Schwimmen | Olympia 2024 Märtens, Wellbrock und Gose - Magdeburger Medaillenhoffnungen für Olympia
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17. Juli 2024, 11:18 Uhr
Im 28-köpfigen deutschen Schwimmteam für Olympia sind auch sieben mitteldeutsche Athleten. Und darunter ein paar echte Medaillenfavoriten aus Magdeburg. Was können die Elbestädter in der Stadt an der Seine holen?
Noch ist Bernd Berkhahn entspannt. "Da kommt noch keine große Nervosität auf", sagt der Schwimm-Bundestrainer bei seinem Besuch Anfang der Woche im Studio von SACHSEN ANHALT-HEUTE in Magdeburg. Dabei sind es nur noch wenige Tage, bis sich der Erfolgstrainer mit seinen Schützlingen zum Höhepunkt des Jahres aufmacht. Bereits am Sonntag (21.07.2024) reisen Berkhahn und sein 28-köpfiges Schwimmteam zu den Olympischen Spielen nach Paris. Nicht einmal eine Woche später stehen die ersten Beckenwettkämpfe an. Und dann wird auch Berkhahn das Kribbeln spüren. "Direkt vor den Wettkämpfen geht es auch bei mir langsam los."
Bundestrainer Berkhahn nach Höhentrainingslager: "Sehr zufrieden"
Dabei kann der 53-Jährige vor allem mit Vorfreude auf Olympia schauen. Denn in seinem Team sind auch ein paar echte Medaillenfavoriten. Und mit Isabel Gose, Lukas Märtens und Florian Wellbrock trainieren drei davon unter Berkhahn in Magdeburg. "Mit den dreien bin ich momentan sehr zufrieden", hat der letzte Formcheck des Bundestrainers kurz vor der Olympia-Abreise ergeben.
Berkhahn weiß gut, wie es um die Leistungsfähigkeit seines Teams bestellt ist. Die Schwimmer und das ganze Trainerteam kommen frisch aus dem Höhen-Trainingslager in der spanischen Sierra Nevada. Insgesamt neun Wochen quälten sich die deutschen Stars in diesem Jahr schon in der Höhe, gerade erst waren sie fünf Wochen auf über 2.000 Metern. "Das ist das Mittel der Wahl", sagt Berkhahn zu den trainingsmethodischen Hintergründen: "Andere Nationen beneiden uns darum."
Unter Berkhahn 2021 vier Olympiamedaillen
Die Erfolge geben Berkhahn recht. Die medaillenlose Zeit der deutschen Schwimmer scheint endgültig vorbei zu sein. Bei den Olympischen Spielen 2021 fischten seine Athleten vier Medaillen aus dem Wasser, die Vorzeige-Schwimmer Märtens (drei Medaillen aus den letzten drei Weltmeisterschaften), Gose (drei Medaillen bei drei WM-Starts 20224) und Wellbrock (Olympiasieg, zehn WM-Medaillen) liefern regelmäßig ab.
Märtens mit Weltjahresbestzeit zu Olympia
So fahren Märtens, Gose und Wellbrock auch mit einigen Ambitionen nach Paris. Gleich in der ersten Medaillenentscheidung der Schwimmer könnte Märtens Edelmetall einsammeln. Der 22-Jährige hält über 400 Meter die Weltjahresbestzeit, verpasste im April den 15 Jahre alten Weltrekord von Paul Biedermann nur knapp. "Die Mitfavoritenrolle zu haben, ist okay. Damit kann ich umgehen", sagt der 22-jährige glühende Fußballfan des 1. FC Magdeburg ("Ich bin Clubfan durch und durch.").
Märtens: "Ich muss gar nichts"
Berkhahn weiß: "Wenn man als Weltbester zu den Olympischen Spielen fährt, ist man vermeintlich auch Favorit." Der Bundestrainer mahnt aber auch: "Die Gesetze bei den Olympischen Spielen werden anders geschrieben. Da ist nichts sicher." Märtens Vorteil? "Mental ist er richtig stark", so Berkhahn. Und cool ist er: "Ich sage nicht, dass ich das Ding gewinnen muss. Ich muss gar nichts", so der gebürtige Magdeburger.
Gose: Vier persönliche Bestzeiten 2024
Mentale Stärke zeichnet auch Isabel Gose aus. Die 22-Jährige sammelte jüngst bei der WM in Doha drei Medaillen auf den umkämpften Freistilstrecken. "Die Konkurrenzsituation international bei den Frauen ist sehr groß", erklärt Berkhahn. "Aber Isabel hat immer wieder gezeigt, dass sie für Bestzeiten gut ist." Allein in diesem Jahr stellte sie neue persönliche Bestmarken über 200 Meter, 400 Meter, 800 Meter und 1.500 Meter auf.
Gose selbst schaut ebenfalls optimistisch auf die Sommerspiele und die eigene körperliche und mentale Verfassung: "Ich habe extrem viel Sicherheit gewonnen", erklärt sie. "Nicht nur in meinen Strecken, sondern auch in den ganzen Abläufen. Ich habe eine Routine entwickelt, in der ich mich sehr wohlfühle", sagt sie. Und dann ergänzt sie: "Das nehme ich alles mit nach Paris."
Wellbrock: Mit der letzten Chance zum Olympiaticket
Und auch Wellbrock kann einiges mit nach Paris nehmen. Er hat bereits die Erfahrung von zwei Olympiamedaillen, in Tokio gewann er im Freiwasser und wurde im Becken Dritter über 1.500 Meter. Der 27-Jährige zeigte in diesem Jahr Nervenstärke, als er sich bei der WM in Doha im allerletzten Rennen noch mit Rang zwei über 1.500 Meter das Olympiaticket sicherte. Der erfolgsverwöhnte Wellbrock musste in diesem Jahr aber auch ein Tal durchschwimmen. Der gebürtige Bremer, der bereits 2022 nach einer Corona-Infektion lange Zeit ausfiel, konnte teilweise seine Leistungen nicht abrufen, nach der WM wurde bereits über Gründe für die Erschöpfung spekuliert.
Wellbrock: "Bin gut vorbereitet"
Kurz vor Olympia gibt Wellbrock aber grünes Licht: "Ich bin gut vorbereitet." Unklar ist allerdings weiterhin, ob die Freiwasserwettkämpfe mit Blick auf den Eiffelturm auf der Seine stattfinden können oder etwas außerhalb von Paris im sauberen Wasser der Kanustrecke. Die schlechte Wasserqualität im Seine-Fluss sorgte erst kürzlich für Negativ-Schlagzeilen, am Mittowch dann stieg die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo höchstpersönlich ins Wasser und schwomm demonstrativ ein paar Meter.
"Mittlerweile wird über einen Plan B offen kommuniziert", so Wellbrock: "Wir bereiten uns auf ein knallhartes 10-Kilometer-Rennen vor. Ob das dann auf der Strecke der Kanuten passiert oder auf der Seine ist mir egal."
Berkhahn: "Kindheitstraum"
Bis zum Freiwasser-Start von Wellbrock fließt auch noch ordentlich Wasser die Seine entlang. Erst am 9. August macht sich der Magdeburger zum Angriff auf die Olympiamedaille über 10 Kilometer bereit. Wellbrock könnte den Schlusspunkt setzen hinter eine erfolgreiche Paris-Reise der deutschen Schwimmer. Dann sicher auch mit etwas Nervosität bei Berkhahn. Und der Erkenntnis beim Bundestrainer: "Bei Olympischen Spielen dabei zu sein und Sportler dahin zu begleiten, ist ein Kindheitstraum. Wenn man einmal daran geschnuppert hat, lässt man nicht davon ab."
Die sieben mitteldeutschen Athleten für Paris
- Isabel Gose (Freistil: 200 m, 400 m, 800 m, 1500 m, 4x200 m/SC Magdeburg)
- Leonie Märtens (400 m, 1500 m Freistil, 5-km-Freiwasser/SC Magdeburg)
- Laura Riedemann (4x100 m Lagen/SV Halle)
- Lukas Märtens (200 m, 400 m Freistil; 200 m Rücken; 4x100, 4x200 m Freistil/SC Magdeburg)
- Timo Sorgius (4x200 m Freistil/ SSG Leipzig)
- Marek Ulrich (100 m Rücken/SSG Leipzig)
- Florian Wellbrock (800m, 1500 m Freistil, 10 km Freiwasser/SC Magdeburg)
Dirk Hofmeister
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 16. Juli 2024 | 19:30 Uhr
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