Automarken des Ost-Blocks: Ausgebremst oder auf der Überholspur?
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Langweilig, billig verarbeitet, Schrott: Ein Eindruck, den Manche von den Autos des Ostens haben. Doch viele erinnern sich auch noch an die Schmuckstücke, von denen es wirklich genug gab. Denn schließlich wurden im Ostblock mehr als 20 verschiedene Automarken produziert. Bis heute überlebt haben aber nur wenige.
Trabant und Wartburg haben einiges gemeinsam: Beide wurden in der ehemaligen DDR hergestellt und beide sind mittlerweile Kult-Modelle. Der eine war aus Pappe – und war oft auch in Papyrus vorzufinden, zumindest farblich. Der andere war bekannt für seine Eleganz und seine bequemen Sitze. Doch zum Auslaufmodell sind sie 1991 beide geworden, da sie technologisch in den 60er-Jahren stecken geblieben waren.
Genauso ging es der Allzweckwaffe der DDR: dem Barkas. Ob als Krankentransporter, Polizeiwagen, Kleinbus oder Löschfahrzeug - der Barkas konnte alles. Außer mit anderen Kleinbussen technisch mithalten. 1991 wurde die Produktion eingestellt.
Robur, die unter anderem für den Bau von Lkw und Feuerwehrfahrzeugen bekannt war, musste nach der Wende seinen Betrieb schließen. Doch still ist es in Zittau heute nicht mehr. 1999 wurde die FBZ Zittau, die Fahrzeuge-Baugruppen-Zulieferungen, gegründet, die heute das gesamte Know-How der Roburwerke weiterleben lässt.
Blick nach Tschechien und Polen
Auch der tschechische Autohersteller Tatra ist "aus der Kurve" geflogen. Hatte er einstmals dem VW-Käfer als "Designvorlage" gedient, so musste er später seine Pkw-Produktion komplett einstellen. Den Autobauern waren die innovativen Ideen ausgegangen, der Verkauf ging bergab. Tatra baut heute aber zumindest noch Lkw.
Der Polski-Fiat hat ebenfalls nicht überlebt: Und das, obwohl der "Maluch", von den Polen also "Knirps" genannt, gefühlt sehr viel Stauraum hatte. Selbst in den Viersitzer quetschten sich häufig mindestens sechs Personen rein. Doch die neuen Firmenchefs - nach dem Ende des Kommunismus waren die polnischen Fiat-Werke nicht mehr im staatlichen Besitz - hatten anderes vor: Umstrukturierungen, modernere Modelle. 2000 verließ der letzte Polski-Fiat das Werk.
Das gab es auch?
Limousinen im Ostblock? Die hatte der russische Hersteller Zil gebaut, der auch für seine Militärwagen bekannt war. Heute sind Luxus-Limousinen nicht mehr im Repertoire des Unternehmens. Die Liebe zu großen Rädern ist aber geblieben: Zil baut nun Lkw.
Ja, es gab ihn: Einen Mercedes im Osten. Zumindest wurde er gern so genannt. Der Wolga, der den Namen des längsten Flusses Europas trägt, wird aber nicht mehr produziert. Heute stellt das russische Unternehmen noch Busse, LKW und Baumaschinen her.
Der Moskwitsch aus Russland ist nicht gerade für sein schickes Aussehen bekannt geworden, konnte aber technisch mit modernen Motoren punkten. Doch weil das Auge immer mitfährt, konnte sich der Moskwitsch nicht gegen andere zeitgemäßere Karosserien durchsetzen. Zeitweise war das Auto sogar ohne Wartezeiten erhältlich, verkauft wurde er aber trotzdem zu wenig. Auch hier folgte das Aus.
Die Durchstarter
Lada-Hersteller "Avtovaz" hat es geschafft. Heute ist er sogar der größte Autohersteller Russlands. Die Pkw sind dafür bekannt, mit wenig Schnickschnack auszukommen. In Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern trifft das allerdings auf wenig Zuspruch. Ladas findet man deshalb am häufigsten auf den Straßen ihrer russischen Heimat.
Der tschechische Škoda ist hingegen in den letzten Jahren richtig durchgestartet. Seit nahezu 120 Jahren produziert die Firma Autos. Die Übernahme durch VW brachte dem Traditionsunternehmen modernstes technisches Know-how. Im vergangenen Jahr verkaufte Škoda fast eine Million Autos, so viele, wie nie zuvor. Damit hat sich der Hersteller fest auf dem gesamteuropäischen Markt etabliert.
Dacias Wurzeln liegen in Rumänien. Verkauft wurde er jahrzehntelang mit mehr oder weniger Erfolg im gesamten Ostblock. In Rumänien wird er auch nach wie vor produziert. 1999 endgültig von Renault übernommen ist der Autohersteller besonders für seine Billig-Autos bekannt: Neuwagen schon für knapp 7.000 Euro sind zu seinem Markenzeichen geworden.
Aber auch eine Automarke der DDR hat es geschafft: Multicar. Schon zu DDR-Zeiten hatten die Hersteller damit Großes vor: die englische Bezeichnung "car" wurde gewählt, um im Westen gut anzukommen. Mit klugen Innovationen und viel Durchhaltevermögen hat es die Firma geschafft. Die kleinen Transporter und Geräteträger laufen Tag für Tag am alten Firmenstandort Waltershausen vom Band und verkaufen sich bestens, auch im Westen.
Dieses Thema im Programm: MDR Zeitreise: Mobil im Sozialismus | 24. Mai 2020 | 22:20 Uhr