Porträt Heinrich Schütz
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(1585-1672)
05. Dezember 2005, 16:22 Uhr
Ein Leben für die Musik.
Heinrich Schütz - geboren am 8. Oktober 1585 in Köstritz - verbrachte ein halbes Jahrhundert als Kapellmeister am kurfürstlich-sächsischen Hof zu Dresden. Seiner Einstellung war ein zähes Feilschen des Kurfürsten Johann Georg I. mit dem Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel um den jungen Musiker vorangegangen. Der kulturell beflissene Moritz hatte den jugendlichen Schütz nicht nur als Sänger und Schüler des "Collegium Mauritianum" an seinen Hof geholt, sondern ihm auch einen dreijährigen Studienaufenthalt bei Giovanni Gabrieli in Venedig finanziert. Als aber der prunk- und trunksüchtige sächsische Kurfürst Johann Georg I. anlässlich der Suche nach einem neuen Kapellmeister auf Schütz verfiel, hatte Landgraf Moritz kaum Chancen, dem höher stehenden Fürsten das Anliegen zu verweigern.
Die Aufgaben des Kapellmeisters Schütz in Dresden umfassten die Bereitstellung eigener oder fremder Kompositionen für alle geistlichen und weltlichen Notwendigkeiten des Hofes. Darüber hinaus war Schütz für die Organisation der Hofkapelle mit ihren Sängern und Instrumentalisten zuständig. Schütz nahm die Fürsorge für seine Musiker sehr ernst, vor allem in den Mangelzeiten des 30jährigen Krieges setzte er sich nachhaltig dafür ein, ihnen Einkommen und Ausbildung zu gewährleisten.
Seinen Aufgaben entsprechend, umfasst das Schütz-Werk-Verzeichnis (SWV) zahlreiche geistliche und weltliche Werke für höfische Gottesdienste oder Privatandachten, für Hoftafel und Tanz, für Hochzeiten, politische und private Veranstaltungen. Allerdings gingen nahezu alle weltlichen Werke verloren, bedingt durch den 30jährigen Krieg, der nicht nur die Biographie, sondern auch das Werk des Komponisten nachhaltig prägte. Außerdem kamen zu Schütz' Lebzeiten vorrangig seine geistlichen Kompositionen zur Veröffentlichung, deren Bestand damit gesichert war. Die opulenten Festmusiken dagegen - Tagesware im musikalischen Geschäft - waren zu Kriegszeiten weniger gefragt und blieben ungedruckt. So konnte es geschehen, dass bei Schlossbränden nach Schätzungen ungefähr 300 Manuskripte verbrannten und die Musik somit unwiederbringlich verloren gehen konnte. Überhaupt gibt es auffallend wenige Relikte der Person Schütz, keine Gegenstände aus seinem Besitz und keine gesicherten Handschriften. Nur ein Gemälde sowie ein paar Stiche geben Auskunft über sein Äußeres.
Der musikalische Stil Schütz' lässt eine behutsame, originelle Aufnahme moderner Einflüsse, die Schütz aus Italien mitbrachte, erkennen. Basis allen Komponierens blieb für ihn aber immer eine solide kontrapunktische Ausbildung in der Tradition der niederländischen Schule des 16. Jahrhunderts, ohne deren Künste jede Komposition "doch nicht viel höher als einer tauben Nuß werth geschätzet werden kann." Textgrundlage der erhaltenen Kompositionen waren überwiegend von Schütz sorgsam redigierte Bibelstellen, zumeist aus der deutschsprachigen Lutherbibel. Für einige Werke verfasste er die Texte selbst.
Letztlich widersetzt sich das Bild von Schütz allen einseitigen Vereinnahmungen. Für den "protestantischen Kirchenmusiker" hat er zu viele Opern geschrieben und stand zudem nie in kirchlichen Diensten. Für den "tiefdeutschen Komponisten" - ein Etikett, das besonders während des Dritten Reiches gepflegt wurde - hatte er sich zu viele Anregungen aus Italien geholt und stand anlässlich musikalischer Grabenkämpfe sogar auf italienischer Seite. Sein Spätwerk galt seinen Zeitgenossen formal als einigermaßen veraltet, während er harmonisch immer auf der Höhe der Zeit war. Gut gefasst hat das Michael Heinemann in der Schlussbemerkung seiner Schütz-Biographie: "Es gewinnt allmählich ein Bild von Schütz Kontur, das ihn als Mittler zwischen verschiedenen musikalischen Kulturen zeigt: Er war vielleicht der einzige deutsche Komponist seiner Zeit mit internationaler Reputation, dem die Traditionen protestantischen Komponierens ebenso vertraut waren wie die neue, theatralische Musik Italiens. In der Verbindung konventioneller und moderner Techniken des Tonsatzes gelang es ihm, eine individuelle Musiksprache zu formulieren, deren besondere Dimension noch immer zu entdecken ist."
Am 6. November 1672 ist Heinrich Schütz in Dresden gestorben.
Heute haben die Pflege der Schützschen Kompositionen professionelle Spezialensembles aus dem Bereich der "Alten Musik" übernommen.