrieren sich kulturelles und politisches Erbe wie wohl an keinem zweiten Ort in Thüringen. Das Hauptstaatsarchiv Weimar und das Landesarchiv Thüringen sammeln diese Geschichte, untergebracht sind beide im Marstall. Die Ende des 19. Jahrhunderts als Neorenaissancebau errichtete Poststation ist selbst ein geschichtsträchtiger Ort. In der Weimarer Republik beherbergte er zwei Thüringer Ministerien, später war hier die Gestapo untergebracht und ab 1952 Einrichtungen des DDR-Bezirks Erfurt.

Flacher Bau mit gelber Fassade, großem Torbogen in der Mitte und je fünf Toren und Fenstern zu jeder Seite des Eingangs
Der Marstall in Weimar hat eine bewegte Geschichte, die am Tag des offenen Denkmals am 8. September erkundet werden kann. Bildrechte: G. Krynitzki

Weitere Informationen zu Adresse und Programm (zum Ausklappen)

Marstall Weimar
Marstallstr. 2
99423 Weimar

Führungen "Erinnerungsort Gestapokeller"
Max. 15. Teilnehmende pro Führung, Anmeldung telefonisch oder vor Ort möglich.
Es wird festes Schuhwerk empfohlen.
HINWEIS: Das Angebot ist baubedingt leider nicht geeignet für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

Führungen am 08.09.2024
13 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr und 17 Uhr

Dauer: 45 Minuten

Anmeldung unter:
E-Mail: Weimar@la.thueringen.de
Telefon: +49 361 57-3421 107

Tambach-Dietharz: erste Trinkwassertalsperre Thüringens

Zum Tag des offenen Denkmals können viele Orte besichtigt werden, die sonst nie oder nur selten zu besichtigen sind. Die Alte Tambacher Talsperre wurde als erste Trinkwassertalsperre Thüringens von 1902 bis 1905 zur Wasserversorgung der Stadt Gotha gebaut. Das Industriedenkmal gibt einen Einblick in die Ingenieurskunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als Wasser nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung, sondern auch für die Industrie und als Energiequelle immer bedeutsamer wurde. In zwei Führungen kann das Innere der Staumauer erkundet werden.

Blick auf die Talsperre Tambach-Dietharz
Die Talsperre Tambach-Dietharz lädt zum Tag des offenen Denkmals ein, hinter die Kulissen zu blicken. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Weitere Informationen zu Adresse und Terminen (zum Ausklappen)

Alte Talsperre Tambarz
Talsperrenstr. 9
99897 Tambach-Dietharz (Dietharz)

Führungen
08.09.2024, 10 Uhr und 14 Uhr
Dauer: 60 Minuten

Anmeldung erforderlich:
bis 06.09.2024
E-Mail: tourismus@tambach-dietharz.de
Telefon: 036252 34428

Kapellendorf: imposante Burg mit lebendiger Gegenwart

Einst war sie der Sitz eines gefürchteten Raubritters, heute organisiert hier ein rühriger Verein kulturelle Angebote für die Region. Die Wasserburg Kapellendorf gehört zu den besterhaltenen Burgen Thüringens und kann auf eine reiche Geschichte zurückblicken. Ihre heutige Form mit Ringmauer, Wassergraben und mittelalterlichem Wohnturm erhielt die Festung schon im 14. Jahrhundert.

Wasserburg Kapellendorf
Großen und kleinen Fans von Burgen sei die Wasserburg Kapellendorf zum Tag des offenen Denkmals 2024 ans Herz gelegt. Bildrechte: MDR/Uta Burkhardt

In der Kemenate informiert heute ein Museum über die Geschichte der Anlage, hier werden auch Sonderausstellungen gezeigt. Zum Tag des offenen Denkmals werden Führungen angeboten, es gibt Musik und eine Bastelstraße für Kinder.

Ausstellungsstücke im Museum
Die Wasserburg Kapellendorf kann auf eine lange Geschichte zurückblick, über die heute das Museum in der Burg informiert. Bildrechte: MDR/Uta Burkhardt

Weitere Informationen zu Adresse und Programm (zum Ausklappen)

Wasserburg Kapellendorf
Am Burgplatz 1
99510 Kapellendorf

Öffnungszeiten
08.09.2024 10 bis 17 Uhr

Begleitprogramm
Musikalisches Rahmenprogramm, Kinderolympiade, Bastelstraße für Kinder, Ausstellung/Präsentation, Kaffee und Kuchen
Es gibt außerdem Führungen durch die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Jena: Kleinod der klassischen Moderne im Grünen

Einen geselligen Hintergedanken hatte Architekt Friedhelm Schubring, als er das Glashaus im Volkspark Jena-Paradies verwirklichte. Es fehlte an geeigneten Räumen, in denen Freunde ungezwungen Feiern konnten. Auch dafür konnte der Mehrzweckbau also genutzt werden, der sich an der klassischen Moderne eines Mies van der Rohe und dessen Pavillon zur Weltausstellung 1929 in Barcelona orientierte.

Minimalistischer Glasbau mit geraden Linien und Holzdach, umgeben von einem Park
Das "Glashaus im Paradies" in Jena soll ein Ort der Geselligkeit sein. Bildrechte: Elke Zimmermann UDSchB Jena

Der 2005 gegründete Verein "Glashaus im Paradies" bewahrt dieses architektonische Kleinod. Am Tag des offenen Denkmals 2024 sind Mitglieder des Vereins vor Ort und informieren über die Besonderheit des Baus mitten im Paradies, dessen Baubeginn sich dieses Jahr zum 50. Mal jährt.

Weitere Informationen zu Adresse und Programm (zum Ausklappen)

Glashaus im Paradies
Vor dem Neutor
07743 Jena

Programm
08.09.2024, Beginn 13 Uhr
Offener Glaspavillon im Paradies, ab 15 Uhr freies Konzert mit Schüller Band (Liedermacher aus Leipzig).
Zum Ausklang am Abend Leckeres vom Rost.

Uhlstädt-Kirchhasel: Musenhof nach Weimarer Vorbild

Carl von Stein erlebte die berühmte Zeit des klassischen Weimarer Hoftheaters aus unmittelbarer Nähe. So überrascht es nicht, dass der älteste Sohn von Charlotte von Stein, Goethes großer unerfüllter Liebe, sich auf dem Landsitz der Familie in Kochberg sein eigenes Liebhabertheater schuf.

Ein historisches Gebäude mit 4 Runden Säulen im Eingang, umgeben von einem Park mit Sträuchern und Bänken
Liebhabertheater Schloss Kochberg Bildrechte: Maik Schuck

Um das Jahr 1800 errichtet, führte Carl von Stein mit Familie, Freunden und der Dienerschaft zum Vergnügen der Gesellschaft oft selbst geschriebene Stücke auf, die er auch höchstpersönlich inszenierte! Auch heute noch ist das Liebhabertheater sehr lebendig. Kammerkonzerte, Opern- und Theateraufführungen locken Gäste von nah und fern. Weitab der Stadt wird so das Erbe der Weimarer Klassik gepflegt.

Besucher besichtigen das Liebhabertheater Schloss Kochberg
Zum Tag des offenen Denkmals 2024 lädt auch das Liebhabertheater Schloss Kochberg zu einem Besuch ein. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Weitere Informationen zu Adresse und Programm (zum Ausklappen)

Liebhabertheater Schloss Kochberg
Im Schloßhof 3
07407 Uhlstädt-Kirchhasel

Öffnungszeiten
08.09.2024, 14 bis 16 Uhr

Führungen
Es werden Führungen im einzigartigen Privattheater aus dem späten 18. Jahrhundert angeboten.

Schaala: Heimatstube mit präsidialer Vergangenheit

In unmittelbarer Nähe von Rudolstadt, im kleinen Örtchen Schaala, ereignete sich am 5. März 1941 ein Wimpernschlag der Weltgeschichte. Aus der zum Gefangenenlager umgewidmeten Porzellanfabrik flüchtete der französische Soldat François Mitterrand, der spätere Präsident Frankreichs.

Die Heimatstube Schaala ist ein kleines Museum in dieser ehemaligen Porzellanfabrik, und sie präsentiert historische Exponate zur regionalen Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von sowjetischen Offizieren genutzt, später in der DDR als Lager und für Schul- und Wohnzwecke verwendet. Im Jahr 2014 wurde das Gebäude grundlegend saniert. Heute befinden sich im Gebäude Wohnungen, das Haus gilt als Beispiel für ökologisches Bauen und wurde mit effizienter Solarthermie ausgestattet.

Wohnhaus mit grüner Fassade, davor ein terassenförmig angelegter Garten
Die Heimatstube zeigt regionale und Weltgeschichte und ist ein Musterbeispiel für ökologisches Bauen. Bildrechte: J. Thielicke

Weitere Informationen zu Adresse und Programm (zum Ausklappen)

Heimatstube Schaala
Am Schaalbach 11
07407 Rudolstadt

Öffnungszeiten
08.09.2024, 10 bis 18 Uhr

Begleitprogramm
Ansprechpartner vor Ort. Der Eintritt ist frei, eine kleine Spende darf aber gern sein.
Anmeldung unter www.heimatstube.schaala.de für einen Besichtigungstermin.

Gera: ein kleiner Palast der Republik

Das Vorbild in Berlin musste weichen, das Kultur- und Kongresszentrum in Gera hat die Wirren der Zeit überstanden. Nicht nur das, es dient bis heute als Ort der Kultur in der ehemaligen Bezirksstadt der DDR. Die Architektur ist charakteristisch für die Zeit des industriellen Bauens, durch das schnell, preiswert und funktionell öffentliche Gebäude entstanden.

Kultur- und Kongresszentrum Gera von außen
Das Kultur- und Kongresszentrum Gera ist eines der Denkmäler, die am 8. September zum Tag des offenen Denkmals besichtigt werden können. Bildrechte: Thomas Mueller

Mitte der 80er-Jahre wurde im großen Saal, der 1.700 Plätze fasst und über eine sehr gute Akustik verfügt, die beliebte Weihnachtsshow des DDR-Fernsehens "Zwischen Frühstück und Gänsebraten" gesendet.  An der 450 m2 großen Reliefwand im Foyer "Lied des Lebens" wirkten 25 Bildhauer der DDR mit.

Saal des Kultur- und Kongresszentrums Gera mit roten Sitzreihen
Blick ins Innere des des Kultur- und Kongresszentrums Gera Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Weitere Informationen zu Adresse und Terminen (zum Ausklappen)

Kultur- und Kongresszentrum Gera
Schloßstr. 1
07545 Gera

Führungen
08.09.2024: 11 bis 12 Uhr und 13 bis 14 Uhr
Führungen durch Gästeführerin Heidrun Heusinger sowie einen ehemaligen Tontechniker
Treffpunkt Eingang A (Ebene Neue Mitte)

Oßmannstedt: Getreidespeicher und Labor für graue Energie

An der Bahnstrecke zwischen Weimar und Apolda befindet sich ein bunkerartiges Gebäude, das bis zu den 70er-Jahren als Lager genutzt wurde und seit 1990 dem Verfall preisgegeben war. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich am Rand von Oßmannstedt ein Wirtschaftshof mit Lagerhallen und Gleisanschluss entwickelt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs plante die Thüringer Hauptgenossenschaft Raiffeisen dort einen als kriegswichtig angesehen Getreidespeicher. Den Bau des 25 Meter hohen Zellenspeichers übernahm die Suka-Silo-Bau aus München, vermutet wird, dass auch Zwangsarbeiter zum Einsatz kamen.

Seit 2021 ist es ein "Reallabor", in dem das Institut für Graue Energie forscht. Ein Verein von Architektinnen und Architekten will das Potenzial des Ortes in abseitiger Lage erkunden: die im Gebäude steckende sogenannte graue Energie, gebunden in der immensen Masse an Baumaterial, die Verwendung fand; die im Gebäude steckende ambivalente Geschichte; die Perspektive für ein derartiges Gebäude in dieser Lage. Ein spannendes Projekt, über das am Tag des offenen Denkmals informiert wird.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Getreidespeicher Oßmannstedt
Bahnhofstraße 9
99510 Ilmtal-Weinstraße

Öffnungszeiten
08.09.2024, 11 bis 17 Uhr

Begleitprogramm
Stündliche Führungen durch Hof und Speicher

Altenburg: Ministerialer Prunkbau im Renaissancestil

Eines der prächtigsten und historisch wertvollsten Gebäude Altenburgs ist das 1895 vollendete Herzogliche Landschafts- und Ministerialgebäude, in dem sich heute das Landratsamt befindet. Die imposante Fassade der Vierflügelanlage besteht aus gewaltigen Granit- und Sandsteinquadern. Der dreieckige Giebel, in dem zwei Löwen das sächsische Wappen halten, wird von vier Säulen getragen und zeugt vom Anspruch des Herzogtums Sachsen-Altenburg. Die Säle, in denen die Minister und die Landschaft – die Landesvertretung – einst zusammenkamen, wurden 1995 saniert und präsentieren sich wieder im alten Prunk.

Prunkvoller Saal mit hellgelber Fassade und weißen Stuckverzierungen mit Treppenaufgang und Glaskuppel
Das prunkvolle Herzogliche Landschafts- und Ministerialgebäude in Altenburg ist nur einer der Orte, die Sie am Tag des offenen Denkmals 2024 in Thüringen besuchen können. Bildrechte: Peter Enders

Weitere Informationen zu Adresse, Programm und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Herzogliches Landschafts- und Ministerialgebäude
Lindenaustr. 9
04600 Altenburg

Öffnungszeiten
08.09.2024, 10 bis 17 Uhr

Begleitprogramm
Ausstellung "Thümmels Kartenwerk im Altenburgischen" anlässlich des Thümmel-Jahres 2024 zum 280. Geburtstag und 200. Todestag des verdienstvollen Staatsmannes Hans Wilhelm von Thümmel. Darüber hinaus werden Erläuterungen zum Denkmal im Lichthof, Landschaftssaal und Ministerial angeboten.

Schlotheim: Turmwindmühle – ein echtes Original

Eine der letzten fünf Windmühlen im Unstrut-Hainich-Kreis ist die "Linke-Mühle" in Schlotheim. Dass sich hier eine der wenigen originalen Windradanlagen aus dem 19. Jahrhundert besichtigen lässt, ist einem kleinen Vereinen zu verdanken. 1861 als sogenannter Erdholländer errichtet, wurde die Mühle bis 1949 betrieben, bis 1964 dann nur noch als Lager genutzt, danach verfiel sie immer mehr. 1992 übernahm sie die Stadt, doch erst nach 2012 begann die Rekonstruktion, unterstützt auch von der Stiftung Denkmalschutz.

Schwarz-weß-Foto der Schlotheimer Mühle
Historische Ansicht der Turmwindmühle von Schlotheim, die zum Tag des offenen Denkmals 2024 zu besichtigen ist. Bildrechte: Reproduktion: Frank Blaß

Zum Tag des offenen Denkmals wird ein Rundgang durch die Mühle geboten. Wer möchte, kann selber ausprobieren, wie einst mittels Reibesteinen und Handdrehmühle gemahlen wurde, ehe Wind- und Wasserkraft genutzt wurden. Im Museum nebenan werden die Weberei- und Seilerei-Maschinen vorgeführt.

Weitere Informationen zu Adresse und Programm (zum Ausklappen)

Mühle Schlotheim
An der Mühle 5
99994 Nottertal-Heilinger Höhen

Öffnungszeiten
Geöffnet nur am 08.09.2024, 10 bis 17 Uhr

Begleitprogramm

Führungen durch das Seilermuseum und die Mühle. Erläuterung und Vorführung der funktionstüchtigen Seilereimaschinen und Webstühle. In der Mühle Schaumahlen mit Steingang, Bauernschrotmühle. Reichhaltiges Angebot an Kaffee und selbstgebackenen Kuchen sowie Deftiges vom Grill.

31. Tag des offenen Denkmals 2024 | Deutsche Stiftung Denkmalschutz Der Tag des offenen Denkmals ist die größte Kulturveranstaltung Deutschlands. Seit 1993 wird sie von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht, bundesweit koordiniert.

Quellen: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Tag des offenen Denkmals, Websites der Orte und Einrichtungen, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten / Redaktionelle Bearbeitung: Eileen Buck

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. September 2024 | 07:40 Uhr