Otto der Große: Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
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25. August 2006, 10:45 Uhr
Otto I., auch Otto der Große genannt, war Herzog der Sachsen, ab 936 König des Ostfrankenreichs und ab 962 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Ostexpansion mit Magdeburg als Ausgangspunkt
Der spätere Otto der Große kam als Sohn Heinrichs I. am 23. November 912 zur Welt. Im Gegensatz zu seinem Vater, der Krönung und Salbung durch die Kirche abgelehnt hatte, stützte der zweite sächsische Herrscher seine Macht auf die Kirche.
Ein Jahr nach seiner Königskrönung gründete Otto I. im September 937 das Magdeburger Kloster. Geweiht war es dem heiligen Mauritius, dem Bekämpfer der Heiden. Die Gründung zu Beginn seiner Regierungszeit ist bezeichnend für seine gesamte Politik in der Magdeburg eine zentrale Rolle spielte: Die Stadt war Hauptsitz und erklärte Lieblingsstadt und bildete den Ausgangspunkt seiner Osterweiterungen.
Schließlich standen die Verbreitung des Christentums und die Missionierung der Ostgebiete für Otto im Vordergrund seiner Politik. Allerdings waren nicht alle sächsischen Adligen mit der Einsetzung der Markgrafen Hermann Billung und Gero einverstanden, die den König im Osten militärisch unterstützen sollten. Die Unruhen im Inneren des Reiches begannen.
Bemühen um Stärkung der eigenen Hausmacht
Da es Otto im Verlauf des nächsten Jahrzehnts nicht gelang, das Vertrauen des Adels zu gewinnen, versuchte er, seine Familie in den Herzogtümern einzusetzen. So übertrug er 947 nach dem Tode Herzog Bertholds, seinem Bruder Heinrich das Herzogtum Bayern.
In Lothringen setzte er Konrad den Roten ein und gab ihm seine Tochter Liutgard zur Frau. Ähnlich war die Situation in Schwaben, als Herzog Hermann 949 starb. Otto hatte bereits seinen Sohn Liudolf mit der Tochter Hermanns vermählt und überließ ihm nun das Herzogtum Schwaben.
Das Herzogtum Franken hatte Otto nach Eberhards Tod nicht wieder vergeben, sondern direkt der Krone unterstellt. Alle Herzogtümer waren somit im Besitz der Familie.
Familienzwist schwächt den Otto
Die familiären Beziehungen gaben allerdings keine langfristige Sicherheit, so dass Otto nicht umhin kam eine neue Richtung ein zu schlagen. Er ernannte 953 seinen Bruder Brun zum Erzbischof von Köln und gleichzeitig zum Herzog von Lothringen. Die Kirchen erhielten Königsschutz und Immunität zugesprochen und gehörten nun zu den Reichskirchen.
Mit dieser engeren Bindung der Kirchen an die Krone nahm die Herausbildung des ottonisch-salischen Reichskirchensystems ihren Anfang. Vorbild dafür waren die Karolinger, die die Kirchen mit Gütern ausgestattet hatten und dafür militärische und ökonomische Leistungen in Anspruch genommen hatten.
Erfolge in der Außenpolitik
Ein weiterer Schritt zur Machtfestigung Ottos gelang ihm in der Schlacht auf dem Lechfeld 955. Der Sieg über die Ungarn verhinderte nicht nur weitere Erhebungen seitens der Maygaren, die Schlacht hatte auch zum ersten Mal die Stämme des Reiches gemeinsam unter dem Kommando des Königs versammelt.
Der Geschichtsschreiber Widukind von Corvey bezeichnete Otto I. in seiner Schlachtschilderung als "pater patriae" - Vater des Vaterlandes.
Aufruhr bei den slawischen Obodriten
Ins heimatliche Sachsen zurückgekehrt, musste Otto seine Truppen erneut zusammenrufen. Es galt die slawischen Obodriten und die mit ihnen verbundenen Wilzen zu unterwerfen. Zwar boten die Slawen Tributzahlungen an, um sich ihre Souveränität zu bewahren, Ottos Ziel war jedoch ihre Eingliederung ins Reich.
Werben für ein Magdeburger Erzbistum
Da sich Otto darüber im Klaren war, dass ein militärischer Sieg über die Slawen nicht ausreichen würde, teilte er das slawische Land zunächst in kleine Gebiete, in deren Zentren eine Burg stand – so genannte Burgwarde. Als Stützpunkt für die geplante Christianisierung der Ostgebiete hatte der König das Magdeburger Kloster vorgesehen.
Wegen seiner zentralen Lage bot sich Magdeburg als Erzbistum an. Um dafür die Zustimmung des Papstes zu erhalten, schickte Otto 955 Abt Hadamar von Fulda nach Rom.
Doch der Plan musste verschoben werden, weil sich Ottos Sohn Wilhelm, Erzbischof von Mainz beim Papst gegen die Kirchenpolitik seines Vaters aussprach. Schließlich musste er befürchten, sein Erzbistum zu verlieren, sollte die Vermischung von weltlichen und geistlichen Kompetenzen dem König das Recht geben, jederzeit Bistümer zu errichten.
Da Wilhelm mit seinem Rücktritt drohte, verschob der König den Plan. Erst nach dem Tod Wilhelms 968 und der vorangegangen Kaiserkrönung Ottos konnte das neue Erzbistum Magdeburg für die Ostmissionierung errichtet werden.
Neben den Bistümern Brandenburg und Havelberg, die aus dem Erzbistum Mainz ausgegliedert wurden, kamen noch die Neugründungen Merseburg, Zeitz, Meißen und wahrscheinlich auch Oldenburg zum Erzbistum hinzu. Slawische Gebiete, die noch erobert und missioniert wurden, ordnete man ebenfalls Magdeburg zu.
Kaiserkrönung macht Otto zu einem der bedeutendsten europäischen Herrscher seiner Zeit
Während seines zweiten Italienzuges 962 hatte Otto I. die Kaiserkrönung erreicht. Fünf Jahre später ließ er seinen Sohn, der ebenfalls Otto hieß und bereits zum König gewählt worden war, während des dritten Italienzuges zum Mitkaiser krönen.
In Italien, genauer gesagt in Rom, verweilte die Kaiserliche Familie anschließend fünf Jahre bis zur Vermählung Ottos II. mit Theophano von Byzanz. Diese Eheschließung brachte dem 60jährigen Otto I. die Annerkennung seines Kaisertums durch Byzanz.
Im letzten Jahr vor Ottos Tod zeigte sich noch einmal seine Größe. Nicht umsonst hatten ihm schon seine Zeitgenossen den Beinamen "der Große" verliehen. Auf dem Quedlinburger Osterhoftag versammelten sich Gesandte der Russen, Slawen, Griechen, Bulgaren, Ungarn, Dänen und andere mehr. Mit dem Böhmenherzog verhandelte Otto I. über die Gründung eines Prager Bistums. In Merseburg traf der Kaiser sich sogar mit einer Gesandtschaft aus Afrika.
Tod in Memleben
Nach einem schweren Fieber starb Otto der Große am 7. Mai 973 in der Pfalz in Memleben. Seine letzte Ruhe fand er in der Magdeburger Kathedrale neben seiner ersten Frau Edgith von England.
Was Aachen für Karl den Großen war, wurde Magdeburg für Otto den Großen.