Die Geschichte der ungarischen "Zigeunerkapellen" reicht weit in die Vergangenheit der Musikerfamilien. Die Bezeichnungen “Zigeunerkapellen“ bzw. „Zigeunerweisen“ sind hier keinesfalls abwertend konnotiert. Es handelt sich um historische Begriffe, die einen Musikstil beschreiben, der Einflüsse von ungarischer Volksmusik, der Musik der Roma sowie des klassisch-romantischen Repertoires miteinander verschmilzt.
In Fotoalben und Privatarchiven werden die musikalischen Vorfahren der beiden Violinisten lebendig. Für Barnabás war der Großvater, der Primás Pali Pertis, die größte Inspiration in seinem Leben. Stolz erzählt er, dass Pertis möglichweise für Maurice Ravels berühmte Rhapsodie "Tzigane" Pate gestanden hat. Überhaupt hat dieser Musikstil die europäische Kunstmusik seit dem 18. Jahrhundert enorm bereichert. Schon Joseph Haydn komponierte "all’ongarese". Zeugnisse sind das Rondo seines Klaviertrios G-Dur bzw. der Finalsatz seines D-Dur-Klavierkonzerts. Einflüsse des ungarisch-"zigeunerischen" Stils* finden sich im 19. und 20. Jahrhundert bei vielen europäischen Komponisten von Schubert und Brahms über Liszt bis zu Sarasate. Lajos Sárközi Jr. ist in der siebten Generation Musiker, sein Urgroßvater Mátyás Csányi war Jazzmusiker und spielte mit Oscar Peterson. Fast jeden Abend spielt Sárközi Jr. mit seinem Ensemble im historischen Ambiente des "Százéves", dem ältesten Restaurant Budapests, das 1831 in einem Barockpalais nahe der Elisabethbrücke gegründet wurde. Sie spielen auswendig, schöpfen dabei aus einem riesigen Repertoire. Gern nehmen sie spontane Wünsche der Gäste entgegen. Alles wird gespielt, vom Csárdas bis zu Bachs Chaconne. Die Begeisterung des Publikums kennt keine Grenzen.