Überschatteter Feiertag Polen: Politische Debatte an Allerseelen
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15. November 2016, 09:53 Uhr
Die Ehrung der Toten hat im Katholizismus einen besonderen Stellenwert. Das zeigt sich jedes Jahr Anfang November an Allerseelen. Doch dieses Jahr wird das Fest von der Exhumierungsdebatte überschattet.
Am 2. November begeht die römisch-katholische Kirche traditionell das Gedächtnis ihrer Verstorbenen. Da Allerseelen aber kein offizieller Feiertag ist, feiern die Polen das Fest einen Tag vorher an Allerheiligen. Millionen Polen strömen dann auf die Friedhöfe, um den Verstorbenen zu gedenken.
Dazu schmücken sie die Gräber mit Blumen und Grabkerzen. Oft stellen sie auch am großen Friedhofskreuz, das es auf vielen Friedhöfen gibt, Kerzen ab. Auch Polen, deren verstorbene Angehörige im Ausland begraben sind, versammeln sich zum Gedenken auf den örtlichen Friedhöfen.
Besonders der Powązki-Friedhof im Nordosten der Hauptstadt Warschau wird dann zur Pilgerstätte. Auf dem bekanntesten Friedhof Polens sind viele Berühmtheiten begraben. Viele Menschen besuchen auch den jüdischen Friedhof an der Warschauer Okopowa-Straße. Im Judentum spielt die Totenehrung eine ebenso große Rolle.
Exhumierungsdebatte überschattet Allerseelen
Dazu gehört auch das Einhalten der Totenruhe. So sollen Katholiken und Juden die Verstorbenen in guter Erinnerung behalten und nicht schlecht über sie sprechen. Auch sollen die Leichen physisch in Frieden gelassen werden. Gerade in diesem Punkt wird Allerseelen in diesem Jahr von einer politischen Debatte überschattet.
Die Regierung will die 96 Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk exhumieren lassen. In einem offenen Brief protestieren die Hinterbliebenen dagegen und bitten auch die katholische Kirche um Hilfe. Die Angehörigen verweisen in dem Schreiben auf die Totenruhe, die es zu schützen gelte.
Exhumierungen sind in Polen gesetzlich und religiös erlaubt, sollen aber nur in gut begründeten Ausnahmefällen durchgeführt werden. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auch auf den Gefühlen der Hinterbliebenen. Dass diese in der aktuellen Debatte wirklich berücksichtigt werden, bezweifeln viele Polen.