Coaching-Projekt in Berlin Jobvermittlung für Autisten
Hauptinhalt
18. März 2024, 10:35 Uhr
Juelz Zenner ist Autistin. Immer wieder hat sie deshalb ihre Arbeit verloren. Nun lässt sie sich von einem Coaching-Projekt aus Berlin helfen. Deren Ziel: Die Jobchancen für Autisten verbessern.
Autismus bei Kindern wird heute meist frühzeitig erkannt. Erwachsene aber wissen oft nicht, dass sie Autisten sind. Sie sind im Job fleißig, gründlich und genau, aber die Kollegen finden sie komisch und der Chef mag sie nicht, weil die Kommunikation irgendwie schwierig ist. Und so sind überproportional viele Autistinnen und Autisten arbeitslos. Das Coaching-Projekt "Diversicon" aus Berlin will Autisten zurück in den Beruf begleiten.
Das Gefühl einer gewissen Distanz
Juelz Zenner ist ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin und hat zusätzlich noch Modejournalismus und Medienkommunikation studiert. Sie hatte schon viele Jobs, verlor diese aber schnell wieder. Reizüberflutung machte ihr immer wieder das Leben schwer. Sie habe schon immer das Gefühl einer gewissen Distanz gehabt, die sie aber nicht verstehen konnte. Der häufige Jobverlust hat Juelz Zenner verunsichert. Im zweimonatigen Gruppencoaching lernt sie, wie sie besser damit umgehen kann und wo ihre besonderen Fähigkeiten liegen. Auch der Austausch in der Gruppe ist hilfreich.
Uns gemeinsam austauschen zu können, was für uns Autismus bedeutet, welche Gemeinsamkeiten wir haben, wo wir uns unterscheiden, das hat mir als autistische Person neues Selbstbewusstsein gegeben.
Ein Startup hilft bei der Arbeitssuche
Das Startup-Projekt in Berlin begleitet Menschen mit den unterschiedlichsten Ausprägungen von Autismus. Projektleiterin Sally Maria Ollech unterstützt die Autisten bei der Jobsuche. Abgestimmt auf deren Vorstellungen geht sie gezielt auf die Unternehmen zu. Doch auch Unternehmen können hier nach Mitarbeitern mit speziellen Fähigkeiten suchen. Finanziert wird das intensive Coaching von Jobcenter, Arbeitsagentur oder Rentenversicherung. Ziel ist der erste Arbeitsmarkt.
Sally Maria Ollech begleitet die neuen Arbeitnehmer je nach Bedarf, trainiert sie am zukünftigen Arbeitsplatz und informiert Vorgesetzte und Teams über Autismus.
Das Umfeld reagiert dann viel verständnisvoller und ist dann auch interessiert für die Andersartigkeit. Es kommt zu spannenden Gesprächen und Austausch, und meist ändert sich die gesamte Teamkommunikation ändert. Die wird häufig sehr viel ehrlicher und direkter.
Juelz Zenner arbeitet nun intensiv daran, aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen und wieder einen Job zu haben, der zu ihr und ihrer Form von Autismus passt.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt – Das Magazin | 10. März 2019 | 08:00 Uhr