"Die Investoren" Carl von Gablenz - Der Visionär
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11. Januar 2019, 17:36 Uhr
Carl von Gablenz hat eine Vision: Er will ein Luftschiff bauen, das umweltfreundlich schwerste Lasten transportieren kann. Ende der 1990er-Jahre sucht er dafür Flächen und wird in Brandenburg fündig. Aber sein Traum platzt…
Brandenburg ist die Projektionsfläche seiner Vision - genauer gesagt Brand im nördlichen Spreewald, 40 Kilometer südlich von Berlin. Hier liegt ein alter Militärflugplatz, ein riesiges ungenutztes Gelände, das bis 1990 militärische Sperrzone war.
Das Land liegt brach, die Menschen suchen Arbeit
Genau hier will von Gablenz ein Luftschiff bauen, einen neuen Zeppelin, der umweltfreundlich schwerste Lasten quer über den Erdball transportieren kann. Ende der 1990er-Jahre gibt es keinen besseren Ort für seine Ideen als Brand. Die Menschen hier suchen händeringend nach Arbeit.
Um seine Idee umzusetzen, hat von Gablenz eine Aktiengesellschaft gegründet: die Cargo Lifter AG, eine Eigentümergruppe, in der sich Siemens und ABB genauso tummeln wie faszinierte Bürger. Die Cargo Lifter AG startet 1996 mit 93 Aktienbesitzern und wächst bis 2002 auf über 65.000 Aktionäre an. Das Luftschiff, das von Gablenz in Brand bauen will und in das die riesige Eigentümergemeinschaft der Aktionäre am Ende über 300 Millionen D-Mark investieren wird, soll komplizierte Transportprobleme lösen. Die Politik ist begeistert und sagt von Anfang an Entwicklungshilfe zu. Die Menschen vor Ort hoffen auf qualifizierte Arbeit, auf von Gablenz‘ Schreibtisch landen innerhalb kürzester Zeit 2000 Initiativbewerbungen.
Zuerst wird eine Halle errichtet, in der das riesige Luftschiff gebaut werden kann. Das allein verschlingt mehr als 60 Millionen D-Mark. Der erste Spatenstich erfolgt 1998, im Jahr 2000 wird sie fertiggestellt. In den Medien wird Cargo Lifter zum Dauerbrenner – auch für die Politik gehört das Projekt zu den Leuchttürmen im Osten.
Die Vision beginnt zu bröckeln
Aber im neuen Jahrtausend setzt auch eine wirtschaftliche Kehrtwende ein. Immer deutlicher zeichnet sich ab: Die Ost-Wirtschaft ist noch immer nicht auf die Beine gekommen. Ende 2001 ist das Geld der Aktionäre beinahe aufgebraucht, Cargo Lifter kommt in finanzielle Bedrängnis, Zeitpläne können nicht gehalten werden, technologische Details werden öffentlich in Zweifel gezogen.
Von Gablenz wendet sich hilfesuchend an die Politik und hofft auf öffentliche Gelder. Die Umsetzung seiner Vision beginnt zu bröckeln. Der neue zuständige Wirtschaftsminister in Brandenburg, Wolfgang Fürniß (CDU), hegt Zweifel an Umsetzbarkeit und finanzieller Verhältnismäßigkeit des Cargo Lifter-Projekts. Er verweigert von Gablenz und seiner Firma die Unterstützung für die Technologie-Entwicklung. Am Ende entscheidet sich auch der Bund gegen eine Unterstützung. Im Frühsommer 2002 muss die Cargo Lifter AG Insolvenz anmelden. Ab jetzt geht alles ganz schnell: der Insolvenzverwalter versteigert den Besitz, der Rückbau der Halle wird geplant. Der große Traum vom Mega-Lastluftschiff ist ausgeträumt.
Plötzlich taucht ein malaysischer Investor auf, der die Halle kaufen und im ostdeutschen Nirgendwo ein tropisches Spaßbad errichten will – Tropical Islands. Bis heute ein Touristenmagnet und lohnendes Investment. Carl von Gablenz aber kann sich von seiner Vision nicht trennen. Seine aktuelle Firma CL Cargo Lifter entwickelt heute Last- und Rettungsballons. Rund 600 Aktionäre sind wieder oder weiterhin dabei.
IB/Hoferichter & Jacobs
Über dieses Thema berichtet der MDR in "Die Investoren": TV | 15.01.2019 | 22:05 Uhr