Die Schulhof-CD
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04. Januar 2016, 18:04 Uhr
Im Jahr 2004 holen Neonazis aus unterschiedlichen Bundesländern zu einer bis dahin neuen Dimension rechtsextremistischer Propaganda mit Szenemusik aus. Der zugängliche Name der Werbekampagne ist "Projekt Schulhof".
Unter dem CD-Titel "Anpassung ist Feigheit - Lieder aus dem Untergrund" lassen sie 50.000 Exemplare produzieren, die bundesweit gratis an Jugendliche verteilt werden sollen. Auf Grund einer Verbotsverfügung werden tatsächlich jedoch nur wenige Exemplare unter Jugendliche gebracht. Die auf dem Cover befindliche Unterstützerliste liest sich wie ein "Who is who" der rechtsextremen Musikszene. Darunter Namen wie "PC Records" aus Chemnitz, der "V7 Versand" aus Grevesmühlen, der "H8-Store" aus Wismar oder Torsten Heises "WB Versand" aus Frettenrode.
Unübersehbar finden sich auf der CD aber auch Plakate des NPD-Landesverbandes Niedersachen. Im Gegensatz zu vielen Tonträgern des Rechtsextremismus, die mit brachialen Rhythmen Deutschland ausländer- und judenfrei singen wollen, setzt die Schulhof-CD in der Lebenswirklichkeit vieler junger Menschen an. Einen SS- und SA-Kult sucht man auf der CD vergeblich. Stattdessen wird in musikalischen Stilrichtungen wie Hardcore, Metal, Rock und Balladen Stimmung gegen das demokratische System geschürt. Ängste vor Gangs in Schulen werden genauso aufgegriffen wie die Sorge um eine Zukunft in Arbeitslosigkeit.
Literaturtipp zur Vertiefung:
- Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg: 'Projekt Schulhof' bewegt Rechts- und Linksextremisten, Stuttgart 2005;
- Rainer Fromm: Schwarze Geister, Neue Nazis, München 2008, S. 285 ff