Geschichten aus dem Deutschen Rundfunkarchiv Dramatische Rettung dank Radiotechnik
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23. Juni 2016, 11:02 Uhr
Ohne Radiotechnik wären er und seinTeam am Nordpol verschwunden: Umberto Nobile, der 1928 mit seinem Luftschiff "Italia" bei einer Expedition abstürzt. Dramatiker Friedrich Wolf verarbeitet den Vorfall als Hörspiel.
"S.O.S. … rao rao … Foyn – 'Krassin' rettet 'Italia'". So heißt älteste deutsche, vollständig überlieferte Hörspiel in deutscher Sprache, das beim DRA erhalten ist. Das Hörspiel in 20 Szenen schrieb Schriftsteller und Dramatiker Friedrich Wolf. In "Karassin rettet Italia" erzählt er die Rettung einer verunglückten Nordpolexpedition. Das Hörspiel gilt als eines der erfolgreichsten zur Zeit der Weimarer Republik. Es dauerte 64 Minuten und handelt von einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1928.
Herausgeschleuderte Insassen erleichtern Luftschiff
Der italienische Luftschiff-Pionier Umberto Nobile fliegt im Mai 1928 zum Nordpol. Auf dem Rückflug kurz vor Spitzbergen stürzt er mit seinem Luftschiff "Italia" ab, das Luftschiff schlägt auf dem Packeis auf. Nobile und zehn weitere Männer werden beim Aufprall des Luftschiffs aufs Eis geschleudert. Einer von ihnen starb. - Das Luftschiff indessen stieg, um so viele Menschen leichter, mit sechs verbleibenden Insassen wieder in die Luft – sie verschwanden spurlos. Indessen setzten die Überlebenden auf dem Eis mit einem Kurzwellengerät SOS-Rufe ab. Ein russischer Amateurfunker fing mit einem selbst gebauten Funkempfänger die Notrufsignale auf und leitet sie weiter. Zwei Wochen dauerte es, bis die abgestürzten Luftschiffpioniere von einer Funkstation in Sao Paulo erfahren, dass Rettung naht - Schiffe und Flugzeuge aus sechs Ländern mühten sich um die Rettung der Verunglückten. Ein schwedisches Flugzeug rettete zunächst Nobile, ein sowjetischer Eisbrecher die übrigen Männer.
Für Nobile bedeutete die missglückte Expeditions das Aus seiner Militärkarriere - man machte ihn für das Unglück verantwortlich und Nobile schloss ihn aus der Armee aus. Von 1932 bis 1936 arbeitete er als Fachberater für Luftschiffbau in Moskau. Nach dem Sturz Mussolinis wurde er Professor für Aeronautik in Neapel.
Friedrich Wolf, ein bekannter Bühnen-Autor jener Zeit, hatte die Möglichkeiten des neuen Mediums Radio früh erkannt. Er schrieb seine Theaterspiele fürs Radio um zu so genannten "Sendespielen". Das Drama um die Rettung der "Italia"-Besatzung am Nordpol inspirierte Wolf folgerichtig zu einem Hörspiel über die verunglücktige Expediteure und ihre Rettung. "S.O.S. … rao rao … Foyn – 'Krassin' rettet 'Italia'" wurde am 5. November 1929 im Deutschlandsender ausgestrahlt. - Jahrzehnte später, 1969, wurde das Unglück dann unter dem Titel" Das rote Zelt" verfilmt.
"Rettung nur durch modernstes Nachrichtenmittel"
In einem Prolog zur Ausstrahlung lobte Radiopionier Alfred Braun, damals Abteilungsleiter der Berliner Funkstunde, die Funktion des Radios: Die Rettung der Expeditionsmitglieder sei nur durch das modernste Nachrichtenmittel: "Das Radio“ möglich geworden. - Braun hatte 1924 beim Berliner Rundfunk als Sprecher und Reporter angefangen, unvergessen sind seine Live-Reportagen 1929 von der Trauerfeier für Gustav Stresemann oder die Verleihung des Literaturnobelpreises an Thomas Mann. Nach dem Krieg arbeitete Braun als Regisseur und bis kurz vor seinem Tod beim Sender Freies Berlin.