Katharina Schmidt saß bis 2023 für die Grünen im Kreistag; dann trat sie aus der Partei aus, weil sie immer weniger mit der Politik der Bundespartei anfangen konnte.
Thomas Imber ist Vorsitzender des Schützenvereins "Schleusinger Schützengilde 1474 e.V." und kann verstehen, dass sich die Menschen eine Alternative zu den etablierten Parteien suchen. Aus seiner Sicht tun das viele, weil sie der Ampelkoalition einen Denkzettel verpassen wollen. Und auch er selbst fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Versprechungen, wie zum Beispiel Ziele im Wohnungsbau seien nicht eingehalten worden. Seine Auftragslage als Bauingenieur ist stark eingebrochen.
Bei vielen hat sich Frust aufgestaut. Sichtbar wird dies montags auf dem Marktplatz. "Wir sind das Volk" lautet die Parole der Montagsspaziergänger, die hier einmal die Woche ihre Demonstration veranstalten. Frank Schelhorn ist einer von ihnen. In seiner Freizeit pflegt er die Obstbäume auf seinen Streuobstwiesen. Das Vertrauen in Parteien und Rechtsstaat hat er verloren, als die Grundrechte während der Corona-Pandemie eingeschränkt wurden.
In Hildburghausen ist das schwindende Vertrauen in die etablierten Parteien besonders auffällig – bei der Stadtratswahl im Mai konnte die CDU aufgrund von Mitgliederschwund gar nicht mehr antreten; im Kreistag bekamen Wählerbündnisse doppelt so viele Stimmen wie noch 5 Jahre zuvor.
In einer von Krisen geprägten Zeit sind es die großen Themen, die die Menschen bei ihrer Wahlentscheidung beeinflussen: Der Krieg in der Ukraine, die schleppende Aufarbeitung der Corona-Politik der Bundesregierung, Inflation und Energiekrise, Migration und Klimawandel. Viele in Hildburghausen denken anders über diese Themen als das politische Berlin oder auch die städtisch geprägte Presse. Doch eine Diskussion darüber, so fühlt es sich für viele an, sei kaum noch möglich. Was sich die Bürgerinnen und Bürger trotz allem wünschen: dass die Menschen wieder miteinander ins Gespräch kommen, unabhängig von ihren politischen Überzeugungen.