Porträt Der Schauspieler Hans-Joachim Preil
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24. Oktober 2024, 17:10 Uhr
Die meisten Menschen in der DDR kannten Hans-Joachim Preil vor allem als Partner von Rolf Herricht. Aber der Schauspieler machte auch als Autor und Regisseur Karriere. Und das half ihm, nach Herrichts Tod nicht ins berufliche Aus zu geraten.
Hans-Joachim Preils komödiantisches Talent reichte weit über seine schauspielerischen Fähigkeiten hinaus. Nach dem Zusammentreffen mit Rolf Herricht begann er zuerst kleine Sketche für die gemeinsamen Theaterauftritte zu schreiben. Er versuchte sich aber auch an größeren Stoffen. So schuf er 1958 den musikalischen Schwank "Zweimal Madeleine" für das Magdeburger "Maxim Gorki Theater". Die Hauptrolle war Rolf Herricht wie auf den Leib geschrieben. Durch den großen Publikumserfolg wurde auch das DDR-Fernsehen aufmerksam und strahlte den Schwank 1960 aus.
Preil schreibt Drehbücher
Die von ihm geschriebenen und gemeinsam mit Rolf Herricht aufgeführten Sketche blieben zwar weiterhin im Zentrum von Preils Arbeit, er legte aber immer Wert darauf, auch längere Stücke zu schreiben. Die legte er dann so an, dass Herricht und er selbst darin Hauptrollen bekamen, die ihrem Typus entsprachen. So entstanden Schwänke wie etwa 1967 "Meine Freundin Sibylle", der einzige DEFA-Film, in dem beide zusammen auftraten. Herricht spielt darin den "Reiseleiter Hurtig", der bei einer Kreuzfahrt "privilegierter DDR-Bürger" auf dem Schwarzen Meer allerlei Widrigkeiten "umschiffen" muss und dem ständigen Gemäkel des Hauptreiseleiters in der Person von Hans-Joachim Preil ausgesetzt ist. Zwei Jahre später folgte der Fernsehschwank "Tolle Tage", auch wieder mit ihm und Herricht als Reiseleiter Hurtig und Hauptreiseleiter Obermüller. Diesmal sollte im Film allerdings nicht das Fernweh bedient werden, die Geschichte spielte statt auf dem Schwarzen Meer in einer "Schneemannbaude" im thüringischen Katzhütte - und zwar an einem Silvestertag.
Das Ende des Humoristenduos
Als Rolf Herricht 1981 bei einer Vorstellung im Berliner Metropol-Theater verstarb, bedeutete dies zugleich das Ende des wohl erfolgreichsten Humoristenduos der DDR. In die Trauer über den verstorbenen Freund, den er stets liebevoll als Bruder angesprochen hatte, mischte sich bei Preil die Sorge um die eigene Zukunft. Wie sollte es für ihn weitergehen? Als Autor seiner Sketche hätte er sicher weiter schreiben können, wohl aber einen neuen Partner gebraucht. Und gerade das wollte er nicht, wie Schauspielerkollege Alfred Müller später berichtete. "Er hat sich nach dem Tod von Herricht immer geweigert, weiter zu machen in dieser Weise. Er wollte keine Wiederholung. Mit niemandem." Und Preil glaubte offenbar auch nicht daran, dass sich der Erfolg eines Duos in anderer Besetzung fortsetzen ließe.
Der Silvesterspaß "Ferienheim Bergkristall"
Es war für ihn eine glückliche Fügung, als das DDR-Fernsehen 1983 einen neuen Silvesterschwank an Stelle der bisherigen "Maxe Baumann"-Reihe suchte. Hans-Joachim Preil, der sich ja schon als Meister dieser Form von Unterhaltung erwiesen hatte, wurde gebeten, etwas Neues zu entwickeln. Preil orientierte sich an einer alten Idee, dem Stoff seines Filmes "Tolle Tage" aus dem Jahr 1969. Er schrieb einen Silvesterschwank, der an Silvester spielt. Im Mittelpunkt der Handlung steht Heimleiter Helmut Oberpichler. Ein Pedant, der versucht, Ordnung in das Chaos der Silvestervorbereitungen zu bringen. Sein Widerpart ist Alois Wachtel, der eigentlich bei der Post arbeitet, aber allzu gerne im Ferienheim aushilft. Und alles etwas gelassener angeht als Heimleiter Oberpichler. Alfred Müller brillierte in dieser Rolle, die er mit weichem Lausitzer Dialekt spielte.
Die erste Folge hieß "Silvester fällt aus". Sie wurde im Kulturhaus Zinnowitz vor Publikum aufgezeichnet und am 31. Dezember 1983, um 20 Uhr im 1. Programm des DDR-Fernsehens ausgestrahlt. Es wurde ein großer Publikumserfolg. Und so beschlossen die Fernsehverantwortlichen, aus diesem eigentlich nur einmaligen Spaß eine Lustspielserie zu machen, die schließlich bis 1989 das Silvesterprogramm des DDR-Fernsehens bereicherte. Preil schrieb das Drehbuch und führte bei den Schwänken Regie. In den letzten drei Jahren spielte er dann auch selbst mit, in der Rolle des Kellners Stiglitz.
Er hat dann an den Szenen innerhalb des Stücks so viel Spaß gefunden, dass er in den letzten Teilen nicht nur die Regie gemacht hat, sondern auch selber wieder mitgespielt hat als Kellner. Und die Szenen, die er da geschrieben hat mit uns beiden, sind eigentlich eine Weiterführung von Herricht und Preil. Ob er das nun wollte oder nicht.
Nach dem Ende der Fernsehkarriere
Im Februar 1991 wurde Hans-Joachim Preil vom DFF entlassen. Der damalige ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer empfahl ihm, endlich sein Rentnerleben zu genießen. Preil fühlte sich durch diese Behandlung gekränkt. Er fasste beruflich erst wieder Fuß, als er von 1993 an eine Radioshow in Berlin moderieren durfte. Zur selben Zeit wurden die alten Sketche, die er gemeinsam mit Rolf Herricht gespielt hatte, wieder populär und als CD verkauft. Seine Memoiren unter dem Titel "Aber, Herr Preil!" fanden zahlreiche Leser, seine Stücke werden auch heute noch an Theatern in Ostdeutschland gespielt. Die Verleihung der "Goldenen Henne" für sein Lebenswerk 1998 in Anwesenheit von Bundespräsident Roman Herzog wurde für ihn zur späten Genugtuung. Auch bei dieser Preisverleihung warb er noch einmal für sein Lebensmotto, das er auch in schwierigen Zeiten nicht vergessen hatte: "Bewahren Sie sich immer ein fröhliches Herz!" Ein Jahr später, am 2. November 1999, verstarb Hans-Joachim Preil im Alter von 76 Jahren.
Über dieses Thema berichtete der MDR im TV in "So lacht der Osten" 25.12.2017 | 19:50 Uhr
Dieser Artikel erschien 2011 und wurde 2024 ergänzt.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Aber, Herr Preil! - Der Künstler Hans-Joachim Preil | 24. Oktober 2024 | 23:10 Uhr