"Böhmerland – das sudetendeutsche Motorrad. 12 Jahre erprobt – bewährt – beliebt", lockt dieser Werbeslogan. In der Tschechoslowakei wurden die Maschinen unter dem Namen "Cechie" verkauft. Der Autodidakt und ursprüngliche Fahrrad-Mechaniker Albin Hugo Liebisch aus Rumburk entwarf und baute die "Böhmerland" in Krasna Lipa (Schönlinde) in Nordböhmen, wo heute auch die Traditionstreffen stattfinden.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Eine "Böhmerland", wie sie in den 1920er- und 30er-Jahren gebaut wurde, ist eine gleichermaßen geniale wie schrullige Konstruktion. An diesen Maschinen sieht man bereits die gewaltigen Ausmaße der Drei- und Mehrsitzer. Mit Beiwagen konnten bis zu fünf Menschen mitfahren. Gut zu erkennen ist auch die eigenwillige Platzierung des Motors vor dem Fahrer.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Mit über drei Metern gilt die Böhmerland bis heute als das längste Serienmotorrad der Welt. Zum Vergleich: Selbst moderne "Dickschiffe" wie eine Triumph Rocket oder die Honda Goldwing messen knapp zweieinhalb Meter. Und wie ist es, so ein Monstrum zu fahren? "Einen Sumoringer zum Wiener Walzer zu bitten, scheint die leichtere Übung", schrieb das Fachblatt "Motorrad" einmal.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
"Böhmerland – das sudetendeutsche Motorrad. 12 Jahre erprobt – bewährt – beliebt", lockt dieser Werbeslogan. In der Tschechoslowakei wurden die Maschinen unter dem Namen "Cechie" verkauft. Der Autodidakt und ursprüngliche Fahrrad-Mechaniker Albin Hugo Liebisch aus Rumburk entwarf und baute die "Böhmerland" in Krasna Lipa (Schönlinde) in Nordböhmen, wo heute auch die Traditionstreffen stattfinden.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Begeisterndes finden Technik-Fans schon ganz vorne an der Böhmerland. An der Vordergabel leistet eine Parallelogramm-Schwinge das, was man heute von Teleskop-Gabeln kennt. Die Zugfedern links und rechts sollen Unebenheiten der Fahrbahn ausgleichen. Gut erkennbar sind auch die Leichtmetall-Gußräder. Die fanden erst Jahrzehnte später wieder ihren Weg in Serienmotorräder. Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Das optische Schmuckstück war technisch revolutionär: etwa durch den aus einem Rohr geschweißten Rahmen. Die Böhmerland war das erste Motorrad mit solch einer Konstruktion. Und das durch kräftige Farben hervorgehobene Gestänge erinnert an moderne Designs. Die Böhmerland ist sozusagen ein Urahn der Naked Bikes, wie Ducati Monster und Co. Auch die Blechkiste am Heck - der Kofferraum - ist sicherlich nicht hässlicher als die Alukoffer heutiger Tourenmotorräder.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Apropos schrullige Konstruktion: Die "Torpedos" am Heck der Maschine enthalten keine Geheimwaffen á la James Bond. Es handelt sich um die Tanks. Zehn Liter fasste dieser und außer Benzin waren auch Diesel und Heizöl als Treibstoff möglich. Die weiter vorne am Motor liegenden Tanks beinhalteten Schmiermittel. Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Dass er in einer Reihe mit den Herren Otto und Diesel landen würde, war für den Erfinder und Tüftler Liebisch offenbar keine Frage. Seine luftgekühlten Einzylinder leisteten zunächst 16, später bis zu 24 PS. Die sollten die Maschine auf bis zu 130 km/h beschleunigen. Das Schmuckstück auszufahren, bedeutet allerdings echte Knochenarbeit. Die 600 Kubikzentimeter des Motors übertrugen ihre Schwingung nämlich direkt auf das Gestänge und damit auch den Lenker. Wer seinerzeit übrigens eine Böhmerland wollte, musste sie direkt in Schönlinde abholen. Verkauf und Vertrieb waren für Liebisch nicht so interessant wie technische Finessen.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Rostig, aber heute noch fahrtüchtig sind einige der Scheunenfunde. Insgesamt wurden zwischen 1925 und 1939 circa 3.000 Motorräder der Marke gebaut. Man schätzt, dass heute noch etwa 75 davon existieren, 40 davon seien noch fahrtüchtig. Der Konstrukteur Liebisch erlebte die Renaissance seiner Erfindung nicht mehr. Die Produktion endete mit dem heraufziehenden Krieg, Liebisch musste Böhmen verlassen und starb 1965 in Passau.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Seine Fans verehren ihn und seine Maschinen dafür heute umso mehr und nehmen für das Treffen in der Böhmischen Schweiz teils weite Anreisen auf sich. Denn es ist auch eine wichtige Gelegenheit, um Ersatzteile für die seltenen Maschinen zu bekommen. Und farbenfroher als bei den meisten Harley-Treffen geht es in Krasna Lipa auf jeden Fall zu.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Karel Horky hat mit 85 ungefähr genauso viele Jahre auf dem Buckel wie seine Lieblings-Maschinen. Beim Treffen in Krasna Lipa ist er der mit der größten Böhmerland-Erfahrung, denn er hat eine der umfangreichsten Böhmerland-Sammlungen überhaupt zusammengetragen. Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Ehrensache, dass man auf solchen Maschinen keine ordinären Motorrad-Kombis trägt. Die "echten Böhmerländer" Karel Horky Senior, sein Junior nebst Frau und Tochter präsentieren stolz die Originaltracht für nostalgische Biker.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Schon damals einfach nur ein Motorrad: Neben den Böhmerland-Maschinen hat diese Harley aus dem Jahr 1928 einen schweren Stand. Ein Motorrad, auf dem nur einer sitzen kann? Albin Hugo Liebisch dürfte dafür nur ein ziemlich müdes Lächeln übrig gehabt haben.
(Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im TV: 08.09.2017, 17:45 Uhr.)Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner
Das optische Schmuckstück war technisch revolutionär: etwa durch den aus einem Rohr geschweißten Rahmen. Die Böhmerland war das erste Motorrad mit solch einer Konstruktion. Und das durch kräftige Farben hervorgehobene Gestänge erinnert an moderne Designs. Die Böhmerland ist sozusagen ein Urahn der Naked Bikes, wie Ducati Monster und Co. Auch die Blechkiste am Heck - der Kofferraum - ist sicherlich nicht hässlicher als die Alukoffer heutiger Tourenmotorräder.Bildrechte: MDR/Thomas Kirschner