Rückbau der alten A4 Wieder Ruhe und ungestörte Natur im Leutratal
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18. Juli 2018, 12:13 Uhr
Die Autobahn 4 ist Mitteldeutschlands wichtigste Ost-West-Verbindung. Das Leutratal, zwischen den Anschlussstellen Jena-Göschwitz und Magdala gelegen, gehörte neben den Hörselbergen bei Eisenach und dem Tanneberger Loch bei Wilsdruff zu den Unfallschwerpunkten auf dieser Strecke. Die Nadelöhre wurden nach der Wende beseitigt, die Natur erobert sich die alte Trasse zurück.
Viele Kurven, Anstiege und Gefälle kennzeichneten die alte Trasse der A4 durch das Leutratal bei Jena. Ein Ausbau der alten, nur vierspurigen Strecke ohne Standstreifen war aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht möglich. Das Leutratal ist ein Naturschutzgebiet von europäischem Rang. Hier sind viele seltene Orchideenarten beheimatet.
Man entschied sich darum für eine Verlegung der Trasse nördlich der alten Route. Ein neuer Tunnel sollte nun die Muschelkalkplatte zwischen dem Saaletal bei Jena und dem Ilmtal bei Weimar durchschneiden. Die Idee für den Jagdbergtunnel, einen der längsten Straßentunnel in Deutschland, wurde geboren.
Die Bauarbeiten für die Umgehung des Leutratals begannen im Jahre 2008. Freigegeben für den Verkehr wurde die neue Trasse - sechsspurig und elf Kilometer lang, davon drei Kilometer untertunnelt - im Jahre 2014. Fast gleichzeitig begann der Rückbau der alten Autobahn. Drei Jahre dauerte es insgesamt, die zehn Kilometer lange Trasse im Leutratal zu demontieren. Davon allein zwei Jahre, um die Bitumschicht abzufräsen und die alten Betonplatten zu zertrümmern. Alle Brücken, Durchlässe im Damm der Trasse, Planken, Verkehrsbeschilderungen usw. wurden demontiert. Ein weiteres Jahr lang rollten die LKW, um das Material abzutransportieren.
Der Lärm ist einfach weg. Zudem können wir jetzt wieder das Obst aus dem Garten essen. Früher war das fast nicht möglich, weil immer Bremsstaub, also Abrieb von den Bremsen und Reifen und anderer Staub, auf dem Obst gelegen hat.
Unbelastete Kies- und Schotterschichten des Autobahnunterbaus verblieben in der Erde. Dann wurden, je nach zukünftiger Nutzung, unterschiedlich starke Schichten von Mutterboden auf die Trasse aufgebracht. Die humusreiche Erde wurde von der neuen A4-Strecke, die nördlich vom Leutratal entstanden war, gewonnen. Insgesamt kostete die nördliche Umgehung des Leutratals, inklusive des Jagdbergtunnels und des Rückbaus der alten Trasse aus den 1930er-Jahren, fast 400 Millionen Euro. Der Streckenbau war Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 15, also des kompletten Ausbaus der A4 von Eisenach bis Görlitz.
Hier in der Region haben wir tatsächlich schon mehrfach den Wolf nachgewiesen, der Luchs war schon da, die Wildkatze. Die Tiere können jetzt hier wandern, über diesen ehemaligen Trassenverlauf.
Über dieses Thema berichtete MDR ZEITREISE auch im: TV | 17.07.2018 | 21:15 Uhr