Endlich rauchfrei - schafft Tschechien 2017 seine guten Vorsätze?
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03. Januar 2017, 11:47 Uhr
Bereits im Sommer 2016 wurde in Tschechien die Gesetzesinitiative für ein striktes Rauchverbot einstimmig von der Regierung beschlossen und mittlerweile mit einer Mehrheit vom Unterhaus im Parlament bestätigt. Stimmt der Senat, also das Oberhaus des Parlaments, ebenfalls zu, dann fällt Europas letzte Raucherbastion. Und pünktlich zum Weltnichtrauchertag im Mai, gebe es zum Bier in der tschechischen "Spelunke" keine Zigarette mehr.
Bisher konnten Kneipenwirte in Tschechien noch für sich entscheiden: Raucher- oder Nichtraucherlokal, oder eine Kneipe mit getrennten Bereichen. Einzige Regel: Schilder mussten darauf hinweisen, ob geraucht werden durfte oder nicht. Und so musste der Gast wählen, hatte aber nicht immer die Wahl.
Untergang der Spelunke
Dass das Raucherverbot nun tatsächlich kommen könnte, ist auch deshalb überraschend, weil ein ähnlicher Vorstoß im Mai 2016 scheiterte. Ein lange vorbereiteter Entwurf war so verwässert worden, dass er in der Abstimmung durchfiel. Dabei hätten die Parlamentarier laut Umfragen schon damals viele Tschechen auf ihrer Seite gehabt. Denn auch wenn sich Antirauchergruppen in den sozialen Netzwerken keiner großen Beliebtheit erfreuen, laut Umfragen des tschechischen Onlineportals "idnes.cz" und der Zeitungen "Parlamentnilisty" befürworten 60 bis 80 Prozent der Tschechen ein striktes Rauchverbot in Restaurants. Laut "eXnico", einem Zentrum zum Abgewöhnen des Rauchens, sterben bei unserem Nachbarn jedes Jahr 18.000 bis 22.000 Menschen an den Folgend des Tabakkonsums.
Jeder vierte Tscheche greift übrigens regelmäßig zur Zigarette. Und so sehen nun viele mit einem möglichen Rauchverbot auch Tschechiens Ausgehkultur untergehen. Dabei will der Online-Restaurantführer "Restuz.cz" genau das Gegenteil bemerkt haben. Denn den Raucherrestaurants liefe das Publikum weg, das zum Palatschinken eben keine Zigarette bräuchte. Nichtraucherrestaurants hätten demzufolge mehr Reservierungen über das Portal und mehr positive Bewertungen.
Sieg über die Tabaklobby
Nachdem der neue Anlauf, das Gesetz zu beschließen, nun Anfang Dezember 2016 die parlamentarische Hürde im Unterhaus genommen hat, freut sich der sozialdemokratische Gesundheitsminister Miloslav Ludvik: "Der Schutz der Gesundheit hat über die Lobby-Gruppen gesiegt." Und auch Ministerpräsident Bohuslav Sobotka äußert sich durchweg positiv: "Wir haben ein Signal gesendet, dass die Regierung es ernst meint, die Tschechische Republik unter die zivilisierten Länder einzureihen, die die Gesundheit ihrer Bürger schützen und dafür bereit sind, andere Interessen, etwa kommerzieller Natur, zu unterdrücken."
Tschechiens Helmut Schmidt
Anders sieht es für Tschechiens Präsidenten Miloš Zeman aus, dessen Interessen nicht kommerzieller, aber persönlicher Natur sind. Zeman raucht für sein Leben gern und wird häufig mit dem Satz zitiert: "Rauchen ist das beste Mittel gegen Alzheimer. Man kann daran niemals erkranken – weil man vorher stirbt!" Und so war vielleicht auch seine Reaktion auf ein Rauchverbot vorhersehbar. "Das Gesetz ist meiner Meinung nach kompletter Unsinn." Allerdings ist sich Zeman auch bewusst, dass er in einem Interessenkonflikt steht und sagte in einem Interview mit einem privaten tschechischen Radiosender Mitte Dezember 2016: "Ich werde mein Veto nicht einlegen, nur weil ich selbst Raucher bin." So wäre auch Zemans Unterschrift fast sicher – fehlt also nur noch die des Senats.