Olympische Spiele Ein Rückblick auf Olympia 2024 durch die mitteldeutsche Brille
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12. August 2024, 14:01 Uhr
Die Olympischen Spiele 2024 sind Geschichte. Und der Blick auf den Medaillenspiegel hinterlässt im deutschen Lager einen faden Geschmack. Doch wie schlugen sich sie mitteldeutschen Athleten bei den Festspielen in der Stadt der Liebe?
Blickt man objektiv auf die Ausbeute, muss man dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ein historisch schlechtes Ergebnis attestieren. Mit 33 Medaillen, darunter 12 Goldmedaillen, belegt Deutschland nur den zehnten Platz im Gesamtranking aller Nationen und zementiert damit das schlechteste Ergebnis seit 1952. Zum Vergleich: Bei den Spielen in Tokio 2021 waren es noch 37 Medaillen – allerdings auch nur 10 goldene.
"Wir sind mit einem anderen Ziel in diese Spiele gestartet", gab Olaf Tabor, Leistungssportvorstand beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), selbstkritisch zu. Mit etwas mehr Spielglück wäre die ein oder andere Medaille mehr drin gewesen. Viele vierte und fünfte Plätze seien zwar durchaus ein Beleg sehr guter Leistungen, doch "da haben wir die eine oder andere Medaille liegen gelassen." Aber wie haben sich die mitteldeutschen Athleten in den vergangene drei Wochen geschlagen? Eine Bilanz.
Hochs und Tiefs im Wasser
Den ersten sichtbaren Erfolg für das deutsche Team fuhr Lukas Märtens in seiner Parade-Disziplin über 400 Meter Freistil ein. Der Goldjunge vom SC Magdeburg schwamm ein dominantes Rennen und sicherte sich die begehrte Medaille und damit seinen Platz in den Geschichtsbüchern. Anschließend gab es auch noch eine Liebeserklärung an die "schönste Stadt der Welt." Auch für Teamkollegin Isabel Gose gab es im Pariser Becken Grund zur Freude. Über 1.500 Meter Freistil legte die 22-Jährige die drittschnellste Zeit hin und schnappte sich Bronze.
Für den dritten Magdeburger, Florian Wellbrock, gingen die Paris Sommerspiele hingegen mit mehreren Enttäuschungen zu Ende. In den beiden Rennen über 800- und 1500-Meter-Freistil schaffte es der 26-Jährige nicht über die Vorläufe hinaus. Über 10 Kilometer Freiwasser reichte es für den Olympia-Sieger von 2021 nur zu Platz acht. "Wir sind im Moment einfach nur ein bisschen fassungslos und traurig," gab Wellbrocks Coach Bernd Berkhahn offen zu.
Team-Disziplinen als Medaillenmagnet
Hinten raus wurde es zwar richtig eng für Tom Liebscher-Lucz (KC Dresden) und seine drei Kollegen Max Rendschmidt, Max Lemke und Jacob Schöpf. Doch ein hauchdünner Vorsprung von vier Hundertstelsekunden sicherte dem deutschen Kajak-Vierer Gold.
Ganz so weit nach oben auf dem Treppchen ging es für die favorisierten Bahnrad-Teamsprinterinnen nicht. Das Trio um Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich stand am Ende nur mit Bronze da und konnte die Enttäuschung nur schwer verbergen. Die gebürtige Magdeburgerin Pauline Grabosch zieht dennoch eine positive Bilanz: "Es ist eine Medaille. Wir haben so hart dafür gekämpft. Es sind viele Weltrekorde gefahren worden. Es fahren viele Mädels unheimlich schnell. Chapeau an die anderen beiden Teams."
Und auch für Michelle Kroppen (SV GutsMuths Jena) gab es Grund zu jubeln. Im Mixed-Doppel-Bogenschießen gewann sie mit ihrem Team-Kollegen Florian Unruh die Silbermedaille.
Handball- und Hockey-Männer jeweils Zweite
Einer der prägendsten Momente dieser Spiele gehörte sicherlich dem in Sachsen-Anhalt aufgewachsenen Handball-Shootingstar Renars Uscins, der mit seinem Wunder-Tor eine Sekunde vor Ablauf der regulären Spielzeit die Verlängerung gegen Frankreich erzwang und damit den Weg der deutschen Mannschaft ins Finale ebnete. Dort musste sich das Team um die vier mitteldeutschen Profis Marko Grgic (ThSV Eisenach), Luca Witzke (SC DHfK Leipzig), Tim Hornke und Lukas Mertens (beide SC Magdeburg) zwar Dänemark mit 26:39 (12:21) deutlich geschlagen geben, doch die Silbermedaille ist den Athleten sicher.
Ebenfalls Silber gab es für die deutschen Hockey-Männer um die beiden gebürtigen Köthener Martin Zwicker und Hannes Müller.
Volleyball: Mit Brehme und Maase bis ins Viertelfinale
Für die Volleyballer reichte es nicht bis zu den Medaillen-Spielen. Im Viertelfinale verlor das DVV-Team trotz 2:0-Führung noch im Tiebreak gegen Gastgeber Frankreich. Etwas unglücklich verpassten die Deutschen damit die erste Olympiamedaille für die Bundesrepublik. Dennoch einen starken Auftritt zeigten der Leipziger Anton Brehme sowie der Dresdner Lukas Maase.
Der für das polnische Team Jastrzebski Wegiel spielende Brehme avancierte trotz einer Gesichtslähmung zu einem der besten Mittelblocker des gesamten Turniers. Auch Maase ist längst zu gut für die deutsche Bundesliga, er spielt für Chaumont Volley-Ball 52 in Frankreich.
Überraschender Erfolg im Judo und Sprint
Denn bisher größten Erfolg ihrer Karriere konnte Judoka Miriam Butkereit vom SV Halle einfahren. In der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm unterlag die 30-Jährige, die bis dato noch nie eine Medaille bei einem Großereignis erkämpfen konnte, einzig im Finale der favorisierten Weltranglistenersten Barbara Matić aus Kroatien. Dennoch war Butkereit in der Mix-Zone nach dem Kampf untröstlich und vergoss "Tränen der Enttäuschung" aus denen dann "irgendwann hoffentlich Tränen der Freude werden könnten."
Tränen vergoss der stets gutgelaunte Leo Neugebauer nach seinem Auftritt im Zehnkampf keine. Stattdessen zeigte sich der gebürtige Görlitzer nach seinem zweiten Platz zufrieden und dankbar. "Das bedeutet mir einfach alles, das hier vor so vielen Fans, Familie und Freunden geschafft zu haben. Ich danke allen, es hat so viel Spaß gemacht." Zwar ging Neugebauer als Gold-Favorit in den Wettkampf, doch mit Silber scheint der 24-Jährige gut leben zu können.
Für einen Coup sorgte die 4x100-Meter-Staffel der Frauen mit Rebekka Haase aus dem sächsischen Zschopau. Das Quartett, komplettiert durch Alexandra Burghardt, Lisa Mayer und Gina Lückenkemper, rannte unerwartete zu Bronze.
Nichts zu holen im Boxring
Für die einzige deutsche Boxerin in Paris, Maxi Klötzer, ab es keinen Grund zum Jubeln. Trotz Ambitionen und Medaillenhoffnungen verabschiedet sich die Kämpferin vom BC Chemnitz 94 bereits in Runde eins.
Auch Pauline Schäfer-Betz (KTV Chemnitz) erwischte kein gutes Turnier in Paris. Die Weltmeisterin von 2017 musste ihren Traum vom Finale im Schwebebalken bereits in der Qualifikation begraben. Nach einer von Verletzungen geplagten Vorbereitung schaffte die 27-Jährige das Comeback auf die olympische Bühne, mehr war ihr nach mehrere Wacklern und einer Wertung außerhalb der Top Acht allerdings nicht vergönnt.
Erfolgsgeschichten des SC Magdeburg
Mit viel Stolz kann der SC Magdeburg sportübergreifend auf seine Athleten blicken. Neben den bereits erwähnten kehren auch Sharon van Rouwendaal (Freiwasser 10km / Niederlande / Gold), Magnus Saugstrup (Handball / Dänemark / Gold), Moesha Johnson (Freiwasser 10km / Australien / Silber) und Sergey Hernandez (Handball / Spanien / Bronze) mit Edelmetall zurück in ihre sportliche Heimat.
Karriereende für Dauser
Ohne Happy End verabschiedet sich der Wahl-Hallenser Lukas Dauser von der internationalen Bühne. Nach seinem WM-Gold im vergangenen Jahr und der Silbermedaille von Tokio wollte der 31-Jährige in Paris Gold angreifen – doch nur 44 Tag nach einem Muskelbündelriss im rechten Bizeps fehlte dem Athleten sichtlich die Wettkampf-Routine, um ganz an die Spitze zu gelangen. Am Ende wurde es Rang sieben.
Der entscheidende Fehler unterlief Dauser, als sein Fuß den Barren berührte. "Nach dem Ding war mir klar, dass es vorbei ist. Das merkt man direkt." Doch von Verbitterung keine Spur. "Ich habe mehr erreicht in meiner Karriere als ich mir erträumt habe. Auf mich warten neue Aufgaben. Ich werde Papa, und ich werde dem Sport erhalten bleiben. Ich freue mich auf die Zukunft und auf das, was kommt."
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