Heilmittel gegen Covid-19 Corona-Medikamente und Impfstoffe: Ältere Menschen kaum bei Tests dabei
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29. September 2020, 19:04 Uhr
Impfstoffe und Medikamente gegen Covid-19 werden viel zu wenig an Menschen über 65 getestet. Das zeigt eine neue Studie aus den USA. Und das, obwohl Corona für Ältere am gefährlichsten ist.
Ältere Menschen, besonders solche, die älter sind als 65 Jahre, werden kaum an den Tests von Corona-Medikamenten und Impfstoffen beteiligt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie aus den USA, die im Journal der American Medical Association (JAMA) erschienen ist. Demnach schließen die Designs der klinischen Studien ältere Menschen direkt oder indirekt von den Versuchen aus, obwohl die Senioren zu den am meisten durch Corona gefährdeten Gruppen gehören, kritisieren die Autoren.
Ältere Menschen überdurchschnittlich von Corona betroffen
Neun Prozent der Weltbevölkerung sind 65 Jahre alt oder älter. Unter den registrierten Corona-Infektionen liegt ihr Anteil weit höher. Laut der Studie gehören 30 bis 40 Prozent der Covid-19 Patienten zu den Älteren, bei den an oder mit dem Coronavirus gestorbenen Menschen sind es sogar 80 Prozent. Dennoch werden neue Medikamente gegen Corona an ihnen kaum getestet. Ältere würden wie so häufig bei medizinischer Forschung von den Versuchen direkt oder indirekt ausgeschlossen, schreiben Forscher vom Hebrew Senior Life Institute der Harvard Medical School in JAMA.
Die Autoren haben 847 klinische Studien ausgewertet, die im Portal der US-Regierung im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 registriert sind. Untersucht wurde, ob bei der Rekrutierung von Studienteilnehmern Kriterien vorhanden waren, die ältere Personen direkt oder indirekt ausschließen.
Über die Hälfte aller klinischen Studien schließt Ältere aus
So hatten 195 von 847 Studien (23 Prozent) eine ausdrückliche Begrenzung des maximalen Alters. Andere Versuche setzten den Zugang zu bestimmten Technologien (bsp. Smartphones und Internet) voraus oder schlossen bestimmte Vorerkrankungen aus. So sei das Risiko bei 53 Prozent der klinischen Studien hoch, dass Menschen über 65 Jahre ausgeschlossen würden.
Bei den 232 Phase-III Studien von Corona-Medikamenten hatte knapp die Hälfte ein hohes Risiko, Ältere auszuschließen. Bei den Tests von Impfstoffen seien sogar alle Forschungsprojekte betroffen, bemängeln die Forscher.
"Viele klinische Tests schließen die Älteren aus, weil erheblich mehr Zeit und Planung nötig sind, sie einzubeziehen. Da spielen Kostengründe eine entscheidende Rolle. Außerdem haben Impfungen bei Älteren mehr Nebenwirkungen - diese festztustellen würde aber das Zulassungsverfahren bei der FDA verlängern", kritisiert Churl-Su Kwon von der Icahn School of Medicine in Bezug auf die Situation in den USA. "Ältere sind aber stark betroffen von COVID-19, deshalnb sollten sie in alle klinischen Studien zur Behandlung oder zu Impfstoffen einbezogen werden müssen. Dies sollte vorgeschrieben und notwendig sein."
Tests an Älteren erst ab Phase-II
Ein Stück weit liegt der Ausschluss von Älteren allerdings in der Natur der Sache. Bei ihnen ist das Risiko von Nebenwirkungen am größten. Deswegen werden Tests an dieser Gruppe erst gemacht, wenn Stoffe bei gesunden und jungen Menschen keine Nebenwirkungen zeigen. Der Corona Impfstoff aus Dessau etwa soll an älteren Menschen frühestens in der Phase-II getestet werden, wenn er die erste Phase mit Teilnehmern zwischen 18 und 55 Jahren ohne Komplikationen besteht.
"Das ist aber ein normales Vorgehen bei der Prüfung von Arzneimitteln, da immer versucht wird eventuelle Risiken vor einer Verwendung des Impfstoffes bei Risikogruppen zu erkennen", sagt der Virologe Andreas Neubert vom Dessauer Impfstoffhersteller IDT Biologika. "Die Tests werden also in gesunden Probandengruppen begonnen und dann bei guter Kenntnis der Reaktion des Organismus auf eine Impfung auch auf Risikogruppen erweitert." Der Wirkstoff werde aber auf jeden Fall auch an älteren Menschen getestet. "Es muss natürlich sicher gestellt werden, dass der Impfstoff für Personen über 65 Jahre nicht nur sicher, sondern auch wirksam ist. Diese Prüfungen sind sehr umfangreich und werden sorgfältig geplant und durchgeführt. Wenn der Impfstoff diese Anforderungen erfüllt, wird er auch für ältere Personen mit Begleiterkrankungen zugelassen."
(ens)
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