#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 19. September
Hauptinhalt
19. September 2022, 05:00 Uhr
Inhalt des Artikels:
1942: Deportation von Juden aus Thüringen nach Theresienstadt
Am 19. September 1942 deportieren die Nationalsozialisten insgesamt 364 – vor allem ältere – Jüdinnen und Juden in das KZ Theresienstadt. Sie stammen aus 38 verschiedenen Ortschaften in Thüringen. Auf dem Weg kommen noch 513 weitere Juden aus Halle und Leipzig hinzu. Viele von ihn werden anschließend ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und ermordet.
Es ist die zweite große Deportationswelle von Thüringer Juden, die bereits im Mai 1942 begonnen haben. Die letzte Deportation von 101 jüdischen Menschen aus der Region findet am 31. Januar 1945 statt.
Die jüdische Geschichte Thüringens reicht lange zurück. Der Bau der Alten Synagoge in Erfurt ist auf das 11. Jahrhundert datiert. Damit ist diese die älteste erhaltene Synagoge in Europa. Vor 1933 lebten insgesamt 6.000 Jüdinnen und Juden in Thüringen. Schätzungsweise 2.500 von ihnen sterben während des Holocaust. Heute zählt die jüdische Landesgemeinde Thüringen etwa 700 Mitglieder.
1950: "Adenauer-Erlass" in der Bundesrepublik
Am 19. September 1950 beschließt die Bundesregierung den "Beschluss zur Verfassungstreue der öffentlich Bediensteten in der Bundesrepublik Deutschland". Dieser wird fortan auch als "Adenauer-Erlass" bezeichnet. Darin heißt es:
Wer als Beamter, Angestellter oder Arbeiter im Bundesdienst an Organisationen oder Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Staatsordnung teilnimmt, [...] macht sich einer schweren Pflichtverletzung schuldig.
Der Erlass listet 13, vor allem links ausgerichtete Organisationen auf, die als verfassungsfeindlich eingestuft werden. Darunter sind die KPD, die FDJ und der Kulturbund aus der SBZ. Beamtinnen und Beamte, die Mitglieder in einer solchen Organisationen sind und deren "Verfassungstreue" deshalb angezweifelt wird, sind aus dem Staatsdienst zu entlassen.
Für die Bundesregierung ist der Erlass ein wichtiges Mittel, um den Kommunismus im Land einzudämmen. 1956 verbietet die Bundesregierung die KPD. Am 28. Januar 1972 einigen sich Bund und Länder auf die Einführung des "Radikalenerlasses". Dieser sieht vor, Bewerber und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst auf mögliche "verfassungsfeindliche" Tendenzen zu prüfen.
Bis heute ist unklar, wie viele Menschen durch die Folge dieser Erlasse von Berufsverboten betroffen waren. Bis 1991 sorgt der "Radikalenerlass" für die Entlassung von mindestens 250 Personen – vor allem Lehrerinnen und Lehrern.
1956: FDGB beschließt Unterstützung für werktätige Frauen
Auf einer FDGB-Konferenz am 19. September 1956 wird das "Programm zur weiteren Verbesserung und Erleichterung des Lebens der werktätigen Frauen und Mädchen" beschlossen. Das Programm soll Frauen von der Hausarbeit entlasten und ihre "aktive Mitarbeit" in den Betrieben sichern. Es verfehlt aber die wahren Bedürfnisse der Frauen. Neben einer 40-Stunden-Woche fordern diese auch einen von ihrem Familienstand unabhängigen Haushaltstag. Nur verheirateten Frauen stand seit 1952 ein Haushaltstag zu. Mit dem 1956 beschlossenen Programm will der FDGB lediglich die Diskussion über die Forderungen beenden.
1982: Erfindung des elektrischen Smileys
Punkt, Punkt, Strich und Klammer: Um die Kommunikation in Online-Foren verständlicher zu machen, schlägt der Informatiker Scott Fahlman am 19. September 1982 vor, Texte mit Smileys aus einer einfachen Zeichenkombination zu versehen. Ironisch oder wenig ernst gemeinte Beiträge sollen so einfacher zu verstehen sein. Der Smiley tritt daraufhin im Internet seinen Siegeszug an. Bald gibt es immer mehr Variationen des liegenden Gesichtes – ob weinend, verärgert oder rauchend, oder als Abraham Lincoln.
Ganz neu ist die Idee des Smileys nicht. Bereits 1963 hatte der Grafikdesigner Harvey Ball den klassischen gelben Smiley für eine Werbekampagne ins Leben gerufen.
Smileys dominieren lange Zeit Programme wie SMS. Heutige Computer zeigen aber vor allem grafisch animierte Smileys an. Und Smartphones setzen gar komplett auf Emojis.
1990: Palast der Republik wird geschlossen
Der Palast der Republik in Berlin war das Prestigeobjekt der DDR. Am 19. September 1990 verfügt die Volkskammer im Vorgriff auf bundesdeutsche Sicherheitsnormen die Schließung des Palastes der Republik und somit auch der eigenen Tagungsstätte. Der Grund: Die Konstruktion ist asbestverseucht und somit krebserregend.
Nachdem der Palast der Republik 1976 feierlich eröffnet wurde, ist "Erichs Lampenladen", wie er wegen der pompösen Beleuchtung spöttisch genannt wird, ein Besuchermagnet. 70 Millionen Menschen kommen bis zur Schließung 1990. In den Restaurants fehlt es an nichts und im "Großen Saal" sind internationale Künstler wie Carlos Santana, Udo Lindenberg, Joan Baez, Mikis Theodorakis, Loriot, Helena Vondráčková oder Peter Maffay zu Gast.
Dreizehn Jahre nach der Schließung beschließt der Bundestag in einer Sitzung 2003 kurz und schmerzlos den "Rückbau". Ab 2006 wird der Palast der Republik nach und nach abgerissen.
1991: Wanderer finden "Ötzi" in den Alpen
Bei einer Tour in den Ötztaler Alpen entdecken Wanderer eine aus der Steinzeit stammende Gletschermumie. Die Mumie, die auf 3.210 Metern Höhe aus dem Eis ragt, wird im Volksmund auf den Namen "Ötzi" getauft. Durch die Werkzeuge, die in Ötzis Nähe geborgen werden, kann die Wissenschaft das Alter der Mumie einschätzen. Mit 5.300 Jahren ist Ötzi die älteste Mumie, die je gefunden wurde. Auch interessant: Sie gilt dazu als ältestes Mordopfer der Geschichte. 2001 entdeckten Wissenschaftler, dass Ötzi mit einem Pfeil erschossen wurde.