Wer war Friedrich Wilhelm August Fröbel?

(1782-1852)

21. August 2007, 17:44 Uhr

Der Pfarrerssohn Friedrich August Wilhelm Fröbel kam am 21. April 1782 im thüringischen Oberweißbach zur Welt. Bereits wenige Monate nach seiner Geburt starb die Mutter des Jungen. Ein Verlust, der Fröbel sein ganzes Leben lang beschäftigen sollte. Die Stiefmutter, die sich nur um die eigenen Kinder kümmerte, wies ihn zurück. Sein Vater blieb ihm "durchs ganze Leben hindurch fremd". Da er in den älteren Geschwistern keine passenden Spielgefährten fand, fühlte sich Friedrich in seiner Kindheit oft einsam. Einen Ausgleich zu seiner lieblosen Umwelt bot ihm die Beschäftigung mit der von ihm innig geliebten Natur. Mit seiner Einschulung erfuhr Friedrich eine erste Befreiung vom autoritären Elternhaus. Die sich anschließende Lehre bei einer Försterei kam zwar seiner Naturverbundenheit entgegen, entsprach aber ansonsten so gar nicht den eigenen Vorstellungen. Gegen den Widerstand der Eltern gelang es ihm 1799 schließlich, ein naturwissenschaftliches Studium zu beginnen.

"Geboren zum Lehrer-Geschäfte"

1805 sollte der 23-Jährige jedoch seine wahre Bestimmung finden. Nach ersten Kontakten zu Pädagogen wurde ihm immer klarer, was er unbedingt werden wollte: Erzieher. "Es war mir, als wäre ich schon längst Lehrer gewesen und eigentlich zu diesem Geschäfte geboren (...)". Er fing zunächst an, an der Pestalozzi-Musterschule zu unterrichten, trat dann aber im folgenden Jahr als Hauslehrer in die Dienste der Familie von Holzhausen. Die Dame des Hauses wurde ihm eine lebenslange Freundin, die er zeitlebens - trotz späterer Meinungsverschiedenheiten - verehrte. Obwohl er sich im Hause der Familie nicht willkommen fühlte, gab er bei der Erziehung der Kinder sein Bestes: Er reiste mit ihnen nach Iferten in die Schweiz, zur Wirkungsstätte Pestalozzis. Allerdings überwarf er sich dort mit dem Pädagogen, dessen Unterrichtspraxis er kritisierte und kündigte danach bei der Familie von Holzhausen.

Das wieder aufgenommene Studium musste er beim Ausbruch der Befreiungskriege im März 1813 abbrechen. In Lützows Freikorps nahm er an den Schlachten von Groß-Görschen und Lützen im Mai 1813 teil, schied aber wenig später aus dem Kriegsdienst aus. Dennoch hatte der Krieg seine Haltung geprägt: "(...) ich habe mich im Verlauf des wirklichen Kriegserlebens sehr für das Interesse des deutschen Landes und deutschen Volkes begeistert; mein Streben bekam die Richtung auf das Nationale." Das Nationale floss als weiteres Element in seine Erziehungsideen ein.

Fröbels erste Erziehungsanstalt 1816: Der Lehrer wird geduzt

Im November 1816 gründet er die "Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt" im thüringischen Griesheim, die im Juni des folgenden Jahres nach Keilhau bei Rudolstadt verlegt wurde. Weitab von den schlechten Einflüssen der Stadt sollten die Jungen in einer familiären Atmosphäre lernen. Im Internat wollte man ihnen Wissen vermitteln, gepaart mit Erleben und körperlicher Betätigung. Der Umgang zwischen Lehrern und Schülern war partnerschaftlich und beide Seiten duzten sich. Die meist langhaarigen Schüler waren einfach gekleidet und in ihrem Alltag spielten sowohl gesunde Ernährung als auch Sport eine bedeutende Rolle.

Den Schülern ein Partner, den Kollegen ein Herrscher

So gut der Pädagoge Fröbel auch mit seinen Zöglingen zurecht kam, im Umgang mit Kollegen zeigte er sich weniger geschickt: Unfähig Kritik zu ertragen, wollte er als unangefochtene Autorität in seinem Institut schalten und walten. "Alles was Erziehung und Unterricht betrifft, wird nur einzig und ausschließlich durch mich bestimmt und geschieht alles unter meiner Leitung (...)."

1818 heiratet Friedrich Fröbel Henriette Wilhelmine Hoffmeister. Die Ehe blieb kinderlos. Bis zu ihrem Tod 1839 half Henriette Wilhelmine ihrem Mann bei der Verwirklichung seiner Ideale. Seine zweite Frau, die wesentlich jüngere Luise Levin, bewunderte ihn in kindlicher Verehrung.

Nach und nach übergab Fröbel die Leitung seiner Anstalt seinen Verwandten und Vertrauten. Dabei mag seine zunehmende Resignation eine Rolle gespielt haben. Wegen seines Erziehungskonzepts in der Öffentlichkeit - besonders von der katholischen Geistlichkeit - angegriffen, fühlte er sich im eigenen Land verkannt und "behindert, durch Beschränkungen des Lebensverkehrs, des geistigen noch mehr als des materiellen, durch die Bildung zum Staatsdienste (...) durch das Beamtenwesen (...) durch das Militärwesen".

Die Kindergarten-Idee wird geboren

Kaum verwunderlich also, dass Fröbel 1835/36 ernsthaft über eine Auswanderung nach Nordamerika nachdachte. Seit dieser Zeit widmete er sich besonder den Vorschulkindern. So entstand Fröbels Idee vom Kindergarten, desen zentrale Idee es war, das Spiel als didaktisches Bildungsmittel einzusetzen. Durch Spielmaterialien (=Gaben) sollten die Kinder durch erwachsene Bezugspersonen (=Spielpflege) zum Selbstlernen geführt werden. Nicht schulische Maßnahmen sondern eine möglichst freie Entwicklung standen im Vordergrund.

Fröbel, der auf eine schnelle Verbreitung seiner Kindergarten-Idee hoffte, betrachtete den Ausbruch der 1848er-Revolution als große Chance für eine Reform des Bildungswesens. Der Nationalversammlung legte er eine Schrift zur Notwendigkeit der Kindergärten vor.

Die Revolution scheiterte und Fröbel erlitt mit seinen Ideen einen herben Rückschlag. Im Sog der reaktionären Bestrebungen wurden seine Kindergärten in Preußen - und später auch in Sachsen - verboten. Fröbel sah sein Lebenswerk vernichtet. Seine Einschätzung aus dem Jahre 1846 sollte sich bewahrheiten: "Sie sehen, dass Deutschland immer das alte bleibt. - Die es mit ihm und seinen Bewohnern gut meinen, müssen sich erst todmüde und dem Grabe nahe gearbeitet haben, damit ihnen ein Echo ihres doch vaterländischen Wollens aus der Fremde komme, ehe man ihnen nur Beachtung, geschweige notdürftige Anerkennung schenkt."

Am 21. Juni 1852 starb Friedrich Fröbel im thüringischen Marienthal. Weder die Verbote noch sein Tod konnten jedoch die Fröbelsche Idee aufhalten. In den 1850er- und 1860er-Jahren begann sich der Kindergartengedanke über ganz Europa auszubreiten, um von dort aus den Rest der Welt zu erobern.