Die letzte DDR-Regierung Markus Meckel - Minister für Auswärtige Angelegenheiten
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13. März 2018, 21:10 Uhr
In der DDR war er Pfarrer und Gründungsvater der Sozialdemokratie. Als DDR-Außenminister saß er bei den Zwei-plus-Vier-Gesprächen 1990 mit den Siegermächten am Verhandlungstisch. Und auch im vereinten Deutschland blieb er ein engagierter Außenpolitiker.
Vom Tellerwäscher zum sozialdemokratischen Gründungsvater – so kann man die Erfolgsgeschichte von Markus Meckel in der DDR erzählen. Der Sohn eines Pfarrers wächst in Ost-Berlin auf und begründet schon in jungen Jahren seinen Ruf als Rebell: Als er in der 10. Klasse allzu häufig über seine politischen Ansichten spricht, wird er der Schule verwiesen. Meckel möchte nun Missionar werden und besucht ein kirchliches Oberseminar in Potsdam. Von 1971 bis 1978 studiert er evangelische Theologie. Anschließend jobbt er zwei Jahre durch Ost-Berlin, verdingt sich unter anderem als Tellerwäscher auf dem Fernsehturm, liest nebenbei Hegel und Nietzsche.
Sozialdemokratischer Gründungsvater
Von 1980 an arbeitet er als Vikar, ab 1982 als Pfarrer in Vipperow. Ab 1988 leitet er eine Bildungsstätte in Niederndodeleben. Meckel engagiert sich schon früh in der Friedens- und Menschenrechtsbewegung. Zusammen mit seinem Freund Martin Gutzeit, will er, im Gegensatz zu anderen Bürgerrechtlern, die Oppositionsarbeit strukturieren: Ihrem hegelianischen Ideal folgend, dass nur eine funktionierende Partei Interessen durchsetzen könne, organisieren sie die Sozialdemokratische Partei (SDP) in der DDR.
Am 7. Oktober 1989 gründen sie diese im Pfarrhaus in Schwante – während im gut 40 Kilometer entfernten Berlin die Panzer zum 40. Jahrestag der DDR defilieren. Am politischen Übergang ist Meckel mitbeteiligt. Er sitzt am Runden Tisch und setzt sich für einen behutsamen Weg zur deutschen Einheit ein. Mit der Umbenennung der SDP in SPD im Januar kommen sozialdemokratische Streitigkeiten auf: Der populäre Ibrahim Böhme wird Vorsitzender und – entgegen der Absprachen mit Meckel – auch Spitzenkandidat für die Volkskammerwahl.
Die endet für die Partei mit 21,7 Prozent enttäuschend. Als Böhme am 1. April wegen Stasi-Vorwürfen zurücktritt, übernimmt Meckel vorübergehend den Parteivorsitz. Er strebt eine Koalition mit der Allianz für Deutschland an – gegen den Willen seiner Fraktion. Und auch bei der Parteibasis ist er nicht sehr beliebt. Vielen missfällt seine Kompromisslosigkeit, zuweilen werfen die Genossen ihm Eitelkeit und Profilierungssucht vor.
Mit den Siegermächten am Verhandlungstisch
Nach der Volkskammerwahl wird Meckel Außenminister und ist vor allem an den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen beteiligt. Er will eine aktive Rolle spielen, unterbreitet immer wieder eigene Vorschläge – zum Missfallen der anderen Außenminister. Die hatten für den DDR-Minister nur eine Statistenrolle vorgesehen. Dass Meckel dann an der Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrages nicht mitwirken kann, ärgert ihn bis heute: Die SPD-Minister treten am 20. August aus der Regierung aus, und somit ist nach 130 Tagen der Ausflug Meckels in die Weltpolitik beendet. Nach den Bundestagswahlen 1990 wird der Vater von sechs Kindern Abgeordneter mit Arbeitsschwerpunkt in der Außen- und Sicherheitspolitik.
2009 scheidet er aus dem Bundestag aus und wird 2013 Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. 2016 tritt er von diesem Posten zurück – nach einem langwierigen internen Streit über die künftige Ausrichtung des Volksbundes.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Die Staatsmacht, die sich selbst abschaffte. Die letzte DDR-Regierung im Gespräch", erschienen 2018 im © mdv Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale).
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im Fernsehen: MDR-Dok: Die letzte DDR-Regierung | 18.03.2018 | 22:25 Uhr