Bob | Weltcup in Altenberg Beef im Bob, Part 2: Friedrich-Anschieber Margis künftig im Lochner-Schlitten
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05. Dezember 2024, 14:32 Uhr
Eigentlich freut sich Bob-Pilot Francesco Friedrich auf die am Freitag beginnende Weltcup-Sason auf seiner Heimbahn in Altenberg. Eigentlich. Denn ein Schlitten-Wechsel seines Stamm-Anschiebers trübt die Vorfreude.
Die Aufregung um einen möglichen Anschieber-Wechsel bei den deutschen Bob-Männern ist gerade ein paar Wochen alt, da sorgt ein tatsächlicher Schlitten-Wechsel für ordentlich Wirbel. Thorsten Margis, der im Bob von Francesco Friedrich viermal zu Olympia-Gold fuhr, wechselt zu Friedrichs bayrischem Kontrahenten Johannes Lochner.
Friedrich: "Mit Hansi verbrüdert"
Das wurde auf einer Pressekonferenz am Donnerstag (5. Dezember 2024) in Altenberg bekannt. Rekord-Champion Friedrich sagte einen Tag vor dem Weltcup-Auftakt auf der sächsischen Bahn einigermaßen verärgert: "Thorsten hat sich nach der Saison entschieden aufzuhören. Und dann hat er sich mit Hansi verbrüdert und fährt im kommenden Jahr mit Hansi." Demnach soll der 35-jährige Margis vor allem in der Olympia-Saison 2025/2026 bei Lochner zum Einsatz kommen. "Wahrscheinlich aber schon dieses Jahr, wenn er fit wird", so Friedrich.
Margis: "Nur noch Querelen und Spaltung"
Margis begründete seinen Entschluss, sich im Frühjahr vom Friedrich-Team zu lösen bei SACHSEN-ANHALT HEUTE im MDR FERNSEHEN damit, "dass es mir keinen Spaß macht im Team. Das habe nach der Saison auch Franz gesagt. Dass es im Team schwierig war, hat er auch gemerkt. Zu viele Nebenschauplätze." Der Mann aus Halle/Saale ergänzt: "Es waren nur noch Querelen und Spaltung, da habe ich mir gedacht, 'das muss ich mir nicht antun'. 18 Wochen im Jahr mit Leuten, die meine Anwesenheit nicht schätzen und ich ihre nicht", so Margis, der im Dezember 2014 erstmals einen Weltcup gewann. Seinen langjährigen Piloten Friedrich nimmt Margis dabei aus der Kritik: "Zwischen Franz und mir ist nichts passiert. Wir sind im Guten auseinander."
In der Saisonvorbereitung hatte ein mutmaßlicher Abwerbeversuch von Friedrich aus dem Lochner-Schlitten bereits für Missstimmung im Bob-Lager gesorgt: Der Sachse hatte sich im Sommer mit Georg Fleischhauer getroffen. Dabei soll es laut Friedrich "im Rahmen eines Perspektivengesprächs" darum gegangen sein, "ob Hansi überhaupt weitermacht und was auf uns zukommen würde, wenn nicht", rechtfertigte sich der Oberbärenburger Top-Athlet damals.
Friedrich: "Er hat viel Know How"
Der Wechsel seines Stamm-Anschiebers der letzten Jahre, mit dem er nicht nur zu vier Olympiasiegen sondern auch zu zehn WM-Titeln raste, wurmt Friedrich nun allerdings schon: "Er hat viel Know How. Er wusste schon am meisten, wo der Hase langläuft. Es ist schon sehr speziell, das muss man zugeben", so Pilot Friedrich.
Bundestrainer René Spies erwartet, dass der Wechsel das Klima in der Nationalmannschaft ändern könnte. "Zwischenmenschlich ist das jetzt vielleicht etwas getrübt. Dass es Richtung Olympia härter wird, ist auch klar. Es geht aber letztlich um Gold. Franz will Gold gewinnen. Und Hansi will auch Gold gewinnen."
Margis: "Im April wieder anfangen"
Das bestätigt auch Margis: "Das Ziel Olympiasieg muss man haben, wenn man das schon erreicht hat", so der Top-Anschieber, der für sich folgenden Comeback-Plan definiert hat: "Ziel ist, mich in der Wintersaison so in Form zu bringen, dass ich im April wieder anfangen kann, richtig loszulegen. Da bin ich auf einem guten Weg". Im Herbst 2025 will er dann "in Hansis Viererschlitten kommen."
Viertschnellster Deutscher nun im Friedrich-Bob
Den Margis-Platz im Friedrich-Bob hat seit dem Sommer ein Top-Leichtathlet eingenommen. Simon Wulff – mit 10,06 Sekunden immerhin viertschnellster deutscher 100-Meter-Sprinter aller Zeiten – geht mit Friedrich beim Heim-Weltcup in Altenberg an den Start. Und Friedrich freut sich deshalb auch auf den Start in den Winter. Und auch, weil die Altenberg-Bahn Friedrichs Heimatbahn ist: "Es ist der schönste Weltcup, aber nicht der einfachste", sagt der Sachse.
Bundestrainer Spies erwartet von seinen Piloten Friedrich, Lochner und auch Adam Ammour sowohl im Zweier am Samstag als auch im Vierer am Sonntag Podestplätze.
Bundestrainer Spies: "Sportlich ein Wahnsinniger"
Und, noch einmal auf den Margis-Wechsel angesprochen, hat Spies auch Verständnis für die Entscheidung des Anschiebers: "Wer Thorsten kennt, weiß, dass er sportlich gesehen ein Wahnsinniger ist. Er sucht immer neue Herausforderungen. Mit Franz hat er sportlich alles erreicht. Vielleicht war ein Gedanke, es mit einem neuen Piloten zu versuchen. Und mit ihm Gold zu gewinnen", so der Bundestrainer. Das wollte Friedrich nicht so stehen lassen: "Vielleicht will Thorsten aber auch unbedingt Silber gewinnen", so der verbale Konter des Rekord-Champions.
Dirk Hofmeister
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 05. Dezember 2024 | 19:00 Uhr
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