Tino Brandt: V-Mann "Otto" als Neonaziführer
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21. Februar 2013, 16:07 Uhr
Tino Brandt zählt in den 90er-Jahren zu den Schlüssselpersonen des organisierten Rechtsextremismus im Freistaat Thüringen. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in den Anfangsjahren in der Informationsgewinnung über politische Gegner, der sogenannten "Anti-Antifa"-Arbeit. 1994 gehört er zu den Initiatoren der "Anti-Antifa-Ostthüringen".
Später ist Brandt im "Thüringer Heimatschutz" (THS) aktiv, der als eine Art Dachorganisation die Anti-Antifa-Strukturen des Landes bündelt. Nach Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzes leitet Brandt die THS-Aktivität. Gleichzeitig führt Brandt den neonazistischen THS in die NPD. 1999 stellt seine Gruppe vier von elf Posten im Landesvorstand und beherrscht die Partei. Brandt ist stellvertretender Landesvorsitzender. Pikant: Ausgerechnet Strippenzieher Brandt arbeitet seit August 1994 auch als V-Mann. Damals erhält er als V-Mann "Otto" eine Zahlung von 200 D-Mark. Bis zu seiner "Abschaltung" im Jahr 2001 bekommt Brandt insgesamt rund 200.000 D-Mark vom Landesamt für Verfassungsschutz. Dass Brandt zeitgleich Spitzenfunktionär der NPD ist und über Jahre mit dem "Thüringer Heimatschutz" eine der militantesten deutschen Neonazi-Gruppen anführt, hat zu heftiger Kritik an der V-Mann-Praxis des Verfassungsschutzes geführt.
Literaturtipp
Gerhard Schäfer: Gutachten zum Verhalten der Thüringer Behörden und Staatsanwaltschaften bei der Verfolgung des "Zwickauer Trio", Erfurt 2012;
Verfassungsschutzbericht des Landes Thüringen 1999, S. 52