Eisschnelllauf Claudia Pechstein beendet ihre Karriere
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10. März 2025, 11:20 Uhr
Nach dem Ende ihres Millionen-Streits mit dem Eislauf-Weltverband ISU hat Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein ihr Karriereende bekanntgegeben.
Claudia Pechstein beendet mit 53 Jahren ihre glanzvolle Eisschnelllauf-Karriere. Elf Tage nach dem versöhnlichen Abschluss ihres Millionen-Streits mit dem Eislauf-Weltverband ISU erklärte die Berlinerin am Montag (10. März 2025) in ihrer Heimatstadt den Rücktritt vom Leistungssport - und hängte symbolisch zwei Schlittschuhe an zwei Kleiderhaken.
"Es reicht jetzt. Ich habe immer gesagt, wenn alles vorbei ist, höre ich auf. Damit kann ich die Schlittschuhe jetzt an den Nagel hängen", sagte die fünfmalige Olympiasiegerin und sechsmalige Weltmeisterin. Künftig wolle sie als Trainerin und Beraterin weitermachen. "Ich stehe also noch auf dem Eis, aber nicht mehr als Sportlerin."
"Fall Pechstein" nach 16 Jahren beendet
Am vergangenen Montag hatten Pechstein und ihr Lebensgefährte Matthias Große sowie einen Tag später auch die ISU bekanntgegeben, dass der Rechtsstreit um Schadenersatz und Schmerzensgeld mit einer außergerichtlichen Einigung nach mehr als 16 Jahren beendet wurde. Die Berlinerin hatte wegen einer 2009 verhängten Doping-Sperre auf eine Summe von rund 8,4 Millionen Euro geklagt.
"Ich habe mich schon lange nach dem Moment gesehnt, dass der Fall vorbei ist", sagte Pechstein nun. Über die Details der laut ISU "gütlichen Einigung" bewahrten beide Seiten Stillschweigen.
"Die ISU würdigt die sportlichen Leistungen von Frau Pechstein und begrüßt ihren künftigen Beitrag zur Entwicklung der Athleten und des Eisschnelllaufsports", teilte der Weltverband mit. Damit war der Weg frei für den Rücktritt. Sie fühle sich "vollständig rehabilitiert", erklärte Pechstein: "Die Gerechtigkeit hat gesiegt."
Große: "Unfassbar unvorhergesehener Erfolg"
Große, Präsident der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG), hatte eingangs von einer "für uns historischen Pressekonferenz" gesprochen. Laut dem 57-Jährigen sei der "große Kampf mit einem am Ende unfassbar unvorhergesehenen Erfolg" zu Ende gegangen. Zu dem "Deal" mit der ISU werden sich beiden Seiten weiter nicht äußern, bekräftigte Große: "Dazu ist alles gesagt."
Im prallgefüllten Presseraum saß unter anderem auch Boxtrainer-Legende Ulli Wegner, der Pechstein zu einem "historischen Tag" gratulierte. "Du bist etwas Besonderes", richtete der 82-Jährige sein Wort an die Rekord-Olympionikin: "Dieser Sieg ist nicht nur für dich, sondern für den gesamten deutschen Sport wichtig gewesen."
Dopingvorwurf der ISU
Die fünffache Olympiasiegerin befand sich seit 2009 in einem juristischen Marathon durch Sport- und Zivilgerichte, um ihren sportlichen Ruf wiederherzustellen. Die Fortsetzung des bereits 2015 am Oberlandesgericht München begonnenen Prozesses hatte ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Juni 2022 möglich gemacht.
Ausgangspunkt des jahrelangen Rechtsstreits war eine von der ISU verhängte Zweijahressperre wegen Blutdopings auf der Grundlage unzulässig hoher Retikulozyten-Werte. Die Probe war bei der Mehrkampf-WM im März 2009 genommen worden.
"Angeborene Blutkrankheit" als Ursache
Pechstein hatte Doping stets bestritten und die erhöhten Werte mit einer "angeborene Blutkrankheit" erklärt. Tatsächlich wurde bei ihr eine vererbte Blutanomalie festgestellt. Auch nach Ablauf ihrer Sperre blieben die Retikulozyten-Werte höher als erlaubt, Sanktionen erfolgten jedoch nicht mehr.
Nachdem der internationale Sportgerichtshof CAS die Sperre des Weltverbandes im November 2009 bestätigt hatte, startete Pechstein ihren Prozess-Marathon, unter anderem wurde der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) angerufen.
Einzigartige Karriere
1991 bestritt Pechstein ihr erstes Weltcup-Rennen. Es war der Auftakt zu einer einzigartigen Karriere. 1995 feierte sie ihren ersten von insgesamt 34 Siegen in der Serie, 2017 ihren letzten. Als einzige Frau startete sie - trotz des unfreiwilligen Fehlens 2010 in Vancouver - seit 1992 bei acht Olympischen Winterspielen, gewann neun Medaillen, davon fünfmal Gold. Dazu kommen sechs WM-Titel sowie sechs Weltrekorde.
Bei ihren letzten Olympischen Spielen 2022 in Peking belegte sie kurz vor ihrem 50. Geburtstag noch einmal den neunten Platz im Massenstart. "Ich glaube, ich habe gezeigt, dass ich in meinem Alter noch leistungsfähig bin. Das haben mir wenige zugetraut. Ich bin da sehr, sehr stolz auf mich", hatte sie damals gesagt.
43. deutscher Meistertitel vor zwei Jahren
Doch klar war auch in China schon, dass Pechstein international nicht mehr um Podestplätze mitlaufen konnte. 2023 hatte sie ihren 43. deutschen Meistertitel gewonnen. Zum Auftakt der nun zu Ende gehenden Winter-Saison hatte sie auch wegen des Prozesses gegen die ISU auf einen Start bei den nationalen Titelkämpfen verzichtet und anschließend erstmals seit 2011 auch kein Weltcup-Rennen mehr bestritten.
SpiO/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 10. März 2025 | 17:45 Uhr
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