Die Ordensschmiede der DDR
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Der VEB Prägewerk Markneukirchen
06. Juni 2011, 11:51 Uhr
Im Prägewerk Markneukirchen wurden die zahllosen Orden und Abzeichen der DDR hergestellt. Fünf Tonnen Blech in jedem Jahr.
Markneukirchen ist eine kleine Stadt im Vogtland. In einem Fabrikgebäude aus der Gründerzeit wurden die Orden und Abzeichen der DDR hergestellt. "Besonders schlimm", erinnert sich die Stanzerin Renate Schreiter, "war es zu runden Republikgeburtstagen, wenn ein SED-Parteitag bevorstand oder die FDJ eines ihrer Festivals vorbereitete." Dann liefen im VEB Prägewerk Markneukirchen die Stanzmaschinen ohne Unterlass: 500.000 Abzeichen "Kollektiv der sozialistischen Arbeit", 600.000 Stück "Aktivist der sozialistischen Arbeit", 1,2 Millionen "Abzeichen für gutes Wissen". Aber irgendein Jubiläum war eigentlich immer.
Fünf Tonnen Blech pro Jahr
Das Sortiment umfasste über 400 verschiedene Auszeichnungen. Auftraggeber waren die SED und gesellschaftliche Organisationen wie die FDJ oder der FDGB. Am meisten aber orderte die Nationale Volksarmee in ihrer unersättlichen Gier nach Orden und Lametta. Insgesamt mehr als fünf Tonnen Abzeichen wurden im Drei-Schicht-System von den Mitarbeitern der "Präwema" jedes Jahr gestanzt.
Medaillen seit 1871
Alles begann im Jahr der Gründung des Deutschen Reiches 1871. Seither werden im Prägewerk Markneukirchen Orden und Abzeichen hergestellt. Zunächst fürs Kaiserreich und die Weimarer Republik, anschließend für das sogenannte "Dritte Reich" – die NSDAP bestellte in großen Mengen Parteiabzeichen für ihre Gefolgsleute. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgten die Verstaatlichung und eine Neuausrichtung der Produktion. Der ungewöhnlichste Orden, der in Markneukirchen hergestellt wurde, war von der Nationalen Volksarmee in den 1980er Jahren in Auftrag gegeben worden und galt als ein kleines Staatsgeheimnis - nur ausgesuchte Mitarbeiter durften mit seiner Herstellung betraut werden. Das geheimnisvolle Blech hieß "Blücherorden" und war für den Kriegsfall vorgesehen. Er hatte die Form eines Kreuzes und auf der Rückseite stand: "Für Tapferkeit".
Krisensicheres Gewerbe
Mit dem Ende der ausgezeichneten Republik musste die Produktion heruntergefahren werden, die Belegschaft schrumpfte von 380 auf knapp 100. Die Auftragslage ist heute aber wieder stabil. In der Ordensschmiede Markneukirchen werden jetzt vor allem Polizeisterne und Vereinsabzeichen geprägt. 2002 gab das Sächsische Innenministerium den "Sächsischen Fluthelfer Orden" in Auftrag und auch die Bundeswehr gehört seit einiger Zeit zum Kundenstamm in Markneukirchen. Deutsche Orden sind ein krisensicheres Gewerbe, durch alle Zeiten hindurch.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch in der TV-Doku "Die ausgezeichnete Republik": 05.12.2004 | 05:00 Uhr