#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 16. Juli

16. Juli 2022, 05:00 Uhr

2012: HIV-Prophylaxe: Pille statt Kondom

Am 16. Juli 2012 wird zur HIV-Prävention das Medikament "Truvada" in den USA zugelassen. Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) lautet der medizinische Fachbegriff für die vorsorgliche Einnahme dieser HIV-Blocker. Durch das Medikament können sich HIV-negative Menschen bei einem möglichen HIV-Kontakt schützen, aber auch HIV-positiven Menschen sind kaum ansteckend, wenn sie das Medikament regelmäßig einnehmen. Die Einnahme hindert HIV daran, sich zu vermehren, sodass sich AIDS gar nicht erst entwickeln kann. Ab Sommer 2017 gibt es in Deutschland Nachahmerpräparate von "Truvada". Seit September 2019 haben alle gesetzlich versicherte Patienten, die ein nachweislich hohes Ansteckungsrisiko aufweisen, Anspruch auf eine HIV-PrEP als Kassenleistung.

2001: Beate Uhse gestorben

Am 16. Juli 2001 stirbt Beate Uhse im Alter von 82 Jahren. Die Pionierin der Erotikbranche gründet 1949 ihren gleichnamigen Konzern. Wegen ihrer "unzüchtigen" Erotikwaren und Bücher liegt sie fortan mit der Justiz im Clinch. 1962 sorgt sie mit dem ersten Sexshop der Welt in Flensburg bundesweit für Aufsehen. In der Folge baut sie ihr inzwischen börsennotiertes Unternehmen zum größten Versandhaus von Sexartikeln in Europa mit einem Umsatz von über 300 Millionen Mark aus. Mit der Digitalisierung im Netz geht der Umsatz seit 2000 zurück. Nach zwei Insolvenzen des Erotikkonzerns übernimmt 2019 ein niederländisches Unternehmen dessen Online-Geschäfte.

1990: Das "Wunder vom Kaukasus"

Am 16. Juli 1990 ebnen Kanzler Kohl und der sowjetische Präsident Gorbatschow im Kaukasus den Weg zur Deutschen Einheit. Das Ereignis schreibt als "Wunder vom Kaukasus" Geschichte. Die Sowjetunion stimmt der NATO-Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschlands zu. Im Gegenzug bekommt sie u.a. Milliardenkredite für die schwächelnde Wirtschaft und die Zusicherung Kohls, die Truppenstärke der Bundeswehr auf 370.000 Mann zu begrenzen.

1962: Tod Lene Voigt

Am 16. Juli 1962 stirbt die sächsische Dichterin Lene Voigt in Leipzig. Im Alter von 15 Jahren begann die gebürtige Leipzigerin Helene Alma Wagner zu dichten und konnte sich durch ihre Veröffentlichungen im Alter von 32 Jahren selbst finanzieren. Sie arbeitete als freie Autorin und publizierte vor allem in linken Zeitungen. Bekannt wurde sie u. a. für ihre "Säk´schen Glassigger".1936 verbieten die Nationalsozialisten die Neuauflage ihrer Texte, wodurch sie mittellos wird. Im gleichen Jahr ist sie erstmals Patientin in einer psychiatrischen Klinik, da bei ihr "Verfolgungswahn" diagnostiziert wurde. An Schizophrenie erkrankt, lebt sie von 1946 bis 1962 in einem psychiatrischen Krankenhaus in Leipzig. Ihre Texte durften nicht gedruckt werden und sie schienvergessen. Erst 1983 kommt es zu einer Wiederentdeckung und der Leipziger Verlag "Zentralhaus-Publikation" gibt eine erste Auswahl ihrer Schriften heraus.

1952: Eröffnung der Pionierrepublik "Wilhelm Pieck"

Am 16. Juli 1952 wird die Pionierrepublik "Wilhelm Pieck" eröffnet. 1949 beschloss der Ministerrat der DDR den Bau. Die Einrichtung sollte das zentrale Pionierlager der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" werden - eine Art Ferienlager mit sozialistischer Schulung. So wird sie zwischen 1951 und 1952 im nordöstlichen Brandenburg am Werbellinsee mit rund 18 Millionen Mark aus Staatsgeldern aufgebaut. Der Präsident der DDR Wilhelm Pieck ist der Namensgeber und weiht sie am 16. Juli ein. Für einen Jungen Pionier gilt es als Auszeichnung für sechs Wochen in die Pionierrepublik delegiert zu werden. So waren ständig rund 1.000 Pioniere, die "hervorragende" Leistungen erbracht haben, vor Ort. Bis zur Wende besuchten insgesamt etwa 400.000 Pioniere die Anlage.

1945: Erste Atombombe gezündet

Am 16. Juli 1945 wird die erste Atombombe gezündet. Wenige Wochen nach diesem streng geheimen Test im US-Bundesstaat New Mexico zerstören Atombomben die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki und entscheiden damit den Zweiten Weltkrieg. Hunderttausende Menschen sterben sofort nach der Explosion oder kommen später an den Folgen der Strahlung ums Leben.

Ein Atompilz steigt nach der Explosion einer Atombombe über dem Testgelände in der Wüste von Nevada auf
Ein Atompilz steigt nach der Explosion einer Atombombe über dem Testgelände in der Wüste von Nevada auf. Bildrechte: picture-alliance/dpa

1927: Arbeitslosengeld per Gesetz

Am 16. Juli 1927 verabschiedet der Reichstag mit großer Mehrheit das "Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung" und führt damit die erste staatliche Arbeitslosenversicherung ein. Eine bedeutende Entscheidung für den Schutz der Arbeiter, denn somit gibt es nun einen echten Rechtsanspruch auf Arbeitslosengeld. Der Anspruch ist jedoch an Arbeitswilligkeit und unfreiwillige Arbeitslosigkeit gebunden. Als Beiträge zahlen die Arbeitgeber und Arbeitnehmer die gleiche Summe - maximal drei Prozent des Lohns. Die neue Versicherung soll die Erwerbslosenfürsorge der Gemeinden ablösen, was jedoch nicht komplett gelingt: Die meisten Erwerbslosen bleiben auf die Hilfe der Wohlfahrt angewiesen.

1909: Geburtsstunde von Audi in Zwickau

Am 16. Juli 1945 gründet August Horch nach Streitigkeiten mit Aktionären und Aufsichtsrat eine neue Automobilfabrik in Zwickau. Es ist die Geburtsstunde von Audi. Da Horch nämlich seinen eigenen Namen nicht wieder als Firmenbezeichnung verwenden darf, nennt er sie am 25. April 1910 in "Audi" um, die lateinische Übersetzung für "Horch!", "Höre zu!".

Ein Audi-Motor, der bei einem Alpenrennen zum Einsatz kam
Audi Typ C (1913) Bildrechte: MDR/Monika Tauber