"Zwangsarbeit" in der DDR Westwaren aus dem Ostknast
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11. März 2021, 15:53 Uhr
Schöne bunte Warenwelt! Ob Schlussverkauf oder Sonderangebote – in den Konsumtempeln des Westens bekam man alles. Dass manche Produkte sogar aus DDR-Gefängnissen kamen, wusste kaum jemand.
Schuhe, Radios, Fotoapparate und Maschinenteile: All das wurde in DDR-Gefängnissen hergestellt und ausdrücklich auch für das nichtsozialistische Ausland produziert. Mindestens 18.000 Arbeitsplätze für Strafgefangene waren in der Planwirtschaft fest einkalkuliert, Haupthandelspartner war die BRD.
Häftlinge sprechen von "Zwangsarbeit"
Sie bearbeiteten Kamerateile für Pentacon, deren Produkte weltweit im Fotohandel erhältlich waren; nähten im Frauengefängnis Hoheneck Bettwäsche für Versandhäuser im Westen oder fertigten im sächsischen Stahlwerk Gröditz Röhren für den bundesdeutschen Stahlkonzern Klöckner.
Die westdeutschen Händler wussten nicht oder wollten nicht wissen, unter welchen Bedingungen die billigen Waren produziert wurden. Und die Verbraucher West hatten oft keine Ahnung, woher ihre für bundesrepublikanische Verhältnisse günstige Neuerwerbung stammte.
Vorwurf: Quelle und Zwangsarbeit in der DDR
Quelle wurde verstärkt im Jahr 2012 vorgeworfen, nicht nur von den Dumpinglöhnen in der DDR Profit gemacht zu haben. Zwangsarbeiter aus den DDR-Gefängnissen sollen Opferverbänden zufolge an der Herstellung von Produkten für Quelle beteiligt gewesen sein. Auch andere westliche Firmen wie AEG, Karstadt, Neckermann und Ikea mussten sich diesem Vorwurf stellen.
Die Quelle-Verantwortlichen sollen bewusst weggeschaut haben. So nähten in den 1980er-Jahren Zwangsarbeiterinnen aus dem Frauengefängnis Hoheneck Briefe in die Quelle-Bettwäsche ein. Kunden entdeckten diese Nachrichten. Außerdem sollen Strafgefangene in Staßfurt für Quelle unter der Marke "Universium" Fernsehgeräte hergestellt haben.
50 Prozent der DDR-Exportware gingen in die BRD
Abgesehen von der Gefängnisproduktion florierte der deutsch-deutsche Handel: Laut offiziellen Zahlen, die die DDR veröffentlichte, gingen 30 Prozent ihres gesamten Außenhandels nach Westdeutschland. Berücksichtigt man Informationen westdeutscher Firmen. So betrug der Export wohl sogar 50 Prozent. Während in der DDR immer mehr Beschwerden über Mängel an den eigenen Erzeugnissen laut wurden, stimmte die Qualität bei den Produkten, die ins Nachbarland verschickt wurden.
Über dieses Thema berichtet der MDR in "Westware aus dem Ostknast" im: TV | 16.10.2018 | 22.50 Uhr