Fußball | Regionalliga Nach Jena vs. Lok: Waren das Platzverweise, Herr Schiedsrichter?
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16. September 2024, 13:46 Uhr
Ein spätes Tor und einige Platzverweise haben das Regionalliga-Spitzenspiel Jena gegen Lok zu einem emotionalen Aufreger gemacht. Waren die Platzverweise berechtigt? Wir haben bei einem Fachmann, dem Ex-Bundesliga-Schiedsrichter und NOFV-Schiedsrichterbeobachter Harald Sather, nachgefragt.
Das Spitzenspiel der Regionalliga Nordost war am vergangenen Sonntag (15. September 2024) auch der Aufreger des Spieltags. Der bisherige Tabellenführer Carl Zeiss Jena verlor gegen den neuen Spitzenreiter Lok Leipzig 0:1. Nicht nur das Gegentor in der 90.+5. Minute ließ das Jenaer Stadion beben. Auch zwei Platzverweise gegen Jenaer Spieler und später auch noch für Coach Henning Bürger ließen die Emotionen hochkochen.
Richter und Weinhauer fliegen vom Platz
Was war passiert? In der 75. Minute flog der Jenaer Joel Richter nach einem Foul gegen Zak Paolo Piplica am 16er mit Gelb-Rot vom Platz. Richter trifft in der Situation zwar den Ball, tritt Piplica aber auf den Fuß. In der 82. Minute kam Jenas Erik Weinhauer gegen Lok Leipzigs Laurin von Piechowski zu spät, erwischte statt dem Ball den Gegenspieler und muss ebenfalls mit der Ampelkarte vom Platz. In der Nachspielzeit und nach dem Gegentor sah dann auch noch FCC-Trainer Henning Bürger nach wiederholtem Meckern Gelb-Rot.
Lindemann: "Ob beide Situationen Gelb-Rot waren ...?"
Waren die Platzverweise von Schiedsrichter Henry Müller gegen Richter und Weinhauer berechtigt? "Dazu möchte ich nichts sagen, das bringt nichts", sagte FCC-Coach Henning Bürger direkt nach dem Spiel. "Das kostet nur unnötig Geld. Ich bin da emotional auch noch ein bisschen angefasst." Sport-im-Osten-Experte und Ex-Jena-Präsident Lutz Lindemann äußerte sich dagegen skeptisch: "Ob beide Situationen Gelb-Rot waren, weiß man nicht. Du musst es akzeptieren." Und auch Jochen Seitz, Trainer des siegreichen FCL, war sich nicht sicher: "Die zweite Gelb-Rote war für mich eine, die erste ist so eine Zwitter-Situation. Die kann man geben, muss aber nicht."
Ex-Bundesliga-Referee Sather: "Zweite Szene ist klar"
Zu den Entscheidungen vom Cottbusser Referee Henry Müller haben wir bei Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Harald Sather nachgefragt. Der 64-Jährige hat eine klare Meinung, zumindest zum Platzverweis gegen Weinhauer: "Die zweite Szene ist klar, der Spieler kommt zu spät und zieht voll durch", sagt Sather zum Foul in der 82. Minute: "Das ist klar Gelb-Rot. Wenn man schon Gelb hat, muss man zurückziehen, darf das Risiko nicht eingehen."
Foul von Richter "ist eine schwierigere Situation"
Und wie sieht es beim Platzverweis gegen Richter aus? Sather, der Schiedsrichter-Beobachter für den Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) und Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses beim Sächsischen Fußball-Verband (SFV) ist, sagt: "Das ist eine schwierigere Situation. Ich kann mir vorstellen, dass manche Schiedsrichter hier Gnade vor Recht ergehen lassen." Eine Fehlentscheidung sei die Runterstellung des Jenaers aber nicht: "Der Spieler spielt zuerst den Ball, tritt dann aber deutlich auf den Fuß. Hinzu kommt, dass der Spieler vorbelastet ist. Da muss er sich zurücknehmen." Sowohl zu Richter als auch zu Weinhauer sagt Sather: "Die haben schon Gelb und müssen entsprechend vorsichtiger agieren."
Sather, der am vergangenen Wochenende beim Regionalliga-Spiel Chemie Leipzig gegen den VFC Plauen einen vergleichsweise ruhigen Nachmittag erlebte, würde in seinem Bericht als Schiedsrichterbeobachter des Spiels Jena gegen Lok die Platzverweise dem Schiedsrichter jedenfalls nicht ankreiden: "Ich würde nicht an die Karten rangehen. Die zweite Karte ist ein Muss, die erste ist nicht falsch."
Dirk Hofmeister
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SPORT IM OSTEN | 15. September 2024 | 13:10 Uhr
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