"Made in Poland" Kampf ums Luxus-Auto

12. September 2018, 11:18 Uhr

Der "Warszawa M20" war eine edle Limousine, erschwinglich nur für Auserwählte in der Volksrepublik Polen. Zwei ehrgeizige Unternehmer aus Krakau und Breslau wollen ihn zu neuem Leben erwecken und liefern sich einen erbitterten Wettstreit.

Es sollte ein ganz großer Auftritt werden für das neue, alte Luxus-Auto aus polnischer Produktion. Auf dem Wirtschaftsforum in Krynica Anfang September stellten die Macher des "Warszawa M20 GT" ihren Prototypen vor: Orange-rot mit beige-farbener Lederinnenausstattung, über das Armaturenbrett schlängelt sich der elegante Schriftzug "Warszawa".

Warszawa M20 GT
Der "Warszawa M20 GT" der Firma KHM aus Krakau. Bildrechte: KHM Motor Poland

Doch in Polen hat ein Wettlauf begonnen, wer die Luxus-Limousine aus den 50er-Jahren schneller zu neuem Leben erweckt. Derzeit scheint die Firma KHM Motor Poland aus Krakau die Nase vorn zu haben. Davon konnten sich die Besucher in Krynica überzeugen. Firmeninhaber Grzegorz Kula baut seit 2013 an seiner Neuauflage des "Warszawa". Sehr zum Unmut der Konkurrenzfirma aus Breslau. Dort basteln Michał Koziołek und seine Mitstreiter seit 2012 am "Nowa Warszawa".

Auto Concept-Model - Nowa Warszawa
Der "Nowa Warszawa" aus Breslau. Bildrechte: NewWarsaw.com/KoziolekDesign.com

Die Krakauer beanspruchen den Markennamen für sich

Die beiden Firmen sind nicht gut aufeinander zu sprechen. "KHM Motor Poland aus Krakau ist ein Jahr nach uns an den Start gegangen. Das erste, was sie damals gemacht haben, war uns eine Aufforderung zu schicken, dass wir den Markennamen 'Nowa Warszawa' nicht mehr verwenden dürften", ärgert sich Koziołek im Gespräch mit dem MDR.

Warszawa M20 GT
Der "Warszawa M20 GT" der Firma KHM aus Krakau. Bildrechte: KHM Motor Poland

Grzegorz Kula von der Konkurrenz beruft sich darauf, dass das sein gutes Recht sei. "Unser Anwalt hat einen Brief geschickt, dass sie den Namen 'Warszawa' unrechtmäßig verwenden, denn wir haben uns alle Rechte an dem Namen gesichert." Polnische Medien schreiben, dass sich Kula in der Tat die Markenrechte an "Warszawa" gesichert habe – allerdings nur für das Spielzeugauto. Kula widerspricht dem.

Auch ein anderes Detail sorgt für Unmut zwischen den Konkurrenzfirmen: der Motor. Auf der Webseite von KHM Motor Poland heißt es: "Das Projekt Warszawa M20 GT basiert auf Teilen des Ford Mustang GT 2016."

Auto Concept-Model - Nowa Warszawa
Der "Nowa Warszawa" aus Breslau. Bildrechte: NewWarsaw.com/KoziolekDesign.com

Überhaupt erinnert das Design auffällig an den US-Kultsportwagen. "Es ist natürlich leicht, sich einfach einen großen Sponsor zu suchen und auf dessen Expertise zurückzugreifen", sagt Konkurrent Koziołek. "Wir nutzen einen BMW-Motor. Ansonsten ist beim 'Nowa Warszawa' alles selbst designt, weil wir Liebhaber sind und unsere eigenen Mittel in die Entwicklung stecken."

Neuauflage des Luxus-Autos soll bis zu 1 Million Złoty kosten

Auch von anderer Seite regnet es Kritik am Statement von KHM Motor Poland. Kaum veröffentlicht, meldet sich Ford zu Wort und widerspricht in einer Stellungnahme: "Es wurde zwischen der Firma KHM Motor Poland und Ford Europe nie ein Vertrag über irgendeine Art von Kooperation unterschrieben. Die Verwendung des Ford-Logos auf der Internetseite von KHM Motor Poland mit der Information über solch eine Zusammenarbeit ist unrechtmäßig."

Wettkampf auf vier Rädern Der Wettstreit in Bildern...

Warszawa M20 GT
In Polen ist ein Wettlauf um das Kultauto "Warszawa" aus den 50er-Jahren entbrannt (links im Bild). Bildrechte: KHM Motor Poland
Warszawa M20 GT
In Polen ist ein Wettlauf um das Kultauto "Warszawa" aus den 50er-Jahren entbrannt (links im Bild). Bildrechte: KHM Motor Poland
Autoproduktion
Der erste "Warszawa" lief am 6. November 1951, dem Jahrestag der Oktoberrevolution, vom Band. Bis 1973 wurden mehr als eine Viertelmillion Exemplare gebaut. Nun soll es eine Neuauflage geben. Bildrechte: Narodowe Archiwum Cyfrowe
Warszawa M20 GT
Die Frage nur: Welches Modell und welcher Autobauer? Erst kürzlich präsentierte die Firma KHM Motor Poland aus Krakau ihren Prototypen "Warszawa M20 GT" in orange-rot... Bildrechte: KHM Motor Poland
Warszawa M20 GT
...und beige-farbener Lederinnenausstattung samt elegantem Schriftzug "Warszawa", der sich über das Armaturenbrett schlängelt. Bildrechte: KHM Motor Poland
Auto Concept-Model - Nowa Warszawa
Sehr zum Unmut einer Firma aus Breslau. Dort basteln die Macher seit 2012 am "Nowa Warszawa" (im Bild) - also schon ein Jahr länger als die Konkurrenz aus Krakau. Bildrechte: NewWarsaw.com/KoziolekDesign.com
Auto Concept-Model - Nowa Warszawa
Als ob das nicht schon genug Konfliktpotential bieten würde, hat die Firma KHM dem Breslauer Hersteller nun auch noch untersagt, den Markennamen "Nowa Warszawa" zu verwenden. Bildrechte: NewWarsaw.com/KoziolekDesign.com
Auto Concept-Model - Nowa Warszawa
Der Grund: KHM habe sich den Markennamen gesichert, behauptet der Firmeninhaber. Bildrechte: NewWarsaw.com/KoziolekDesign.com
Der Warszawa lief zwischen 1951 und 1973 vom Band. Drei Dessignstudenten aus Wroclaw wollen der Legende neues Leben einhauchen - als Luxusvariante.
Polnische Medien schreiben, dass sich KHM in der Tat die Markenrechte an "Warszawa" gesichert habe – allerdings nur für das Spielzeugauto. KHM widerspricht dem allerdings. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Warszawa M20 GT
Abgesehen vom Namensstreit gibt es Unterschiede in Design und Motorisierung. So basiert das Projekt "Warszawa M20 GT" von KHM auf Teilen des Ford Mustang "GT 2016", heißt es auf der Website. Bildrechte: KHM Motor Poland
Auto Concept-Model - Nowa Warszawa
Unter der Haube des "Nowa Warszawa" schlummert hingegen ein BMW-Motor. Bildrechte: NewWarsaw.com/KoziolekDesign.com
Warszawa M20 GT
Immerhin, in einem Punkt sind sich die beiden Konkurrenten aus Krakau und Breslau einig: über den Preis... (rechts im Bild der "M20 GT" von KHM aus Krakau, links der alte "M20" aus den 50er-Jahren) Bildrechte: KHM Motor Poland
Der jetzige Besitzer Marek Schramm fährt am 31.03.2014 in Ilmenau (Thüringen) mit einem PKW "FSO Warszawa" vom Typ "M20".  Nach den Autopapieren war das Fahrzeug als _KR 96 13_ auf Karol Wojtyla ausgestellt und von 1958 bis 1977 im Besitz des späteren Papstes. Schramm hat das Auto im Originalzustand belassen und wieder fahrbereit gemacht.
Denn wie schon sein Vorbild aus Volksrepublikzeiten dürfte auch der neue "Warszawa" – sei es nun der "Nowa" oder der "M20 GT" – kein Auto für Jedermann werden. Der Kaufpreis soll irgendwo zwischen 100.000 und 1 Million Zloty liegen. (Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im TV | 03.08.2018 | 17:45 Uhr) Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel
Alle (12) Bilder anzeigen
Warszawa M20 GT
Bildrechte: KHM Motor Poland

"Vielleicht war es unnötig, das Logo von Ford auf unsere Seite zu stellen, aber das geschah nur auf Grund unserer Wertschätzung für diese Marke", entgegnet Kula. Man habe sich mit einem Zulieferer von Ford, der Firma "Sauer und Sohn", über die Zusammenarbeit verständigt. Es sei wohl intern zu Missverständnissen gekommen, die nun aber gelöst seien.

Immerhin, in einem Punkt sind sich die beiden Konkurrenten aus Krakau und Breslau einig: über den Preis. Denn wie schon sein Vorbild aus Volksrepublikzeiten dürfte auch der neue "Warszawa" – sei es nun der "Nowa" oder der "M20 GT" – kein Auto für Jedermann werden. Der Kaufpreis soll irgendwo zwischen 100.000 und 1 Million Złoty liegen.  

(ele)

Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im: TV | 03.08.2018 | 17:45 Uhr