Putzmittel der DDR Alles sauber mit Fewa
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24. Oktober 2018, 15:30 Uhr
Schluss mit dem Schrubben am Waschbrett! Die Erfindung von Fewa, dem ersten synthetischen Feinwaschmittel, war für die Hausfrau eine Sensation von Weltrang - und sie kam aus Chemnitz.
Waschtage bedeuteten früher Knochenarbeit und waren lange, kräftezehrende Hausfrauenarbeit. Kein Wunder also, dass in vielen Haushalten nur einmal im Monat gewaschen wurde. Öfter hätte man es kaum geschafft, denn der Rest des Haushalts musste auch noch bewältigt werden. Mit Kernseife wurde die Wäsche geschrubbt, danach mit Soda behandelt und zum Bleichen in die Sonne gelegt - bis es 1932 zu einer kleinen Revolution in den deutschen Haushalten kam.
In Chemnitz wurde das erste synthetische Waschmittel eingeführt, das die vielen mühseligen Waschvorgänge auf eine Runde Waschen verkürzte. Fewa bestand aus Waschmittel und Soda in einem. Endlich war es gelungen, die Substanzen in einem Produkt zu vereinen, das außerdem versprach, die Wäsche nicht so stark anzugreifen wie die bisherigen handelsüblichen Produkte. Daher auch der Name Fewa, der sich zusammensetzt aus dem Wörtern "fein" und "Waschmittel".
Saubere Arbeit aus Chemnitz
Eigentlich wurde Fewa gar nicht für den Haushalt entwickelt, sondern zunächst für die textile Großindustrie. Heinrich Gottlob Bertsch erfand das Reinigungsmittel für die Böhme Fettchemie in Chemnitz. Der Chemiker der "Böhme AG" wollte wissen, wie er Waschmittel verbessern konnte, die mit allerhand Problemen daherkamen. Nicht selten verliefen die Textilfarben ineinander oder wurden ausgeblichen. Teilweise musste so heiß gewaschen werden, um die Schmutzwäsche zu reinigen, dass die Kleidung einlief. Mit einer Zusammensetzung von Größtenteils Natriumsulfat und Fettalkoholsulfat gelang ihm schließlich der Durchbruch.
Die Firma verkaufte so viel von dem ersten synthetischen Vollwaschmittel der Welt, dass sie bald drei Anlagen in Betrieb nehmen konnte, die nur Fewa produzierten. Das entging den Konkurrenten natürlich nicht. Der Henkel-Konzern hatte ein Auge auf das Produkt aus Chemnitz geworfen. 1935 kaufte Henkel Teile des Chemnitzer Unternehmens und machte die Böhme Fettchemie GmbH zu einem Tochterunternehmen.
Pausbäckige Hausfrau Johanna wird Markenbotschafterin
Die Vorzüge von Fewa wurden auch in der Werbung klar verkauft. Das Waschmittel roch neutral und griff die Farben nicht an. Allerdings dauerte es eine Weile, bis die richtige Werbefigur gefunden wurde, denn der erste Versuch scheiterte. Von den Geschäftsführern wurde ohne Rücksprache mit der Marketingabteilung ein "Wollmännchen" erdacht, das den Hausfrauen zeigen sollte, dass sogar empfindliche Wolle nicht beschädigt wird. Allerdings sah das Wollmännchen eher skurril aus, sogar etwas angsteinflößend.
Nach sieben Jahren wurde dann eine Zeichentrickfigur namens Johanna entwickelt, die eine pausbäckige Hausfrau zeigte. Johanna war taff und hatte auf alles eine Antwort parat: Kein Fleck war zu groß, keine Verfärbung zu hartnäckig. Sie wurde zum Gesicht der Marke und das sogar im Osten und Westen, denn mit der Teilung Deutschlands zog sich der im Westen ansässige Henkelkonzern aus Chemnitz zurück.
Heute noch auf dem Markt
Vor dem Zweiten Weltkrieg führte Fewa die Spitze der Waschmittel hinter Persil an. Mit der Gründung der DDR teilte sich die Fewa-Produktion. Im Osten wurde es fortan vom Volkseigenen Betrieb Fettchemie und Fewa-Werke Chemnitz hergestellt. 1992 endete die Produktion jedoch. Im Westen wurde der Name verändert zu Perwoll. Bis heute ist Fewa, wenn auch unter anderem Namen, in Deutschland erhältlich. Nur in Österreich kann man das alte Chemnitzer Fewa sogar noch unter der ursprünglichen Bezeichnung kaufen. Allerdings nicht mehr aus Chemnitzer Produktion sondern von Henkel. Eine saubere Sache ist es aber bis heute geblieben.
Das MDR ZEITREISE-Magazine berichtete über dieses Thema: TV | 23.10.2018 | 21:15 Uhr