Jubiläum Turn-Olympiasiegerin Maxi Gnauck wird 60
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10. Oktober 2024, 05:00 Uhr
Sie war mehrfache Weltmeisterin im Turnen, holte mit 15 Jahren den Olympiasieg in Moskau 1980 und beendet schon mit 20 ihre Karriere. Am Donnerstag wird die einstige Weltklasse-Athletin Maxi Gnauck 60.
Wenn Maxi Gnauck die Augen schließt, kann sie immer noch ihre komplette Erfolgsübung am Stufenbarren turnen. "Das ist so im Kopf drin", sagt die Olympiasiegerin von 1980. Real aber beschränken sich ihre turnerischen Fähigkeiten aufs Vormachen von Handstand oder Radschlagen, "wenn es sein muss, ansonsten erkläre ich sehr gut", schildert die Berlinerin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Heute (10. Oktober 2024) wird die frühere Weltklasse-Turnerin 60 Jahre alt.
Feier im Familienkreis
Zur Feier ihres runden Geburtstages ganz im Familienkreis mit Mutter und Geschwistern sowie deren Kindern in der Nähe von Berlin verlässt Maxi Gnauck mal wieder ihre Wahlheimat Schweiz. "Das ist wirklich nur familiär", sagt sie.
Schon seit 2005 arbeitet die bislang letzte deutsche Turn-Olympiasiegerin in der Eidgenossenschaft. Als Schweizerin fühle sie sich dennoch nicht, weil sie das Schwyzerdütsch nicht beherrsche. "Man ist so nah an Deutschland dran, dass man sich nicht direkt als Ausländer fühlt", sagt Maxi Gnauck.
Wechsel in die Schweiz nach Aus in Norderstedt
Nach sechs Jahren im Nordschweizerischen Kunst- und Gerätturnzentrum Liestal ist sie seit zwölf Jahren Cheftrainerin im Gym Center Emme in Utzenstorf im Kanton Bern. Dort trainiert sie auf Vereinsebene Kinder ab der Altersklasse von sieben und acht Jahren bis hin zu jungen Erwachsenen. Die besten Turnerinnen würden in ein regionales Leistungszentrum wechseln. "Wir behalten hier die Turnerinnen, die gerne turnen wollen, vielleicht nicht so talentiert sind, ein paar Schwächen haben. Die turnen dann im Amateurbereich", erläutert die einstige Weltklasse-Athletin.
Dass die mehrmalige Welt- und Europameisterin überhaupt den Weg ins Ausland gewählt hat, lag an der Schließung des Kunstturnzentrums in Norderstedt unweit von Hamburg. Dort hatte sie mit ihrem damaligen Freund 1993 eine Anstellung gefunden, sie aber nach elf Jahren wieder verloren. Über die Verbindung zu ihrem früheren Berliner Vereinskollegen Roland Brückner, der 1980 in Moskau Boden-Olympiasieger geworden war und bereits in Liestal arbeitete, kam Maxi Gnauck dann in die Schweiz. "Es hat gerade gepasst und man macht so einen Schritt nicht, wenn alles läuft."
Keine Ambitionen auf Traineramt in Deutschland
Dort hat sie ihr berufliches Glück gefunden und keine Ambitionen, als Trainerin in den Leistungssport oder nach Deutschland zurückzukehren. Es würde sie zum Beispiel nicht reizen, Bundestrainerin zu werden, sagt die erste deutsche Turnerin, die im Jahr 2000 in die Hall of Fame des Turnens aufgenommen wurde. "Und jetzt schon gar nicht mehr, wo ich 60 werde. Ich habe jetzt noch fünf Jahre zu arbeitet und kann mir nicht vorstellen, nochmal unbedingt woanders anzufangen, weil mir das Kollegium gefällt, mit dem ich zusammenarbeite. Das ist gerade perfekt", betont die studierte Sportwissenschaftlerin.
Wie es zum vorzeitigen Karriereende kam
Perfektion bestimmte über viele Jahre hinweg ihre sportliche Karriere. Mehrmals bekam sie die damals noch vergebene Traumnote 10,0. Neben dem Olympiasieg 1980 am Stufenbarren mit gerade einmal 15 Jahren stehen fünf Weltmeister- und sieben Europameister-Titel in ihrer Vita sowie zahlreiche weitere Medaillenränge. 1985 war dann Schluss - früher als geplant. "Mein Ziel war, zu turnen bis ich 21 bin. Das habe ich nicht geschafft, ich war dann 20 und wurde in der Zeitung schon als Turn-Oma betitelt", erzählt sie.
Rücktritt auch wegen mentaler Probleme
Nun verrät Maxi Gnauck, dass das vorzeitige Ende ihrer Laufbahn neben damaligen Rückenblessuren auch mit mentalen Problemen zu tun hatte. "Ich habe das letzte halbe Jahr mehr mit der Angst zu kämpfen gehabt als vorher. Angst vor Elementen, vor schwierigen Übungen", berichtet sie. Statt bei der WM 1985 bestritt sie ihren letzten Wettkampf bei den vorangegangenen Europameisterschaften und gewann dort unter anderem noch den Titel am Stufenbarren.
Anschließend hätte sie eine Auszeit nehmen müssen, und dann wäre ihr die Vorbereitung auf die WM zu kurz gewesen, sagt Gnauck. Überdies habe das Verhältnis zu ihrem Trainer gelitten, weil sie wegen ihrer Angst nicht richtig trainiert habe: "Ich hätte nicht gewusst, wie ich die Vorbereitung auch mit meiner Angst in der Kürze der Zeit bewältigt hätte."
dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 10. Oktober 2024 | 07:40 Uhr
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