Drogen im Abwasser Billig und Lebensgefährlich: Crystal Meth aus Tschechien
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14. März 2019, 14:00 Uhr
Rund 115 Kilogramm Crystal Meth sind 2017 in Deutschland laut Bundeskriminalamt beschlagnahmt worden. Im Jahr zuvor waren es noch rund die Hälfte. Besonders im Fokus der Ermittler ist die Grenzregion zu Tschechien, denn hier wird so viel geschmuggelt wie sonst nirgends.
11.335 Rauschgiftdelikte mit Crystal Meth gab es laut Bundeskriminalamt im Jahr 2017 in ganz Deutschland. Damit ist die Zahl steigend, im Jahr zuvor waren es noch 11.071 Delikte.
Katja M. (Name von der Redaktion geändert) aus Dresden ist nur eine von vielen Müttern, die in Mitteldeutschland mit der Droge zu kämpfen haben. Seit acht Jahren ist die 35-Jährige abhängig, lange bestimmte Crystal Meth ihren Alltag und auch den ihrer Kinder.
Dass ihre Mutter Drogen nimmt, weiß die kleine Tochter von Katja M. nicht. Die Auswirkungen aber bekommt sie seit Jahren zu spüren. Schon von klein auf musste die Tochter selbstständig sein, ihrer Mutter Entscheidungen abnehmen. Schafft Katja M. den Absprung nicht, stehen ihre Kinder für sie auf dem Spiel, denn das Jugendamt würde sie ihr wegnehmen. Das Dresdner "Mama denk' an mich"- Projekt soll Katja M. helfen, vom Crystal weg zu kommen, das in großen Mengen aus Tschechien nach Deutschland geschmuggelt wird.
1.693 stationäre Behandlungen gab es im Jahr 2015 in Sachsen, zum Vergleich: 770 Patienten waren es laut des Statistischen Landesamtes in Thüringen. Dass die Anzahl besonders im Grenzgebiet so hoch ist, verwundert nicht, denn dort ist die Beschaffungskriminalität am höchsten.
Wie viel Crystal Meth wird konsumiert?
Am Anfang konsumieren viele Abhängige sogenannte Bahnen, das sind etwa 0,2 Gramm. Bei längerer Abhängigkeit erhöht sich oft die Dosis und es gibt Drogenabhängige, die 1 Gramm Crystal Meth konsumieren.
Droge kommt in Massen über die Grenze
Im großen Stil wird in tschechischen Drogenküchen Crystal Meth hergestellt und dann über die Grenze geschmuggelt. Dass das Grenzgebiet ein Schwerpunkt ist, wurde 2018 in einer Studie zu Drogen-Rückständen im Abwasser nachgewiesen. 70 Städte in Europa nahmen freiwillig daran teil. Das Ergebnis: Die höchsten Werte an Rückständen von Crystal Meth finden sich in Erfurt, Chemnitz und Dresden. In Erfurt liegen sie bei 211,3 mg pro 1.000 Menschen pro Tag. Damit hat Thüringens Hauptstadt Chemnitz überholt. 2017 lag die sächsische Stadt nahe der tschechischen Grenze noch auf Platz 1.
Droge wird im Körper geschmuggelt
Eine Dealerin hat dem MDR von den Praktiken der Drogenschmuggler erzählt. Aufgrund der vielen Kontrollen in der Grenzregion zu Tschechien wird das Pulver in den Körper eingeführt, so sei es für die Ermittler schwerer zu finden. Doch die erfahrenen Beamten kennen auch diese Tricks.
Ich brauche eine Tüte für die Überraschungseier. Sinn und Zweck ist, dass ich eine Frau bin und packe das Gekaufte dann hier rein und führe es innerlich mit mir. Bis zur Zieladresse lasse ich es halt in mir.
Auf tschechischer Seite hat die Polizei besonders die sogenannten Asia-Märkte im Visier, denn dort wird das Crystal verkauft, das in Drogenlaboren entlang der Grenze produziert wird. Trotz der Kontrollen gelangen täglich große Mengen der Droge unbemerkt nach Deutschland.
Droge zerstört Leben
Einmal auf dem Markt, zerstören sie dann Leben wie das von Katja M. Mit einer Psychologin der Uniklinik Dresden arbeitet sie daran, von der Droge wegzukommen. Momentan sind rund zehn Frauen in dem Projekt untergebracht. Viele machen es wie Katja M. ihren Kindern zuliebe. Immer wieder muss sie zur Therapiesitzung und zum Drogentest. Dabei bleibt eine Krankenschwester in der Toilette stehen, den Frauen soll keine Möglichkeit zum Betrug gegeben werden. Alltag neu lernen und Verantwortung üben, das klingt leichter als es ist. Doch für ihre Kinder will Katja M. kämpfen, denn die billige Droge Crystal Meth könnte ihr teuer zu stehen kommen, wenn sie ihre Kinder für immer verlieren würde.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR aktuell | 19.01.2019 | 18:00 Uhr