Chef-Indianer der DEFA Gojko Mitić: Einmal Indianer, immer Indianer
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11. Juli 2018, 15:36 Uhr
Der Schauspieler Gojko Mitić hat sich in seinem Leben als Stuntman, Regisseur, Autor, Moderator und Kameramann erprobt. In Erinnerung ist die Schauspiellegende aber vor allem durch seine Rolle als "Chef-Indianer" bei der DEFA geblieben. Mit gerade einmal 25 Jahren wurde er über Nacht mit seiner ersten Rolle als Indianer-Häuptling Tokei-ihto berühmt und ließ Frauenherzen fortan schmelzen.
Er hatte einfach alles: Glück, Geschick und Gespür und natürlich: gutes Aussehen. Als Gojko Mitić mit 20 Jahren und dem Wunsch, Sportlehrer zu werden, das heimatliche Dorf in Serbien, in dem er am 13. Juni 1940 geboren wurde, in Richtung Belgrad verließ, hätte über eine bevorstehende Filmkarriere wohl noch jeder geschmunzelt. Doch als an seiner Sporthochschule Komparsen für internationale Filmproduktionen gesucht wurden, hatte seine große Stunde geschlagen. Es dauerte nicht lange und der attraktive, durchtrainierte Mitić war im Geschäft.
Erste Hauptrolle als Wokadeh
Zunächst stand er als Stuntman und Double vor der Kamera, bald jedoch auch mit einer eigenen kleinen Rolle in einem Karl May-Film. Seine athletische Erscheinung und vor allem seine geschmeidige Körpergewandtheit machten ihn zum perfekten Indianer-Darsteller. Mit seiner ersten größeren Rolle als Schoschonen-Häuptling Wokadeh ("Unter Geiern", 1964) war Mitić auch der DEFA ins Auge gefallen, die zu dieser Zeit begann, in Jugoslawien eine Vielzahl von Indianerfilmen zu drehen. Er bekam seine erste Hauptrolle: Häuptling Tokei-itoh in "Die Söhne der Großen Bärin". Es war der Beginn einer Häuptlingskarriere, die ihresgleichen sucht. Und die DEFA hatte mit Mitić ihren neuen großen Star geboren. Sein Blick ließ einem das Blut gefrieren. Die Haltung, Rechtschaffenheit und Vorbildhaftigkeit seiner Figuren wurden vom begeisterten Publikum gern auf die Person Gojko Mitić übertragen: Er wurde zur Kultfigur und sein Image vom Indianerhäuptling geprägt.
Hans Mahlich, der Vater der Indianerfilme, hat praktisch alleine durchgesetzt, dass man bei der DEFA auch einen Indianerfilm dreht. Im Westen liefen schon die Karl May-Filme. Ich kam in den Raum, da saß die ganze Truppe, und er fragte mich schon in der Tür: 'Können Sie reiten?'
Versuchter Imagewechsel
Mitićs Versuche, diesem Image zu entkommen, sind nie ganz geglückt. Seine Rollen auf Theaterbühnen, in Science-Fiction-Filmen oder auch in der Victor-Hugo-Adaption "Die Liebe und die Königin", wo er neben Inge Keller spielte, halfen ihm nicht, den Indianer abzustreifen. Als Sänger beliebt, versuchte sich Mitić auch als Regisseur und Moderator ("Ein Kessel Buntes", 1980) und schrieb Drehbücher. Für knifflige Kameraeinstellungen, bei denen artistisches Können gefragt war, übernahm er auch schon mal den Part hinter der Kamera.
Einmal Indianer, immer Indianer. Das stimmt. Bis heute ist das so, dass man mich gerne erst mal so sehen möchte. Natürlich, ich habe versucht, immer aus dieser Schublade raus zu springen, auch die anderen Rollen gemacht und getan und mache immer noch. Aber Indianer bleiben. Aber das ist okay. Es ist nicht die schlechteste Schublade.
Großer Erfolg in Bad Segeberg
Nach der Wiedervereinigung wurde es vorerst still um den "Pierre Brice des Ostens". Mit nur kleinen Film-Rollen beschieden, wandte er sich bald wieder der Theaterbühne und seinem "Indianerdasein" zu: Von 1992 bis 2006 schlüpfte er in Bad Segeberg in die Haut des Winnetou – den er im Film übrigens nie spielte – und konnte damit an seinen Erfolg aus früheren Jahren anknüpfen. Nebenbei übernahm er zahlreiche Rollen für Film und Fernsehen, vor allem in TV-Serien. 2019 wurde Mitić von der DEFA-Stiftung mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt.
Die DEFA war mein künstlerischer Heimathafen Die Zuschauer haben mich einfach festgehalten - und ich bin immer noch da.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Riverboat | 03. Juli 2020 | 22:00 Uhr