Von der arbeitslosen Mutter zur Unternehmerin Viola Klein profitiert von ihrer ostdeutschen Biografie
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11. Mai 2019, 15:13 Uhr
Sie ist der Inbegriff einer Geschäftsfrau, die es geschafft hat: Viola Klein, Chefin eines Dresdner Software-Unternehmens mit 265 Angestellten. Nach der Wende arbeitslos geworden, ließ sie sich nicht beirren.
In der DDR leitete Viola Klein mit 25 Jahren einen Kindergarten. Sie heiratete jung, zog zwei Kinder groß und neben Arbeit und Haushalt noch ein Fernstudium durch. Nach der Wende wurde sie arbeitslos und ging - wie viele - zum Arbeitsamt und musste zunächst eine schmerzhafte Erfahrung machen, wie schnell sich das in der DDR selbstverständliche Bild von der berufstätigen Frau und Mutter gewandelt hat:
Da saß ein Bayer, der guckte mich an und meinte, ich hätte doch kleine Kinder. Ich solle doch zu Hause bleiben. Ich bräuchte keine Arbeit.
Doch Viola Klein lässt sich von diesem Chauvinismus nicht entmutigen und berappelt sich. Sie absolviert Weiterbildungen und wagt 1992 den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie gründet mit einem Geschäftspartner ein Bildungsinstitut. Zwei Jahre später kam das Softwareunternehmen Saxonia Systeme GmbH dazu. Heute sind bei der Saxonia Systems AG 265 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sechs Standorten beschäftigt. Viola Klein ist Aufsichtsrätin, ihr langjähriger Geschäftspartner Andreas Mönch Vorstandschef.
Unternehmertum verpflichtet zu sozialem Engagement
Doch Viola Klein belässt es nicht beim Geldverdienen. Unternehmer sein heißt für sie auch, der Gesellschaft verpflichtet zu sein. Seit 13 Jahren veranstaltet Viola Klein in Dresden die Hope-Gala. Mit den Erlösen wird ein Hilfsprojekt in Südafrika unterstützt, das sich um HIV-infizierte Kinder kümmert.
Und vor vier Jahren entwickelte Viola Klein mit ihrer Firma eine Welcome-App für Flüchtlinge. Auf ihren Smartphones können sich die Neuankömmlinge in Dresden damit über Beratungsstellen und Hilfsangebote informieren oder erfahren, wo sich der nächstgelegene Arzt befindet. Auch andere Städte nutzen inzwischen diese Anwendung.
Mehr Vorbilder im Osten
Dass Viola Klein ihren Weg so selbstbewusst und unbeirrt geht, schreibt sie auch ihrer ostdeutschen Herkunft zu. Im Osten habe es eher Rollenvorbilder für Frauen gegeben als in der Bundesrepublik. Ihr erstes und großes Vorbild ist die eigene Mutter:
Meine Mutti war Direktorin von einem kleinen Betrieb. Das hat mich schon geprägt. Frauen können das. Aber gerade in der Technik, in der IT, fehlen ganz viele Vorbilder für Frauen. Da muss man was machen an der Stelle.
Sie sei ihrer Mutter dankbar für das Selbstbewusstsein, welches sie ihr mitgegeben habe, so Viola Klein. So konnte sie das Vorurteil widerlegen: die aus dem Osten können es nicht. Ihre Geschichte beweist: eben doch. Denn viel mehr als die Verwunderung, dass eine Frau im IT-Business Erfolg hat, nervt Viola Klein, dass ihre ostdeutsche Herkunft mindestens genauso erstaunt zur Kenntnis genommen wird.
Über dieses Thema berichtet MDR ZEITREISE auch im TV: Wenn Mutti heut' gefeiert wird | 12.05.2019 | 22:15 Uhr