#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 9. Juni
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09. Juni 2022, 05:00 Uhr
Inhalt des Artikels:
- 1945: Einrichtung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD)
- 1950: Gründung der ARD in Bremen
- 1972: Bundesrepublik senkt das Wahlalter auf 18 Jahre
- 1988: Die Heimkehr der Krimtataren
- 1992: UN-Beschluss zur Entsendung von "Blauhelmen" nach Bosnien und Herzegowina
- 2006: Eröffnungsspiel Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland
- 2015: Ingeborg Rapoport promoviert mit 102 Jahren
1945: Einrichtung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD)
Am 9. Juni 1945 richtet Marschall Georgi Schukow die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) in Berlin-Karlshorst ein. Formale Grundlage war sein "Befehl Nummer 1". Schukow selbst wird zum Obersten Chef ernannt. Die SMAD dient der Verwaltung der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland. Außerdem kontrolliert die De-facto-Regierung die Erfüllung der Forderungen, die Deutschland durch die bedingungslose Kapitulation auferlegt wurden. 1949 überträgt die Sowjetische Militäradministration ihre Verwaltungsfunktionen an die DDR-Regierung und löst sich auf.
1950: Gründung der ARD in Bremen
Am 9. Juni 1950 wird die ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland) in Bremen gegründet. Auf einer Tagung der Rundfunkanstalten schließen sich die sechs westdeutschen Landesrundfunkanstalten zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Ziel sind die gemeinsame Zusammenarbeit und der Programmaustausch. Das Kürzel "ARD" wird erst 1954 eingeführt. Im gleichen Jahr produzieren die ARD-Rundfunkanstalten erstmals ein gemeinschaftliches Fernsehprogramm für ganz Deutschland. Heute ist die ARD neben dem ZDF und dem Deutschlandradio Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der durch eine vielfältige Berichterstattung zur individuellen Meinungsbildung beitragen soll.
1972: Bundesrepublik senkt das Wahlalter auf 18 Jahre
Am 9. Juni 1972 wird das aktive Wahlalter in der Bundesrepublik von 21 auf 18 Jahre gesenkt. Gleichzeitig wird das passive Wahlalter, also das Alter ab dem sich eine Person als Kandidatin oder Kandidat aufstellen lassen kann, von 25 auf 21 Jahre gesenkt. Die Reform war umstritten. Befürwortende argumentierten, dass auch jungen Menschen die Mitwirkung am Staat ermöglicht werden müsse. Kritische Stimmen zweifeln an der nötigen Reife von 18- bis 21-Jährigen – schließlich waren sie damals auch erst mit 21 volljährig. Erst 1974 setzt der Bundestag das Volljährigkeitsalter auf 18 herab. In der DDR galt bereits ab 1950 das aktive Wahlrecht und die Volljährigkeit ab 18 Jahren. Das passive Wahlrecht wirde in der DDR 1974 auf 18 gesenkt.
1988: Die Heimkehr der Krimtataren
Am 9. Juni 1988 gestattet die sowjetische Regierung unter Gorbatschow den Krimtataren, in ihre Heimat auf die Halbinsel Krim zurückzukehren. Die Tataren lebten seit dem Mittelalter auf der Krim. Ab dem 18. Jahrhundert wurden sie durch die russische Eroberung verdrängt, was die Oktoberrevolution vorerst beendete. Im Mai 1944 wurden etwa 200.000 Tataren unter Stalin wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen von der Krim nach Zentralasien, Sibirien und in den Ural deportiert, wobei Zehntausende starben. Ab Mitte der 1950er Jahre organisierten sich die Tataren und bemühten sich um Rehabilitierung. 1967 werden sie eher symbolisch rehabilitiert, erst 1988 erlaubt die sowjetische Regierung ihre Rückkehr. Mit ihren neuen Familienmitglieder kehren rund 266.000 Krimtataren in der folgenden Zeit zurück.
1992: UN-Beschluss zur Entsendung von "Blauhelmen" nach Bosnien und Herzegowina
Am 9. Juni 1992 beschließt der UN-Sicherheitsrat, 1.100 Blauhelmsoldaten nach Bosnien und Herzegowina zu entsenden. Nach der Unabhängigkeitserklärung Bosnien und Herzegowinas im März 1992 entstand ab April ein Bürgerkrieg zwischen Bosniaken, Kroaten und Serben im Land. Die Friedensmission des UN-Sicherheitsrates "UNPROFOR" (United Nations Protection Force, deutsch: Schutztruppe der Vereinten Nationen) soll die Versorgung der Bevölkerung sichern.
Das Scheitern der UN-Mission verdeutlich das Massaker von Srebrenica. Im Juli 1995 ermorden bosnisch-serbische Truppen mehr als 8.000 muslimische Bosniaken. Die in Srebrenica stationierten UN-Blauhelmsoldaten setzten ihnen nichts entgegen. Mit dem Friedensvertrag von Dayton endete der Bosnienkrieg im Dezember 1995.
2006: Eröffnungsspiel Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland
Am 9. Juni 2006 wird die Fußball-Weltmeisterschaft (WM) mit dem Spiel zwischen Deutschland und Costa Rica in München eröffnet. Deutschland gewinnt 4:2. Die Weltmeisterschaft findet zum zweiten Mal in Deutschland statt und steht unter dem Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden". Beim Finale der WM im Berliner Olympiastadion am 9. Juli gewinnt Italien durch das 5:3 gegen Frankreich den Titel. Die deutsche Nationalelf wird unter Jürgen Klinsmann dritter Platz. Im Nachhinein kommen Korruptionsvorwürfe auf, dass der WM-Standort Deutschland gekauft war, die bis heute nicht abschließend geklärt sind.
2015: Ingeborg Rapoport promoviert mit 102 Jahren
Am 9. Juni 2015 erhält die Kinderärztin Ingeborg Rapoport ihren Doktortitel von der Universität Hamburg. Zu diesem Zeitpunkt war sie 102 Jahre alt und damit die weltweit älteste Person, die ein Promotionsverfahren abgeschlossen hat. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung hatte ihr das NS-Regime 1938 die mündliche Prüfung zur Promotion verweigert. Als sie die Verteidigung ihrer Dissertation fast 80 Jahre später nachholte, konnte sie alle Fragen zur vollsten Zufriedenheit beantworten. Sie erhielt die Gesamtnote magna cum laude. Ingeborg Rapoport war von 1959 bis zu ihrer Emeritierung 1973 an der Kinderklinik der Charité tätig. Die ARD-Serie "Charité" beleuchtet den Weg der Kinderärztin am Berliner Krankenhaus.