Sozialistische Antwort auf den "Grand Prix" Der Intervision-Liederwettbewerb
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13. Mai 2023, 05:00 Uhr
Schlager? Können wir auch, dachten sich wohl die sozialistischen Bruderländer. Und so wurde der Intervision-Liederwettbewerb wohl als Antwort – oder gar als Gegenveranstaltung – auf den seit 1956 abgehaltenen "Grand Prix Eurovision de la Chanson", heute als Eurovision Song Contest (ESC) bekannt, organisiert.
Der Austragungsort war stets die Waldoper im polnischen Ostsee-Kurort Sopot. Mit dabei waren auch die Mongolei, Österreich und Finnland. Allerdings war dem sozialistischen kein langes Leben beschieden – die Premiere war 1977, 1980 war schon Schluss.
Seit wann gibt es den ESC?
1956 wurde zum ersten Mal der "Grand Prix Eurovision de la Chanson" im schweizerischen Lugano veranstaltet. Den ersten Platz belegte die Schweizerin Lys Assia mit dem Titel "Refrain". Seit 2001 wird der Wettbewerb in Deutschland Eurovision Song Contest (ESC) genannt. Mittlerweile ist die Musikveranstaltung ein TV-Großereignis der europäischen Rundfunksender mit bis zu 180 Millionen Zuschauern in ganz Europa.
Ost-Schlagerstars bei "Intervision"
Die "Intervision" ("International Radio and Television Organisation") war vergleichbar der "Eurovision" im Westen Europas. Es war ein Netzwerk der Fernsehanstalten der RGW-Staaten, aber auch der Rundfunkstationen von neutralen Staaten wie Finnland und Österreich. Bei der Veranstaltung, die aus dem seit 1961 alljährlich veranstalteten Schlagerfestival "Sopot Festival" hervorgegangen war, traten über die Jahre so ziemlich alle Sangeskünstler auf, die im Osten Europas einen klingenden Namen hatten: Alla Pugatschowa, Václav Neckář, Maryla Rodowicz, Zsuzsa Koncz, Frank Schöbel, Ute Freudenberg, Karel Gott und Helena Vondráčková.
Sänger aus dem kapitalistischen Ausland
Weil "Völkerfreundschaft" in sozialistischen Ländern stets ein Thema war, konnten auch nichteuropäische Künstler teilnehmen. So gaben beim Intervision-Liederwettbewerb, dem größten Songfestival Osteuropas, auch etliche Weltstars wie Demis Roussos, Kim Wilde oder Boney M. ihre Songs zum Besten. Der Auftritt von Beney M. 1979 mit dem Lied "Rasputin" wurde vom Ost-Fersehen herausgeschnitten – das Konzert wurde erst einen Tag später ausgestrahlt.
1980 wurde die Veranstaltung eingestellt. An ihre Stelle trat wieder die Schlagershow "Sopot Festival", die unter diesem Namen bis 2011 stattfand. Ab 2012 hieß die Veranstaltung dann "Top oft the Top" und wurde vom polnischen Fernsehsender Polsat organisiert. 2014 fand das Festival vorerst zum letzten Mal statt.
Eine erste Version des Artikels erschien im Mai 2018.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Eurovision's Greatest Hits | 16. Mai 2015 | 23:15 Uhr