Schleppende Mülltrennung
Mit Abfall lässt sich in Westeuropa eine Menge Geld verdienen. Wie viel Hausmüll wird auf der Halde in Cluj tatsächlich recycelt?
Nach Schätzungen der Umweltaufsicht von Cluj-Napoca werden auf der Deponie rund 30 Prozent des Abfalls recycelt. Der Rest wird unsortiert im Boden verklappt, verbrannt oder rottet auf der Halde langsam vor sich hin. Leider gibt es bei unseren Stadtpolitikern kaum Interesse, dass die Mülltrennung besser funktioniert als bislang. Wir wären auch ein Stück weiter, wenn die Bürger verstehen würden, wer ihren Müll sortiert: Die Roma, die man in Rumänien immer so gern als faul und arbeitsscheu darstellt, kümmern sich in Pata Rat um unseren Dreck. Sie sind für mich die wirklichen Umweltschützer unserer Stadt.
Laut EU-Statistikamt Eurostat landen 95 Prozent der Abfälle in Rumänien unsortiert auf Deponien. Warum gehört Ihr Land bei der Mülltrennung zu den Schlusslichtern der EU?
Es gibt viele Gründe: Mangelndes Interesse der Bürger, Korruption, aber auch ein schwacher Staat, der für die Mülltrennung keine langfristige Strategie entwickelt hat und auch nicht darauf drängt, dass die Industrie die vereinbarten Recyclingquoten erfüllt. Auf dem Papier weisen die Konzerne Quoten aus, die sie in Wirklichkeit gar nicht umsetzen. Sanktionen gegen diesen Betrug gibt es jedoch nicht.
Über 4.000 Rumänen haben deshalb im Januar eine Petition ans Umweltministerium unterzeichnet, hier mehr Druck auf die multinationalen Konzerne auszuüben. Die Petition zeigt, dass sich in der Öffentlichkeit etwas regt. Doch die Lobby der Konzerne ist groß. Vor Jahren haben sie beispielsweise beim Umweltministerium die Einführung eines Dosenpfandes verhindert.
Seit Jahren verspricht die Stadtverwaltung eine Müllsortieranlage nach westeuropäischem Vorbild, die die Deponie ersetzen soll. Was ändert sich damit für die Roma von Pata Rat?
Ich glaube nicht, dass die Anlage wie geplant bis 2019 fertig ist, eben weil der Bau immer und immer wieder wegen Korruptionsskandalen verschoben wurde. Aber die Arbeitsbedingungen bei der Müllsortierung wären dann deutlich andere. Es ist unklar, ob die Stadtverwaltung die Roma in Pata Rat auffordern wird, sich in der Anlage um einen Job zu bewerben.