Kulturkampf Eichsfeld gegen Preußen
Diese Mentalität des "zänkischen Bergvolks" sollte 200 Jahre später auch der preußische Staat zu spüren bekommen. Nach den Napoleonischen Kriegen kam das Eichsfeld zu Preußen, und das war protestantisch. Die preußischen Beamten versuchten nun den Katholizismus an allen Fronten zu bekämpfen. Doch die katholischen Eichsfelder widersetzten sich den protestantischen Preußen. Ein Kulturkampf. Wegen dieses Widerstands schloss Preußen das Eichsfeld von Infrastrukturmaßnahmen aus. Die Folge war eine Verarmung der Region. Besonders hart traf es die Orden und die katholischen Schulen. Überliefert ist, dass in Heiligenstadt zeitweise kein religiöses Leben mehr stattfand, weil sämtliche Pfarrer in preußischer Festungshaft saßen.
Widerstand aus dem Eichsfeld
Der Kulturkampf wird von Historikern als Wendepunkt in der Eichsfelder Geschichte gesehen. In dieser Zeit bildete sich das Selbstverständnis von einem katholischen Bollwerk gegen den Staat heraus. Es war weniger aktiver Widerstand, als eher passives, stures "nicht Bewegen", was auch später die sozialistischen Machthaber manchmal an den Rand der Verzweiflung trieb - immer dann, wenn sie merkten, dass sie mit dem staatlichen Repressionsapparat gegen die "stille" Vereinbarung der Eichsfelder, gegen diesen Staat zu sein, nicht ankamen.
Nach der Wende CDU-Hochburg
Nach der Wende von 1989/90 entwickelte sich das Eichsfeld zu einer politisch sicheren Bank für die Christliche Demokratische Union. Die CDU hatte schon zu DDR-Zeiten einen gewissen Einfluss, der nach Wende in politische Übermacht mündete. 90-Prozent-Ergebnisse sind bei Kommunal- und Bürgermeisterwahlen für die Union keine Seltenheit.
Das Eichsfeld ist noch immer katholisch geprägt, aber das moderne Leben hat Einzug gehalten. Viele Eichsfelder pendeln nach Hessen zur Arbeit. Junge Menschen verlassen die Region. Die Identifikation über den Widerstand gegen den sozialistischen Staat ist verloren gegangen. Jetzt kommt der Papst, was manche katholischen Eichsfelder zu der Aussage hinreißt, den Besuch habe man sich als "katholischster Landstrich unter all den anderen in Ostdeutschland verdient".