Johann Sebastian Bach - der liebe Gott der Musik

(1685-1750)

16. September 2010, 14:42 Uhr

Die Wurzeln der weit verzweigten Familie Bach lassen sich bis zum Beginn der Reformation in Thüringen zurückverfolgen. In Rathaus, Kirche und Hofkapelle spielte sich das Berufsleben der "Bache" bereits seit Generationen ab, als Johann Sebastian am 21. März 1685 in Eisenach geboren wurde.

Die Musikantenfamilie war so bekannt, dass ihr Name fast identisch mit dem Berufsstand war. Vater Ambrosius galt als geschätzter Mitarbeiter bei der Stadt und am Hof von Herzog Johann Georg I. Außerdem gab er Instrumentalunterricht. Der kleine Johann Sebastian lernte wie selbstverständlich Violine und Klavier.

"Eine ungemein schöne Sopranstimme"

Mit acht Jahren besuchte Bach die Lateinschule. Seit man dort auf seine "ungemein schöne Sopran-Stimme" aufmerksam geworden war, sang er im "Chorus Symphoniacus" der Georgenkirche. Das harmonische Familienleben endete mit dem frühen Tod der Mutter, der der Vater bald ins Grab folgen sollte. Der 10-Jährige kam zu seinem ältesten Bruder Johann Christoph Bach nach Ohrdruf.

Dieser machte den Knaben sowohl mit Orgel- und Cembalomusik, als auch mit der Komposition von Stücken vertraut. Außerdem schickte er ihn in die Klosterschule, die einen guten Ruf besaß. Neben Latein, Rhetorik, Mathematik und Logik gab es immerhin fünf Stunden Musikunterricht pro Woche. Jedoch konnte Johann Sebastian nicht in Ohrdruf bleiben. Eine neue Perspektive bot die Lüneburger Michaelisschule, die Freistellen für gute Sänger vergab. Mit seinem Freund Erdmann machte sich der 15-jährige Johann Sebastian um 1700 nach Lüneburg auf.

Bachs erste Stelle: Geiger in der Weimarer Hofkapelle

Von hier aus reiste Bach nach Hamburg, um den berühmten Improvisationskünstlers Adam Reincken an der Orgel in St. Katharinen zu hören. Die Metropole muss den Jungen aus der Provinz überwältigt haben. Dort gab es bereits seit 1678 ein Opernhaus. Und Oper - so etwas kannte Bach aus Thüringen nicht. In Luthers Stammland galt immer noch das vom Reformator geprägte deutsche evangelische Kirchenlied. Mit 17 Jahren ging Bachs Lehr- und Gesellenzeit zu Ende. Seine erste Stelle bekam er 1703 als Geiger in der Weimarer Hofkapelle, hier hatte bereits sein Großvater als Lakai und Geiger gearbeitet.

Bachs wildere Jahre

Die Arnstädter Zeit des jungen Bach begann im Sommer 1703 mit einem Orgeltest. Die Ratsherren hatten den gerade 18jährigen zum Gutachter der neuen Orgel von Johann Friedrich Wender in der wieder aufgebauten Neuen Kirche bestellt. Sein Probespiel beeindruckte und er bekam 1704 seine erste gut dotierte Stelle als Organist. Doch eine Urlaubsübertretung, eine Prügelei mit einem Chorschüler und vor allem sein entfesseltes freies Spiel während der Gottesdienste sorgten für Verwirrung in der Gemeinde. 1707 suchte Bach das Weite und nahm eine Organistenstelle an der St. Blasius Kirche in Mühlhausen an.

Bach und sein Schaffensdrang

Mit der neuen, ebenfalls gut dotierten Stellung und einer kleinen Erbschaft konnte Bach endlich seine Maria Barbara heiraten. In Mühlhausen erledigte Bach nicht nur den Orgeldienst, sondern übernahm auch die gesamte Kirchenmusik und schuf ein neues Repertoire. Dennoch gab er seine Stellung bald wieder auf, weil er sich in seinem Bestreben, große Vokalwerke zu schaffen, behindert fühlte. Außerdem winkte am Weimarer Hof ein mehr als doppelt so hohes Gehalt.

Bach in Weimar und Köthen

In Weimar blieb Bach als Organist und Kammermusicus fast zehn Jahre. Der Name des Herzogs - Wilhelm Ernst - schien Programm. Der Weimarer Hof sollte zum Zentrum deutscher Frömmigkeit werden. Allerdings wünschte der Herzog sich auch eine prachtvolle Kirchenmusik. Für Bach und seine Familie begann eine gute Zeit. Er verdiente gut, erhielt den Titel Konzertmeister verliehen, hatte monatlich eine Kantate zu komponieren und in der Himmelsburg aufzuführen. Erstmals verfügte Bach über ein professionelles Orchester und ebensolche Sänger. Doch nach Unstimmigkeiten mit dem Herzog sah sich Bach nach einer neuen Stelle um und fand sie am Hof von Fürst Leopold von Anhalt-Köthen.

Da der in Köthen übliche, reformierte Gottesdienst ohne Musik auskam, begann der Kirchenmusiker Bach damit, weltliche Musik zu schaffen. Zu seinen Verpflichtungen gehörte es, bei Festtafeln, auf Hofbällen, Paraden und Anlässen wie Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen für die Musik zu sorgen. Auch Kammer- und Hausmusik oblagen ihm.

Bach in Leipzig

Nach dem Tod des Thomaskantors Johann Kuhnau 1722 bewarb sich neben Telemann und Graupner auch Bach um die freie Stelle. Allerdings meinte man hier wohl, Bach fehle der akademische Schliff, da er kein Universitätsstudium vorzuweisen hatte - und das in einer Stadt, die so stolz war auf ihre 1409 gegründete alma mater lipsiensis. Auch die florierenden Messen verhalfen den Bürgern und vor allem dem Rat der Stadt zu enormem Selbstbewusstsein. Nachdem seine Mitbewerber abgesprungen waren, blieb Bach – als dritte Wahl. Als Musikdirektor hatte dieser die Aufsicht über die Kirchenmusik an den drei Hauptkirchen: Thomas, Nikolai und Neue Kirche sowie St. Peter. Desgleichen sollte er sich um die Chorschüler, seine Thomaner kümmern.

Am verwichenen Sonntage Vormittage machte der Hochfürstl. Capellmeister zu Cöthen, Mr. Bach, allhier in der Kirchen zu St. Thomä wegen der bisher noch immer vacant stehenden Cantor-Stelle seine Probe, und ist desselben damalige Music von allen, welche dergleichen ästimiren, sehr gelobet worden.

Zeitungsmeldung, Leipzig, 9. Februar 1723

Bis 1730 leistete Bach ungeheuer viel. Er verwirklichte seine fünf Kantaten-Jahrgänge, mehrere groß angelegte weltliche Kantaten wie die Huldigungsmusiken für August den Starken zu Ostern 1727, sowie die zwei Passionen Johannes und Matthäus. Die Aufführungsbedingungen kritisierte er als in Verfall begriffen und monierte, dass die Mehrheit seiner Chorsänger kaum zu gebrauchen sei, des weiteren wünschte er sich mehr Instrumentalisten für seine Orchesterwerke. Dies alles schrieb er dem Rat der Stadt 1730 ganz ohne Ehrerbietung in einer Art Memorandum. Seine Leipziger Zeit sollte auch in den nächsten 20 Jahren voller Spannungen bleiben.

Rückhalt sicherte er sich, indem er sich den Titel des Königlichen Hofkomponisten beim sächsischen Landesherrn verschaffte, dem er auch die h-Moll-Messe widmete.

Am Abend des 28. Juli 1750 starb Johann Sebastian Bach im Alter von 65 Jahren. Sogar den Sterbechoral "Vor Deinen Thron tret ich hiermit" komponierte er sich noch selbst.