Zwischen Propaganda und Berichterstattung Rundfunk in der DDR
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Hörfunk | Radio
01. Februar 2010, 09:59 Uhr
Im Spannungsfeld zwischen der von der Staatsmacht gestellten Aufgabe der "Herausbildung des sozialistischen Bewusstseins" und den Wünschen seiner Hörer nach Unterhaltung, Information und Bildung führte der Rundfunk in der DDR ein schwieriges Dasein. Die Mitarbeiter der Sendeanstalten versuchten, den Anforderungen "beider Seiten" gerecht zu werden.
Die Bürger der DDR schätzten ihren Rundfunk wegen der hohen Qualität bestimmter Programme und belächelten ihn wegen der einseitigen und verbissenen Propaganda und Berichterstattung. Stationen wie "Radio DDR II", der Hauptstadtsender "Berliner Rundfunk" oder das legendäre "Jugendradio DT 64" hatten eine große Stammhörerschaft und bildeten feste Bezugsgrößen im Leben der Hörer.
"Hier spricht Berlin!" sendet ab 13. Mai 45
Die Geschichte des Rundfunks in der SBZ/DDR begann schon wenige Tage nach dem Ende des Krieges. Am 13. Mai 1945 begann im sowjetisch besetzten Berlin der Rundfunkbetrieb mit den Sendungen "Hier spricht Berlin!" aus dem "Haus des Rundfunks" in der Masurenallee, der ehemaligen nationalsozialistischen Sendezentrale. Daraus entwickelte sich unter Kontrolle der sowjetischen Militärregierung der Berliner Rundfunk. Im Herbst desselben Jahres kam in Leipzig der "Mitteldeutsche Rundfunk" hinzu, später gingen die Landessender Dresden und Schwerin, dann auch Halle, Erfurt und Potsdam auf Sendung. Sie alle standen unter Kontrolle des "Berliner Rundfunks", der von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) geleitet wurde.
Der mit Walter Ulbricht nach Ende des Krieges aus Moskau gekommene Hans Mahle ("Gruppe Ulbricht") übernahm die Leitung des zur Zentrale ausgebauten "Berliner Rundfunks". Erst am 12. Oktober 1949 übergab die SMAD die Kontrolle des Hörfunks an die Regierung der gerade gegründeten DDR.
Landessender werden zentralisiert
Mit Beseitigung der Länderparlamente und Errichtung der Bezirke nach der II. Parteikonferenz der SED 1952 ("planmäßiger Aufbau des Sozialismus") erfolgte der Umbau des föderal strukturierten Rundfunks in eine zentral auf Berlin hin ausgerichtete Behörde. Am "Staatlichen Rundfunkkomitee" fand der Hörfunk der DDR (neben einem Intendanzbereich für das junge Fernsehen) seinen Sitz. Alle Landessender wurden entweder aufgelöst oder in den Berliner Sender übernommen. Dem Gesetz nach ein Staatsorgan, wurde der Rundfunk jedoch sofort dem Zentralkomitee der SED unterstellt. Die "Abteilung Agitation und Propaganda" hatte die vollständige Kontrollmacht über zentrale Sender und lokale Studios. Rundfunk in der DDR war von Beginn an Staatsfunk im Dienste der Partei.
Mit der rasanten Verbreitung des Fernsehens in den 60er Jahren verlor der Hörfunk seine Stellung als bevorzugtes Medium. Am 4. September 1968 wurden Hörfunk und Fernsehen getrennt, beide Medien erhielten eigene Komitees beim Ministerrat, das "Staatliche Komitee für Rundfunk beim Ministerrat der DDR" blieb aber nach wie vor unter Kontrolle und Weisung der SED.
Sendervielfalt mit oft gleichem Einerlei
Auf fünf großen Stationen sendete der Rundfunk in der DDR: "Radio DDR I" bot Nachrichten- und Unterhaltungsprogramme, ihm waren die Regionalprogramme angeschlossen. Das 1964 entstandene "Radio DDR II" brachte vornehmlich Kultur- und Bildungsprogramme, die "Stimme der DDR", die aus der Verschmelzung der auf West-Berlin und die Bundesrepublik ausgerichteten Sender "Berliner Welle" und "Deutschlandsender" 1971 hervorgegangen war, wandte sich an deutschsprachige Hörer außerhalb der Grenzen der DDR und war neben dem in vielen Sprachen produzierten "Radio Berlin International" das Sprachrohr der DDR nach außen.
Auf die Hauptstadt selber konzentrierte sich der bevorzugt behandelte "Berliner Rundfunk". "DT 64" schließlich sollte nach dem Vorbild westlicher Sender die Jugend in der DDR an sich binden und durch mancherlei Freiheiten in der Programmgestaltung das Abwandern der Hörerschaft auf die Stationen des "kapitalistischen Auslandes" verhindern.