#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 28. Juli
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28. Juli 2022, 05:00 Uhr
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2000: Forschungsreaktor in Garching abgeschaltet
Im Jahre 2000 wird der Forschungsreaktor Garching in der Nähe von München abgeschaltet. Für die Forschung der Technischen Universität München (TUM) ist er nicht mehr zeitgemäß.
Auf Initiative des damaligen früheren Bundesministers für Atomfragen Franz-Josef Strauß und des bayerischen Ministerpräsidentens Wilhelm Hogner wird der Reaktor 1957 für die Forschungszwecke der TUM fertiggestellt. Er ist die erste kerntechnische Anlage in der Bundesrepublik. Nur sechs Wochen später nimmt der erste Forschungsreaktor der DDR in Dresden-Rossendorf seine Arbeit auf.
Seit März 2020 ist der Reaktor außer Betrieb. Zwischendurch erwägte die TUM, den Reaktor für die Atomforschung wieder in Betrieb zu nehmen. Doch bereits seit Jahrzehnten wird die Anlage aufgrund ihrer veralteten Brennelemente und dem von ihr produzierten Atommüll kritisiert. Der Forschungsreaktor ist jedoch so bedeutsam, das er heute das Wappen der Stadt Garching ziert.
1984: Ostblock boykottiert Teilnahme an Olympischen Spielen
Wie schon 1980 in Moskau sind auch 1984 in Los Angeles längst nicht alle Nationen bei den Olympischen Spielen vertreten.
1984 boykottiert die Sowjetunion die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles. Die UdSSR reagiert damit auf die Absage des Westens an die Spiele in Moskau 1980. Der Protest richtet sich damals gegen die Invasion der UdSSR in Afghanistan 1979.
Bei den olympischen Winterspielen im Februar 1984 in Sarajevo gewinnt die DDR die Nationenwertung und ist damit erstmals erfolgreicher als ihr großer sowjetischer Bruder. Ein Erfolg, den die Führung des Deutschen Turn- und Sportbundes bei den Sommerspielen in Los Angeles unbedingt wiederholen soll.
Doch noch vor der Eröffnungsfeier zerplatzt dieser Traum. Am 8. Mai 1984 "revanchiert" sich die Sowjetunion für den vier Jahre zuvor begangenen West-Boykott und verkündet in Moskau das Fernbleiben ihrer Athleten bei den Spielen im kapitalistischen Ausland. Als offizieller Grund für die augenscheinliche Retourkutsche werden "Sicherheitsbedenken" genannt. Zwei Tage später muss sich die DDR-Staatsführung in Ost-Berlin dem Beschluss anschließen. Das ist Bitter für die DDR, die ihren Erfolg von den Spielen von Sarajevo gerne wiederholt hätte.
1962: DFB beschließt Einführung der Fußball-Bundesliga
Auf einem außerordentlichen Bundestag des Deutschen Fußballbundes (DFB) 1962 in Dortmund beschließen die Delegierten die Einführung der Bundesliga. Die erste Saison der neuen höchsten Klasse im deutschen Fußball beginnt am 24. August 1963. Befürworter sehen in der Bundesliga einen entscheidenden Schritt, um den Ruf des bundesdeutschen Fußballs international zu verbessern. Kritiker halten sie für ein zu hohes finanzielles Risiko. Vor der Abstimmung hatten mehrere deutsche Fußballvereine gedroht, sich vom DFB abzuspalten, sollte es nicht zur Gründung einer neuen obersten Liga kommen.
Jetzt zieht wieder Sauberkeit in den deutschen Fußball ein. Jetzt sind wir wieder Herren im eigenen Haus. Praxis und Gesetz waren zu weit voneinander entfernt. Wir haben die Bundesliga fünf Minuten nach 12 eingeführt, aber es ist noch nicht zu spät.
Der DFB entscheidet Ende 1962 über die Aufnahme der Fußballklubs in die neue Liga. Kriterien hierfür sind u.a. die Leistungen der Vereine in vergangenen Spielzeiten und deren geographische Lage. 46 Klubs bewerben sich, es gibt nur 16 Plätze. Unter den ersten Teams, die an den Start gehen dürfen, befinden sich der Hamburger SV, Werder Bremen, Borussia Dortmund, der 1. FC Köln, sowie der 1. FC Saarbrücken. Der FC Bayern München ist zwar kein Gründungsmitglied, doch bis heute der amtierende Rekordmeister in der Bundesliga.
1941: Auschwitz-Häftlinge nach Pirna Sonnenstein überführt
Im Frühling 1941 werden auch KZ-Häftlinge in die NS-"Euthanasie"-Verbrechen einbezogen. Am 28. Juli findet vom KZ Auschwitz aus eine Deportation von 575 Häftlinge nach Sonnenstein bei Pirna statt. Diejenigen, die zu erschöpft, durch Krankheit oder andere Gründe "arbeitsunfähig" waren, werden in "Euthanasie"-Anstalten wie Sonnenstein, Bernburg und Hartheim ihrem Schickal überlassen.
Auf der Webseite der Gedenkstätte Pirna Sonnenstein findet sich für dieses Vorgehen folgende Erklärung: "Da die SS in der ersten Hälfte des Jahres 1941 noch nicht über die technischen Voraussetzungen und die organisatorischen Erfahrungen für die Massenvernichtung verfügte, griff sie auf die mit den Krankenmorden beauftragte 'Organisation T4' zurück. Die 'T4' selektierte die Häftlinge, stellte die Transportlisten zusammen, organisierte die Überführung aus den Konzentrationslagern und die Ermordung in 'Euthanasie'-Anstalten. In den Konzentrationslagern wurde die Sterbeurkunde mit fingierter Todesursache und falschem Todesort ausgestellt." Insgesamt sollen, nach Angaben der Gedenkstätte in Pirna, von Juni bis August 1941 mindestens 1.031 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald und Sachsenhausen ermordet worden seien.
1914: Beginn Erster Weltkrieg
Am 28. Juli 1914 schlägt Wien internationale Vermittlungsversuche aus und erklärt Serbien den Krieg.
Zuvor werden am 28. Juni 1914 der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajevo von dem serbischen Nationalisten Gavrilo Princip erschossen. Durch das Attentat soll der Wunsch nach einem von der Donaumonarchie (auch K.u.K.-Monarchie) unabhängigen Serbien unterstützt werden. Wenige Tage später stellt Deutschland Österreich-Ungarn einen "Blankoscheck" aus, indem es der K.u.K-Monarchie Bündnistreue und Unterstützung für eine militärische Aktion auf dem Balkan zusichert.
Österreich-Ungarn stellt Serbien ein auf 48 Stunden festgesetztes Ultimatum mit weitreichenden Forderungen: Die österreichischen Behörden sollen in die Ermittlungen gegen die Hintermänner des Attentats einbezogen werden. Diese sollen strafrechtlich scharf verfolgt werden. Serbien kommt Österreich-Ungarn entgegen und akzeptiert die Bedingungen des Ultimatums, sofern sie nicht seine Souveränität einschränken. Doch Wien reicht das nicht aus. Österreich-Ungarn bricht die diplomatischen Beziehungen ab. Es ist der offizielle Beginn des Ersten Weltkrieges.
1912: Einsturz der Seebrücke Binz
Am Abend des 28. Juli 1912 finden sich ungefähr 200 Menschen auf der Seebrücke Binz auf der Ostseeinsel Rügen ein, um das ankommende Passagierschiff "Kronprinz Wilhelm" zu begrüßen. Vermutlich rammt das Schiff einen Teil der 560 Meter langen Seebrücke. Diese hält der Belastung nicht mehr stand und bricht ein. Die Menschen werden in die Ostsee gerissen, 16 von ihnen sterben.
Die meisten der Anwesenden konnten nicht schwimmen. Das Unglück von Binz ist daher der Anstoß für die Gründung der heutigen Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Diese wird am 19. Oktober 1913 in Leipzig ins Leben gerufen. Die heute existierende Seebrücke in Binz wurde 1994 fertiggestellt und ist circa 370 Meter lang.