Fußball | Jubiläum Trainerlegende Hans-Ulrich Thomale wird 80
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06. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Er war ein unglaublicher Motivator, hatte Witz, aber auch die nötige Empathie. In den 80er Jahren führte er Wismut Aue in den UEFA-Cup und Lok Leipzig ins Europacup-Endspiel. Am 6. Dezember wird Hans-Ulrich Thomale 80.
Er ist eine lebende Trainerlegende und sein Name wird immer mit dem Einzug des 1. FC Lok Leipzig ins Finale des Cups der Pokalsieger 1987 verbunden bleiben: Hans-Ulrich Thomale ist am Freitag (6. Dezember) 80 Jahre alt geworden.
Rhetorik und Empathie
Der Jubilar galt als guter Rhetoriker, der unheimlich motivieren konnte, aber auch immer einen Witz auf den Lippen hatte. Thomale fasste seinen Job als Trainer vor wenigen Jahren so zusammen: "Die Kunst eines Trainers besteht nicht nur in der menschlichen Führung einer Mannschaft. Er muss Belastung und Erholung in ein gutes Verhältnis zu bringen." Und das konnte er, sein Ex-Spieler Frank Baum lobte den früheren Trainer für dessen "Empathie für die Spieler".
Thomale führt Wismut Aue in den UEFA-Cup
Am 6. Dezember 1944 erblickte Hans-Ulrich Thomale in Sörnewitz bei Meißen das Licht der Welt. Nach einer Fußballer-Karriere unter anderem bei der BSG Stahl Riesa, für die er 14 Oberliga-Spiele bestritt, ging es bereits mit 26 Jahren an die Seitenlinie. Zunächst als Nachwuchstrainer in Halle und Jena. Sein Wechsel zur BSG Wismut Aue 1981 erwies sich für den Verein und den Coach als Glücksgriff. In der Saison 1984/85 schaffte er mit den Veilchen Platz vier in der DDR-Oberliga und damit den Sprung in den UEFA-Cup. Doch das Duell gegen Dnepr Dnepropetrowsk erlebte Thomale nicht mehr, weil er zum 1. FC Lok Leipzig delegiert wurde.
Europacup-Endspiel, FDGB-Pokal und Vize-Meisterschaft mit Lok Leipzig
Diese erste Liaison in Leipzig sollte fünf Jahre halten. Schon in der ersten Spielzeit holte der 1. FC Lok den FDGB-Pokal. Der Weg danach im Cup der Pokalsieger sollte erst im Endspiel gegen Ajax Amsterdam enden. Legendär dabei das Halbfinal-Rückspiel gegen Girondins Bordeaux vor über 100.000 Zuschauern im Zentralstadion. Keeper René Müller verwandelte den letzten, entscheidenden Elfmeter. "Das war eine super Zeit mit einer super Mannschaft", erinnert sich Thomale.
Und dabei hatten große Teile der Mannschaft, bis auf die Nationalspieler, nach einem Trainingslager in der Sowjetunion mit Ruhr viele Tage im Krankenhaus in Leipzig zubringen müssen. Vielleicht war das auch die Geburtsstunde für diese starke Saison, als Lok auch noch den Vizemeister-Titel errang. "Wahrscheinlich deswegen ist die Mannschaft noch näher zusammengerückt", so Thomale später. Nach einem weiteren Pokalsieg und einer weiteren Vize-Meisterschaft endete das Kapitel Lok Leipzig für Thomale 1990. In den Nachwendewirren hatten viele Oberliga-Spieler, auch bei Lok, die Bundesliga im Kopf. In der DDR-Oberliga lief es nicht mehr, nach einer Heimniederlage gegen Stahl Brandenburg warf der Trainer hin.
"Jahrhunderttrainer" beim Grazer AK
Nach der Wende folgten zunächst Stationen in Kassel, wo er ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzog, und Homburg. Erfolgreich arbeitete Thomale, dessen Trainer-Abschluss im vereinten Deutschland nicht anerkannt wurde, von November 1993 bis 1996 beim Grazer AK. 1995 stieg er in die erste Liga auf, schaffte danach die Qualifikation für den UEFA-Cup. Später wurde er dort zum Jahrhunderttrainer gekürt. Über den Umweg Uerdingen und ein kurzes Gastspiel in China kam Thomale 1998 noch einmal zurück nach Leipzig, zum VfB, der gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen war. Doch auf Platz zwei liegend endete das Intermezzo bereits im Frühjahr 1999.
Schutzengel: Thomale überleben Tsunami
Nach Plauen, Erfurt und wieder Kassel sorgte das Jahr 2004 für ein einschneidendes Ereignis fernab des Fußballs. Thomale und seine Frau Regine überleben schwer verletzt das Tsunami-Unglück in Thailand. Seine Frau blieb tagelang verschollen und musste ins künstliche Koma versetzt werden. "Wir hatten viele Schutzengel", erklärte Thomale später. 2005 überstand er noch eine Krebsbehandlung. Die Trainerkarriere aber war beendet. Was für die Fans des DDR-Fußballs aber immer bleiben wird, ist die Sternstunde des 1. FC Lok Leipzig 1987. Herzlichen Glückwunsch zum 80., Hans-Ulrich Thomale!
SpiO
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 07. Dezember 2024 | 14:00 Uhr
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