Ärztemangel im rumänischen Kreiskrankenhaus Calarasi

Stationszimmer
Am meisten mangelt es in Calarasi an Anästhesisten, die für Operationen dringend gebraucht werden. Westeuropäische Spitäler werben bevorzugt Narkoseärzte ab. Dort können sie über 5.000 Euro monatlich und damit das bis zu Sechsfache des einheimischen Gehaltes verdienen. Auf der Intensivstation in Calarasi hat man eine Ikone aufhängt. Vielen Patienten bleibt angesichts des Ärztemangels nur der Glaube an Gott. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Kreiskrankenhaus Calarasi
Das Notfall-Kreiskrankenhaus im südrumänischen Calarasi sucht - wie viele andere Spitäler in dem osteuropäischen Land - händeringend nach Fachärzten. Nur die Hälfte aller Facharzt-Stellen ist derzeit besetzt. Das staatliche Spital, das vom Kreisrat verwaltet wird, ist für rund 300.000 Menschen in der Region gedacht. Bildrechte: MDR/Annett Müller
OP-Saal
Fachärzte fehlen in Rumänien nicht nur wegen des geringen Gehaltes. Viele junge Ärzte verlassen die Region auch, weil es an Ausstattung mangelt. Die OP-Säle in Calarasi sind nur teilweise umgerüstet, in manchen fehlen nötige Überwachungsgeräte oder aber sie sind ganz einfach noch nicht angeschlossen. Immer wieder kommt es damit zu Behandlungsfehlern. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Ein Mann im Kittel
Nikolov kommt nicht nur nach Calarasi, um mehr Geld zu verdienen. Er ist Arzt aus Leidenschaft. Auf einen Übersetzer kann er inzwischen verzichten. Auch bringt er regelmäßig Zubehör mit: wie hier eine Kehlkopfmaske. Sie stammt aus einem britischen Krankenhaus, wo sie nach 48 Stunden entsorgt wird. In Bulgarien und Rumänien wird sie hingegen immer wieder gereinigt und über Jahre eingesetzt. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Stationszimmer
Am meisten mangelt es in Calarasi an Anästhesisten, die für Operationen dringend gebraucht werden. Westeuropäische Spitäler werben bevorzugt Narkoseärzte ab. Dort können sie über 5.000 Euro monatlich und damit das bis zu Sechsfache des einheimischen Gehaltes verdienen. Auf der Intensivstation in Calarasi hat man eine Ikone aufhängt. Vielen Patienten bleibt angesichts des Ärztemangels nur der Glaube an Gott. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Ein Mann neben einem Auto
Doch wie und wo könnte das Krankenhaus in Calarasi neue Narkoseärzte finden? Das Spital hatte einen originellen Einfall: Es arbeitet mit bulgarischen Ärzten, wie mit Valentin Nikolov. Der 53-Jährige hat bereits einen Full-Time-Job an einem staatlichen Krankenhaus in der bulgarischen Kleinstadt Tutrakan. In seiner Freizeit jobbt er in Calarasi. Einfach fällt ihm die viele Arbeit nicht. Er arbeitet, wie die meisten Ärzte, das Doppelte oder Dreifache. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Kreiskrankenhaus Calarasi
Fünfmal im Monat setzt Anästhesist Nikolov mit seinem Opel über den Grenzfluss Donau über, um sich bis zu 400 Euro dazu zu verdienen. Geld, das er dringend für seine Familie zu Hause braucht. Er hätte sie bei einem Weggang nach Westeuropa in Bulgarien zurücklassen müssen. Mit seinem Nebenjob auf der anderen Seite der Donau aber hat er nur eine halbe Stunde Arbeitsweg. Die Kosten für Benzin und Fähre trägt das rumänische Krankenhaus. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Kalender
Das Krankenhaus in Calarasi kann mit Nikolov und anderen bulgarischen Anästhesisten immerhin einen Teil der nötigen Bereitschaftsdienste besetzen. Doch im Dienstplan klaffen weiter große Lücken. Mitunter müssen Notfall-Patienten an andere Krankenhäuser überwiesen werden. Für sie beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Eine Frau wartet auf einer Bank in einem Flur
"Einfach ist die Arbeit in einem solchen Krankenhaus nicht", sagt Nikolov über den in den 1980er-Jahren entstandenen Bau. Kein Land der EU investiert so wenig in sein Gesundheitssystem wie Rumänien: Immer wieder fehlt es im Spital an den nötigsten und einfachsten Dingen, an Antibiotika, an OP-Fäden oder Nadeln. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Eine Frau läuft an Töpfen und Tellern im Stationsflur vorbei
Seine Klinik in Bulgarien kann Nikolov einen knapp doppelt so hohen Durchschnittslohn zahlen, als er in Rumänien als Anästhesist verdienen würde. Die Klinik will ihn weder an Rumänien, noch an Westeuropa verlieren. Dass er dennoch tageweise nach Rumänien kommt, kann Krankenschwester Viorica Nichifor nicht hoch genug anrechnen: "Die bulgarischen Anästhesisten haben uns hier gerettet". Ohne sie müsste das Kreiskrankenhaus in Calarasi schließen. Bildrechte: MDR/Annett Müller
Ein Mann an einem Schreibtisch
Manager Dan Serban will in Calarasi das einführen, was auf bulgarischer Seite längst passiert. Gehört das Krankenhaus einem Kreis oder einer Stadt, stocken die Lokalbehörden die Gehälter für die Fachärzte aus ihrem eigenen Budget auf. "Die Wähler wünschen sich, dass ihre Steuern in Mediziner investiert werden und nicht in Stiefmütterchen im Stadtpark", meint Serban. Der Kreisrat in Calarasi hat sich von einer solchen Idee jedoch noch nicht überzeugen lassen. Bildrechte: MDR/Annett Müller
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