Sonntag | 21.01.2024 Thomas Billhardt - unser Gast im Sonntagsbrunch
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"Ich habe gelebt und gesehen",
sagt Thomas Billhardt. Der Mann, dessen Sichten den Blick von Generationen auf und in die Welt geprägt haben. Denn Thomas Billards Fotos aus Vietnam oder Kuba, aus Chile oder der Sowjetunion, aus Italien oder auch dem Braunkohletagebau waren in allen Zeitschriften der DDR zu sehen - und später auch international, als sichtbar wurde, dass der Mann aus Chemnitz, der sich immer mit seiner Kamera als Dokumentarist und nicht als Künstler verstanden hatte, mit einem besonderen Blick auf die Situationen schaute, die er fotografierte.
Sein Blick ist ein humanistischer, ein menschenfreundlicher, ein mitfühlender. Egal ob es Punker am Alex in Berlin waren, die er mit ein paar Tricks und einer besonderen Kamerahaltung vergessen ließ, dass er sie fotografierte, oder die Großmutter, die im Vietnamkrieg ihr totes Enkelkind beweint.
Sie wollten Heldenbilder, ich habe aber die Opfer fotografiert. Wer nicht weint, liebt nicht, lebt nicht.
Die Fotos aus dem Vietnamkrieg haben Thomas Billhardt weltweit bekannt und berühmt gemacht, und in ihm Erinnerungen an seine Kindheit im zerstörten Chemnitz nach dem Krieg wach gerufen. Diese Zeit und Ereignisse, prägen ihn bis heute, wenn er mit 87 sein Lebenswerk betrachtet. Ein Werk, das längst von der renommierten Galerie CameraWork weltweit sichtbar gemacht wird.
Gerade entdecke ich Bilder, die ich vergessen hatte, weil sie nicht gezeigt werden durften in der DDR. Die neue Technik und die Arbeit der Galerie machen ganz neue Sichten möglich.
Besondere (Ein-)Sichten
Mit diesem Blick entdeckt der Mann, der mehr als sechs Jahrzehnte lang als Augenmensch unterwegs war, seine eigenen Arbeiten selbst wieder neu und beginnt zu verstehen, warum Sammler seine Fotos als Kunstwerke sehen -nicht nur als Zeitdokumente. Ein großes Glück seien diese Momente des Entdeckens und Neusehens, sagt Thomas Billhardt, der immer noch der bescheidene Mann ist, der einfach lebt und sieht, und der seine besonderen Sichten wie seine Einsichten teilt.
Ich bin kein Künstler, sondern Dokumentarist. Ich wollte immer die graue Maus sein, die nicht auffällt, damit ich wahrhaftige, nicht gestellte Fotos machen kann.