Truppenübungsplatz "Döberitzer Heide"
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08. Dezember 2021, 17:09 Uhr
1894 vom deutschen Kaiser Wilhelm II. eingerichtet, wurde der Truppenübungsplatz vor den Toren Berlins 100 Jahre intensiv für militärische Übungen genutzt. Zurück blieb eine Brache voller Minen und Granaten.
Eingerichtet wurde dieser Truppenübungsplatz 1894 von Kaiser Wilhelm II. Ab 1927 übernahmen die Nationalsozialisten unter der Leitung Görings das Gelände mit dem Ziel, eine neue Luftstreitmacht zu etablieren. Später wurden in Döberitz neben Kampfpiloten vor allem auch Infanteristen, Artilleristen und Flak-Soldaten ausgebildet. Es entstand eine große Zahl von Schießständen, Bunkern, Gräben und Unterständen auf dem Übungsgelände, Kasernenkomplexe für mehrere tausend Soldaten in dessen Umgebung.
Eine sowjetische Enklave in Brandenburg
1945 gelangte das von den Kämpfen verschonte, mittlerweile auf ca. 5.500 Hektar gewachsene Gelände, kampflos in die Hände der Sowjetarmee. Im Laufe der Jahre wurden mehr als 20.000 Soldaten und Offiziere (teilweise mit ihren Familien) in der Döberitzer Heide stationiert. Um sie herum entstand eine eigene sowjetische Welt mit Schulen, Kindergärten, Werkstätten, Kaufhäusern, sozialen, kulturellen und sportlichen Einrichtungen, einem eigenem Krankenhaus, eigener Polizei und sogar einem eigenen Rundfunksender. Der Truppenübungsplatz wurde bis 1992 ausgiebig vom sowjetischen Militär genutzt. Er diente vor allem der Schulung von Infanterie-, Artillerie-, Flug-, Raketen- und Aufklärungsbataillonen.
Ein explosives Erbe
Nach ihrem Abzug blieb eine riesige Brache zurück, gezeichnet vom intensiven Beschuss und den Panzerketten, kontaminiert durch chemische Stoffe, Maschinen-, Waffen- und Munitionsreste. Allein bei der Beräumung eines kleinen Bereiches im Süden des Übungsplatzes (ca. 10 Prozent des gesamten Areals) für die Bundeswehr wurden zwischen 1999 und 2003 insgesamt 86.922 Stück alter Munition gefunden: von einfachen Gewehrkugeln über Raketenteile bis zu Giftgaskanistern aus dem 2. Weltkrieg. Die Beräumung der Wanderwege durch die heutige Naturlandschaft Döberitzer Heide förderte bisher 8,6 Tonnen Munitionsschrott zutage, darunter 1.435 Granaten, 250 Minen und 7.140 Raketen.